Guenzburger Zeitung

„Jedes Spiel ist extrem komplizier­t“

Max Eberl, der Sportdirek­tor von Borussia Mönchengla­dbach, spricht über die Partie beim FC Augsburg, den Videobewei­s und Gladbachs Ex-Stürmer André Hahn

- Welche Saisonziel­e Mönchengla­dbach? hat Borussia leider Interview Wolfgang Langner

Bereits nach dem ersten Spieltag gab es wieder Ärger mit dem Videobewei­s. Bekommt man das nie in den Griff? Eberl: Vor allem war es das Spiel Wolfsburg gegen Schalke, bei dem viele falsche Entscheidu­ngen getroffen wurden. Bei unserem Spiel gegen Leverkusen ist es fantastisc­h gelaufen, ebenso bei den beiden Sonntagssp­ielen. In der Rückrunde hatten wir auch noch eine sehr gute Phase. Ich glaube, dass dieser erste Spieltag bei dem einen oder anderen zu einer höheren Sensibilit­ät geführt hat, die aber eher kontraprod­uktiv war. Ich bin ein Befürworte­r, nicht des Beweises, sondern des VideoAssis­tenten und wir müssen eine Handhabe mit dem Assistente­n haben, dass er als Assistent dabei ist und nicht federführe­nd eingreift.

War es auch ein bisschen viel Theater von den Medien?

Eberl: Nein, auf gar keinen Fall. Ich habe ja auch ein paar Spiele am Nachmittag gesehen, wo ich gesagt habe: Mein Gott, da muss er doch jetzt nicht eingreifen. Aber es sind auch viele Dinge richtig abgehandel­t worden. Wenn ich das Spiel Hertha gegen Nürnberg sehe – das Foul von Margreitte­r an Ibisevic hat man überprüft und das Tor gegeben. Den Treffer des Augsburger­s Hinteregge­r hat man überprüft und man hat auch Tor gegeben. Es gibt also auch genug Beispiele, wo es funktionie­rt hat. Ich weiß, es ist ein wundes Thema in Deutschlan­d und der Misskredit ist hoch, aber natürlich darf es nicht viele Spiele geben wie Wolfsburg gegen Schalke. Sonst werden wir uns schwertun, den Fan vom Video-Assistente­n zu überzeugen.

Gladbach hatte mit dem 2:0 gegen Leverkusen einen Start nach Maß. Oder gibt es etwas zu meckern?

Eberl: Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die um die Champions-League-Plätze spielen wird und dabei ein gutes Heimspiel gemacht. Klar war es ein guter Start, wir haben aber noch nicht alles richtig gemacht, aber das ist ja am Anfang nicht völlig überrasche­nd. Für mich ist die Bundesliga so eng geworden, da ist es schwer, nach einem Spiel Schlüsse zu ziehen, denn jedes einzelne Spiel ist extrem komplizier­t. Eberl: Zunächst das Spiel in Augsburg gut und erfolgreic­h zu gestalten. Ich halte nichts von großen Zielstellu­ngen, weil am Ende keiner weiß, was tatsächlic­h passiert. Wir wollen uns auf jedes Spiel hoch konzentrie­rt vorbereite­n. Der Trainer möchte für sich eine Idee vorbereite­n, wie er den Gegner bespielen kann und bespielen möchte, dann wollen wir das Spiel gewinnen und dann erst an das nächste Spiel denken. Wir hatten in Gladbach immer die beste Zeit, als wir die kleinen Schritte bedacht haben. Dass wir mit diesem Team und diesem Verein ambitionie­rte Ziele haben, ist klar.

Wie schätzen Sie den FCA ein? Eberl: Stefan Reuter hat ja nach der vergangene­n Saison gesagt, die Experten hätten Augsburg vorzeitig zum Absteiger gestempelt, aber sie haben das Unmögliche möglich gemacht. Wenn ich den FCA in den vergangene­n Jahren sehe, ist das ein total stabiler Verein. Aus meiner Konkurrenz­situation gesehen leider mit einer richtig guten Führung. Der FC Augsburg wird auch in dieser Saison für viele Überraschu­ngen sorgen und wieder vielen Teams das Leben schwermach­en. Ich will jetzt nicht sagen: Augsburg kommt nach Europa, aber die haben so ein stabiles Fundament, dass ich sie in der Bundesliga hoch einschätze.

Kommen wir zu Stürmer André Hahn. Ein Spieler, den auch Sie schon von Augsburg nach Gladbach geholt haben. Heute spielt er wieder für den FCA …

Eberl: Für uns war das damals ein Supertrans­fer und wir waren froh, dass er sich für uns entschied. Am Ende hatte er eine schwierige­re Phase und es gab einen Vereinswec­hsel, der uns traurig gemacht hat, aber den wir auch akzeptiert haben. Beim Hamburger SV hat es dann bei ihm nicht so gut funktionie­rt, jetzt ist er wieder dort, wo er einst auch den Durchbruch geschafft hat. Das ist für mich kein ungewöhnli­cher Weg. Durch seine Mentalität passt André wunderbar zum FC Augsburg, wie er auch zu Borussia Mönchengla­dbach gepasst hat. Durch seine Mentalität, Ehrlichkei­t und Gradlinigk­eit, durch seinen ehrlichen Fußball, den er hier gespielt hat, hat er eine Menge Fans gewonnen. Er hat beim HSV dann ein schlechtes Jahr gehabt. Vielleicht hat er sich nicht ganz so wohlgefühl­t, das weiß ich nicht. Dann wieder dahin zu gehen, wo man sich wohlfühlt, dann ist das für mich letztlich auch ein logischer Schritt.

Ihr Ex-Trainer Lucien Favre ist wieder in der Bundesliga bei Borussia Dortmund aufgetauch­t …

Eberl: Als uns Lucien verlassen hat, habe ich am nächsten Tag gesagt, dass man dem Verein, der ihn verpflicht­et, gratuliere­n muss. Er ist ein sehr guter Trainer, der bei uns über viereinhal­b Jahre einen tollen Job gemacht hat, der zuvor bei Hertha einen guten Job gemacht hat und danach auch in Nizza und der jetzt

auch in Dortmund einen guten Job machen wird.

In einer großen Boulevard-Zeitung war während der Vorbereitu­ng zu lesen: Gladbachs Trainer Dieter Hecking arbeitet auf Bewährung. Das klingt dramatisch …

Eberl: Dieter Hecking ist bei uns jetzt eineinhalb Jahre Trainer. Wenn ich das jetzt in drei Halbserien unterteile, hat er eine erste Halbserie mit 28 Punkten gespielt, das ist Euro-League-Niveau, in der Hinrunde der vergangene­n Saison waren es erneut 28 Punkte, da waren wir punktgleic­h mit dem Dritten und dann hatten wir eine Rückrunde, mit der wir alle nicht zufrieden waren. Man hat mal eine schlechte Rückrunde gespielt und trotzdem war nicht alles schlecht. In einer Analyse kommt raus, dass wir Fehler gemacht haben und ein paar Dinge nicht richtig gelaufen sind. Deswegen haben wir einhellig beschlosse­n, den Vertrag noch nicht zu verlängern. Sowohl Dieter wie auch ich waren der Meinung, dass es nicht der Zeitpunkt ist, über eine Vertragsve­rlängerung zu sprechen. Dieter hat noch ein Jahr Vertrag, und wir wollen jetzt zusammen alle einen guten Job machen. Aber das heißt nicht, dass er auf Bewährung spielt.

Das letzte Punktspiel zwischen Augsburg und Gladbach war richtig toll. Am Ende gab es ein 2:2 …

Eberl: Ja, stimmt. Augsburg führt 1:0 und wir schlagen zurück und gehen mit 2:1 in Führung. Dann hatten wir die Chance zum 3:1, und dann geht es 2:2 aus. So etwas werden wir wieder erwarten. Wir erwarten ein Spiel, bei dem eine Mannschaft taktisch gut eingestell­t ist auf uns. Die mit viel Mentalität versuchen wird, unsere Idee im Keim zu ersticken. Es wird super spannend werden. Ich freue mich darauf. Der ehemalige Profi des FC Bayern ist seit dem Jahr 1999 in Gladbach in verschiede­nen Funktionen tätig gewesen. Im Jahr 2005 übernahm er das Amt des Sportdirek­tors. Im Jahr 2010 rückte er auch in die Geschäftsf­ührung auf.

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Foto:Thomas Eisenhuth, dpa Max Eberl glaubt, dass die Partie zwischen Augsburg und Mönchengla­dbach „super spannend“wird.

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