Zu gut für die Tonne
Die wunderschönen heißen Sonnentage haben uns einen außergewöhnlichen Sommer beschert. Sogar an der Ostsee hatte man das Gefühl, am italienischen Meer zu sein. Was für die einen viel Genuss bedeutet, war für die Landwirte eine große Sorge. Es gab nicht genug Regen, die Pflanzen waren zu schnell reif oder wuchsen nicht mehr weiter, das Gras ist verbrannt und kein Futter mehr für die Tiere.
In früheren Zeiten hätte das zu Lebensmittelknappheit und eventuell zu Hungersnöten geführt. Wir haben immer noch mehr als genug zu essen. So viel, dass laut einer Statistik jeder von uns im Durchschnitt 83 Kilometer Lebensmittel wegwirft und insgesamt mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr vernichtet werden. Das ist doch erschreckend, denn viele der Lebensmittel sind noch essbar, aber nicht der „Norm entsprechend“oder kurz vor dem Verfallsdatum. Wir haben eine zu große Auswahl und wollen daher nur das Beste. Ich bin froh, dass es da gerade bei den jungen Leuten eine Gegenbewegung gibt. So seltsam es klingt, diese Menschen nennen sich Essensretter – das heißt, sie „retten“Lebensmittel aus der Tonne oder bewahren sie davor, in die Tonne geworfen zu werden. Tagtäglich am Abend gehen sie zu den Containern der Supermärkte und durchsuchen die Tonnen nach noch essbaren Lebensmitteln. Diese werden dann entweder selbst genutzt oder an bestimmten Sammelstellen an andere abgegeben. Aus unserem Konsumverhalten hat sich eine große Verschwendung entwickelt und diese Gegenbewegung versucht, wieder ein Bewusstsein zu schaffen, wie wertvoll unsere Nahrung ist und wie wichtig es ist, mit ihr sorgsam umzugehen.
Wir sind verantwortlich für unser Verhalten und vieles in der Welt gerät aus dem Lot, auch durch unsere Gedankenlosigkeit und unsere Gier. Da finde ich es ein großes Hoffnungszeichen, wenn junge Leute dagegenhalten und ein neues Verantwortungsgefühl leben.