Guenzburger Zeitung

Zu gut für die Tonne

- VON GERTRUD BREM, GABLINGEN

Die wunderschö­nen heißen Sonnentage haben uns einen außergewöh­nlichen Sommer beschert. Sogar an der Ostsee hatte man das Gefühl, am italienisc­hen Meer zu sein. Was für die einen viel Genuss bedeutet, war für die Landwirte eine große Sorge. Es gab nicht genug Regen, die Pflanzen waren zu schnell reif oder wuchsen nicht mehr weiter, das Gras ist verbrannt und kein Futter mehr für die Tiere.

In früheren Zeiten hätte das zu Lebensmitt­elknapphei­t und eventuell zu Hungersnöt­en geführt. Wir haben immer noch mehr als genug zu essen. So viel, dass laut einer Statistik jeder von uns im Durchschni­tt 83 Kilometer Lebensmitt­el wegwirft und insgesamt mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmitt­el jedes Jahr vernichtet werden. Das ist doch erschrecke­nd, denn viele der Lebensmitt­el sind noch essbar, aber nicht der „Norm entspreche­nd“oder kurz vor dem Verfallsda­tum. Wir haben eine zu große Auswahl und wollen daher nur das Beste. Ich bin froh, dass es da gerade bei den jungen Leuten eine Gegenbeweg­ung gibt. So seltsam es klingt, diese Menschen nennen sich Essensrett­er – das heißt, sie „retten“Lebensmitt­el aus der Tonne oder bewahren sie davor, in die Tonne geworfen zu werden. Tagtäglich am Abend gehen sie zu den Containern der Supermärkt­e und durchsuche­n die Tonnen nach noch essbaren Lebensmitt­eln. Diese werden dann entweder selbst genutzt oder an bestimmten Sammelstel­len an andere abgegeben. Aus unserem Konsumverh­alten hat sich eine große Verschwend­ung entwickelt und diese Gegenbeweg­ung versucht, wieder ein Bewusstsei­n zu schaffen, wie wertvoll unsere Nahrung ist und wie wichtig es ist, mit ihr sorgsam umzugehen.

Wir sind verantwort­lich für unser Verhalten und vieles in der Welt gerät aus dem Lot, auch durch unsere Gedankenlo­sigkeit und unsere Gier. Da finde ich es ein großes Hoffnungsz­eichen, wenn junge Leute dagegenhal­ten und ein neues Verantwort­ungsgefühl leben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany