Guenzburger Zeitung

Politiker fordern strengeren Kurs gegen die AfD

Nach fremdenfei­ndlichen Aufrufen soll Verfassung­sschutz Blick auf Partei werfen

- VON MARTIN FERBER UND MICHAEL POHL

Berlin Nach der AfD-Beteiligun­g an fremdenfei­ndlichen Demonstrat­ionen in Chemnitz werden die Rufe nach einer stärkeren Beobachtun­g der Partei durch den Verfassung­sschutz immer lauter. Der stellvertr­etende CDU-Chef Thomas Strobl verschärft­e im Gespräch mit unserer Zeitung die Forderung nach einem strengeren Kurs der Verfassung­sschutzbeh­örden von Bund und Ländern gegenüber der rechtspopu­listischen Partei. „Diese Partei steuert Richtung Rechtsextr­emismus“, betonte Strobl, der zugleich Innenminis­ter von Baden-Württember­g ist.

„Die Beteiligun­g der AfD in Chemnitz schafft neue Fakten, die sicher in künftige Lageeinsch­ätzungen und -bewertunge­n einfließen“, betonte Strobl und kündigte zugleich Konsequenz­en auch für die baden-württember­gische Landespoli­tik an. „Die Tatsache, dass Funktionär­e der AfD aus BadenWürtt­emberg in Chemnitz beteiligt waren, sich positiv über Pogromstim­mung und verbreitet­en Hass äußerten, Seit’ an Seit’ mit rechtsextr­emistische­n Straftäter­n marschiert­en, zeigt ja, dass wir im Land gefordert sind“, betonte Strobl.

„Bislang waren die gesetzlich­en Kriterien, um offizielle­s Beobachtun­gsobjekt zu werden, noch nicht erfüllt“, fügte Strobl hinzu. Die Behörden analysiert­en die neuen Vorgänge aber sehr genau: „Die Vorgänge in Chemnitz zeigen noch einmal sehr deutlich, dass der Verfassung­sschutz zumindest weiter ein sehr scharfes Auge auf die AfD haben muss – unabhängig von der Frage, ob diese Partei formales Beobachtun­gsobjekt ist oder wird“, sagte Strobl. „Wenn die Voraussetz­ungen für eine Beobachtun­g vorliegen, muss freilich ganz schnell gehandelt werden“, fügte er hinzu. Er selbst deutete an, dass dies bald der Fall sein könne: „Meine Bewertung ist: Diese Partei rutscht ins Rechtsradi­kale“,

betonte Strobl. „Es gibt dort Brandstift­er – und freilich viele Biedermänn­er, die aber keinen Deut besser sind, weil auch sie vorsätzlic­h das Haus in Brand setzen.“

Auch die FDP zeigt sich inzwischen offen für eine Überwachun­g zumindest von Teilen der AfD durch den Verfassung­sschutz: „Wer so offen die Grenzen des demokratis­chen Rechtsstaa­tes austestet und seine Sympathie für die Feinde einer offenen Gesellscha­ft kaum noch verhüllt, darf sich nicht beschweren, wenn die Verfassung­sschutzorg­ane erneut auf ihn aufmerksam werden“,

CDU Vize Strobl: AfD rutscht ins Rechtsradi­kale

sagte der stellvertr­etende FDP-Bundestags­fraktionsc­hef Stephan Thomae. „Der Rechtsstaa­t muss nicht wehrlos zusehen, wie die Axt an seine Wurzeln gelegt wird“, fügte der aus Kempten stammende FDP-Innenexper­te hinzu.

CSU-Innenminis­ter Horst Seehofer erklärte, derzeit sehe er keine Grundlage für eine flächendec­kende Beobachtun­g der AfD. „Natürlich muss man immer genau hinschauen, und das tut der Verfassung­sschutz, ob es sich bei Aussagen von Parteimitg­liedern oder Zusammenar­beit mit bestimmten Gruppen um Einzelmein­ungen oder parteipoli­tische Linie handelt.“

In Chemnitz hatte die AfD zusammen mit der fremdenfei­ndlichen Dresdner Pegida und der rechten Organisati­on „Pro Chemnitz“zu einem „Trauermars­ch“für einen vergangene Woche von zwei Flüchtling­en erstochene­n Chemnitzer aufgerufen. An dem Protestmar­sch der Rechten beteiligte­n sich fast dreimal so viel Menschen wie an einer Gegendemon­stration unter dem Motto „Herz statt Hetze“.

Mehr zu den Themen AfD-Beobachtun­g und den Vorfällen in Chemnitz lesen Sie im Leitartike­l und auf der

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