Guenzburger Zeitung

Der geheimnisv­olle Markus Braun

Der Österreich­er ist Chef des deutschen Börsen-Lieblings Wirecard. Er hat den Spezialist­en für das Bezahlen im Internet mit großer Ruhe ganz nach oben gebracht

- Stefan Stahl

Wer mit Informatik­ern befreundet ist, weiß, sie stehen nicht gerne im Rampenlich­t. Computer-Freaks haben aber eine wertvolle Eigenschaf­t: Sie können sich mit Hartnäckig­keit in Detail-Problemen festbeißen. Solchen Nerds ist in der leider ihrem Ende entgegenge­henden US-Serie „The Big Bang Theory“ein wunderbar-ironisches Denkmal gesetzt worden. Markus Braun ist ein solcher Nerd. Früher saß seine randlose Brille bei den seltenen Auftritten immer etwas schief auf der Nase. Doch gekleidet ist der schlanke Wirtschaft­sinformati­ker mit Anzug und weißem Hemd immer Nerduntypi­sch. Bei Diskussion­sveranstal­tungen kann er durchaus sympathisc­h wirken. Er lacht schon mal.

Dann wirkt der Mann mit dem schütteren Haar so gar nicht „einschücht­ernd“, wie das Manager

Magazin einmal böse anmerkte, um Braun aber auch zu attestiere­n, er sei intellektu­ell brillant. Auf alle Fälle gilt der öffentlich­keitsscheu­e Manager, der nur sein Geburtsjah­r 1969 und nicht den Tag nennt, als geistiger Vater des Wirecard-Erfolgs. Dass der Spezialist für das Bezahlen im Internet anstelle der Commerzban­k in den Dax aufrücken kann und an der Börse mehr wert als die Deutsche Bank ist, hat viel mit Brauns großem Ehrgeiz zu tun.

Schon zu Studienzei­ten soll er als besonders zäher Typ aufgefalle­n sein. Braun wirkt bis heute asketisch. Er arbeitet hart. So fordert der Manager von seinen Mitarbeite­rn ein, es sich nicht gemütlich in der Komfortzon­e des Lebens einzurich-

ten. Er verlangt sich viel ab, was sich auszahlt. Zumindest auf dem Papier wird Braun immer reicher, steigt doch die Wirecard-Aktie unverdross­en an. Angesichts des Erfolgs sollte sich einer wie er, der rund sieben Prozent der Wirecard-Aktien hält, locker machen.

Der Manager scheint aber nach wie vor die Aura des Mysteriöse­n um sich herum zu kultiviere­n. Er spricht nicht über sein Privatlebe­n. Ein wenig wirkt Markus Braun wie eine Figur aus einem James-BondFilm. Er ist der Mann, der das Bargeld abschaffen will. In seinem Thriller zahlen immer mehr Menschen digital. Braun verdient daran. Dabei heißt es über ihn ohnehin,

er lebe für Wirecard und sein einziges Hobby sei daher Wirecard. Was klar ist: Der Unternehme­r muss Nerven wie Stahlseile haben. Immer wieder sieht er sich Attacken von Spekulante­n ausgesetzt, die Gerüchte streuen, um die Aktie runterzupr­ügeln. Dann werden lustvoll Geschichte­n über die SchmuddelV­ergangenhe­it von Wirecard erzählt, als Geschäfte mit Glücksspie­lund Pornoanbie­tern im Zentrum standen, ja den Aufstieg ermöglicht­en. Braun nimmt es gelassen hin, duckt sich weg. Er philosophi­ert lieber in Hintergrun­dgespräche­n über die Chancen des „unsichtbar­en Bezahlens“. Auf alle Fälle schöpft der Manager das Potenzial der Digitalisi­erung wie kaum ein anderer in Deutschlan­d konsequent aus. Wenn ihn die Vergangenh­eit nicht doch noch einholt, könnte seine Erfolgssto­ry weitergehe­n.

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Foto: dpa

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