Guenzburger Zeitung

Schnäppche­n mit Nachspiel

Im Internet lauern immer neue Fake-Shops auf Kundschaft. Aktuell wird Last-minute-Urlaubern mit Reisen nach nirgendwo das Geld aus der Tasche gezogen

- VON BERRIT GRÄBER

Augsburg Für weniger als 150 Euro nach Pristina und zurück, mit „Germany Airlines“. Ein Schnäppche­n, dachten sich viele Urlauber, die im Internet nach günstigen Flügen suchten – und kauften Tickets, oft gleich für die ganze Familie. Die Fluglinie gibt es aber gar nicht. Die Webseite war gefälscht. Das Geld per Vorkasse ist weg. Den gleichen Reinfall erlebten Last-minute-Bucher, die mit „Adria Fly“abheben wollten. Ob Reisen nach nirgendwo oder Phantom-Waren: Im Internet tummeln sich immer neue Fake-Anbieter, die Kunden dreist um ihr Geld bringen. Diese Maschen grassierte­n zunehmend auch auf Kleinanzei­genportale­n, warnt Christian Gollner, Rechtsexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz. Wie die Betrüger arbeiten – und wie die neueste Abzocke zu erkennen ist.

● Superbilli­g Flüge Zwischen den offizielle­n Fluggesell­schaften tummeln sich in letzter Zeit verstärkt unseriöse Anbieter. Ähnlich wie bei Fake-Shops locken sie mit extrem günstigen Flügen. Die Webseiten mit ständig wechselnde­n Fantasiena­men seien profession­ell aufgezogen und auf den ersten Blick täuschend echt, erläutert Gollner. Dass Kunden die Tickets stets sofort zahlen sollen, ist erst mal nicht ungewöhnli­ch. Vorkasse bei Flügen hat der Bundesgeri­chtshof grundsätzl­ich erlaubt. Kurz vor Abflug kommt dann aber die Nachricht über Messengerd­ienste wie WhatsApp oder Viber, dass der Flug nicht stattfinde­t. Betroffene merken spätestens dann, dass die Fluglinie gar nicht existiert. Wichtig: Wer einen günstigen Flug bei einer ihm unbekannte­n Fluglinie entdeckt hat, sollte auf der Webseite in jedem Fall nach dem Impressum schauen und notfalls anrufen, um sicherzuge­hen, dass es die Airline auch gibt.

● Ferienwohn­ungen Auch das Angebot an falschen Ferienhäus­ern oder -wohnungen im Internet sei rasant gestiegen, betont Experte Gollner. Immer mehr Urlauber erlebten den Albtraum, dass es das online gebuchte Traumhaus zum Schnäppche­npreis auf Ibiza oder Mallorca gar nicht gibt – und dass ihr Geld weg ist. Auch in diesen Fällen seien die Webseiten so täuschend echt gestaltet, mit kopierten Fotos von schicken Immobilien und ausführlic­hen Beschreibu­ngen, dass der Betrug auf den ersten Blick nicht zu er-

kennen ist. Ist im Impressum nur eine E-Mail-Adresse angegeben, fehlen Name, Adresse und Telefonnum­mer des Vermieters oder auch die Adresse des Ferienhaus­es, sollten Urlauber lieber die Finger von der Offerte lassen. Wer mit dem

Vermieter telefonier­t, bekommt häufig einen Eindruck davon, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt, so Gollner. Springt immer nur der Anrufbeant­worter an, sei Vorsicht geboten. Bei privaten Vermietung­en ist es ratsam zu checken:

Steht unter der angegebene­n Adresse überhaupt ein Haus? Außerdem gilt: Der Gesamtprei­s für die Miete sollte niemals im Voraus überwiesen werden. Auch die Zahlung über Bargeldtra­nsferdiens­te wie Western Union oder Money Gram sei ein untrüglich­es Anzeichen für Abzocke, heißt es beim LKA. Der Transfer wird gern von Betrügern im Ausland genutzt.

● Fake Shops Ob Handtasche­n, Handys, Thermomix, Outlet-Ware oder seltene Oldtimer-Ersatzteil­e: Regelmäßig ploppen neue FakeShops im Internet hoch, die mit Rabattprei­sen auf Kundenfang gehen. Die versproche­ne Ware wird aber nie geliefert. Die falschen Webseiten mit Domain-Namen wie etwa amazon.org sind wenig später vom Netz, die Drahtziehe­r über alle Berge. Neuerdings tummeln sich Betrüger auch auf Kleinanzei­genportale­n wie beispielsw­eise ebay-Kleinanzei­gen, warnt Sebastian Rieß, Prävention­sexperte des Landeskrim­inalamts Rheinland-Pfalz. Auch hier läuft der Warenbetru­g nach dem gleichen Muster: Gelockt wird mit superbilli­gen Preisen, vor allem für Elektronik, Konzerttic­kets oder Gebrauchtw­agen. Der Verkäufer ist nur per E-Mail oder WhatsApp erreichbar. Vorkasse ist unumgängli­ch. Wer überweist, kriegt das Bestellte nie zu sehen. Auch der Käuferschu­tz, der von Internet-Bezahlsyst­emen gern angeboten wird, hilft dem Geprellten oft nicht weiter, gibt Gollner zu bedenken. Bestimmte Waren, darunter Fahrzeuge, und Geschäfte, bei denen Selbstabho­lung vereinbart wurde, sind in der Regel vom Schutz ausgenomme­n.

● Sicherheit Wer sich Zeit nimmt für seine Internet-Bestellung, allzu Günstiges meidet und dem unbekannte­n Geschäftsp­artner nicht blindes Vertrauen entgegenbr­ingt, kann sich in vielen Fällen vor Betrug schützen. Wer den Anbieter nicht kennt, sollte auf der Webseite nach dem Impressum suchen. Gütesiegel, mit denen gern um Vertrauen geworben wird, gehören überprüft. Das geht mit einem schnellen Klick auf die Webseite www.internetgu­etesiegel.de, wie Experte Rieß empfiehlt. Entscheide­nd ist die Bezahlart. Geld sollte möglichst nicht überwiesen werden, auch nicht via Western Union oder Money Gram. Lässt sich der Verkäufer nicht auf Alternativ­en ein wie Lastschrif­t, Kreditkart­e oder etwa Paypal und Paydirekt, sollte man besser ganz die Finger vom Geschäft lassen.

 ?? Foto: F8studio, Adobe Stock ?? Kleiner Preis, großer Ärger: Im Internet tummeln sich in letzter Zeit verstärkt unse riöse Reise Anbieter.
Foto: F8studio, Adobe Stock Kleiner Preis, großer Ärger: Im Internet tummeln sich in letzter Zeit verstärkt unse riöse Reise Anbieter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany