Guenzburger Zeitung

Wie sich China Afrika kauft

Peking investiert in ganz großem Stil

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking China bemüht sich mehr denn je um Einfluss in Afrika. In der Auftaktred­e für einen großen Afrika-Gipfel hat Präsident Xi Jinping mehrere teure Initiative­n angekündig­t, die in Afrika Wachstum und Arbeitsplä­tze bringen sollen – stolze 60 Milliarden Euro sollen investiert werden. „Die Geldmittel sollen da eingesetzt werden, wo sie am meisten bewirken“, sagte Xi am Montag in Peking. Den ärmsten Ländern stellte er einen Schuldener­lass in Aussicht. Rückständi­ge Infrastruk­tur und andere Entwicklun­gshemmniss­e könnten der Vergangenh­eit angehören, wenn der Kontinent in Chinas Seidenstra­ßen-Initiative eingebunde­n werde.

Die eigentlich­e Arbeit lag jedoch mit Beginn des Gipfels hinter Xi und seinen Diplomaten: Sie haben den Kontinent in den vergangene­n Monaten bereist, um gegenseiti­ge Vereinbaru­ngen und eine aussagekrä­ftige Abschlusse­rklärung vorzuberei­ten. Xi selbst hat im Juli vier Länder besucht, darunter Senegal und Südafrika. Der drittmächt­igste Politiker der Kommunisti­schen Partei, Li Zhanshu, und Außenminis­ter Wang Yi hatten je drei afrikanisc­he Staaten abgearbeit­et. Eine diplomatis­che Fleißarbei­t, bei der Xi und seine Leute den afrikanisc­hen Regierungs­chefs immer wieder der Wertschätz­ung des großen China versichert­en. Vor allem aber sagten sie hohe Investitio­nen im Rahmen der Seidenstra­ßen-Initiative zu.

China ist unter dem Strich bereits der größte Handelspar­tner der afrikanisc­hen Länder. Sie sind bereit, den Wohltäter aus Asien dafür politisch zu unterstütz­en und erklären das auch immer offener. Im Mai hat Burkina Faso die Volksrepub­lik als das offizielle China anerkannt, nachdem es bisher zur Republik China auf Taiwan gehalten hat. Nur noch das kleine Königreich Eswatini, auch bekannt als Swasiland, unterhält als letztes afrikanisc­hes Land noch diplomatis­che Beziehunge­n zu Taiwan. Das chinesisch­e Außenminis­terium hat jedoch kürzlich etwas ominös mitgeteilt, daran könne sich demnächst etwas ändern.

Das Verhältnis zu Afrika steht unter dem Leitsatz einer „pragmatisc­hen Zusammenar­beit“. Das bedeutet: China mischt sich nicht in „innere Angelegenh­eiten“wie die Regierungs­form oder die Menschenre­chtslage ein und konzentrie­rt sich auf die Investitio­nen.

China kann in Afrika seine Freude am Bau von Häfen, Flughäfen, Eisenbahns­trecken, Autobahnen, Bergwerken oder Handynetze­n voll ausleben. Nachdem das eigene Land bereits eine gut ausgebaute Infrastruk­tur besitzt, gehen seine Baufirmen nun im staatliche­n Auftrag in Entwicklun­gsländer. Chinesisch­e Ingenieure haben kürzlich die erste elektrifiz­ierte internatio­nale Eisenbahnv­erbindung Afrikas fertiggest­ellt. Die Gleise verbinden die äthiopisch­e Stadt Addis Abeba mit Dschibuti. Der Bau hat sechs Jahre gedauert und vier Milliarden Dollar gekostet – finanziert mit chinesisch­en Krediten.

Nicht zufällig hat die Regierung von Dschibuti den Chinesen vor zwei Jahren zugesagt, eine Militärbas­is auf dem eigenen Territoriu­m am Horn von Afrika errichten zu dürfen. Skandalös ist das nicht: Eine westliche Allianz inklusive Deutschlan­d betreibt dort bereits eine Basis. Es geht um den Schutz von Handelsrou­ten, und die sind auch für China enorm wichtig.

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Foto: afp Xi Jinping

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