Guenzburger Zeitung

Kampf der Powerfraue­n

Parteichef­in Nahles und Spitzenkan­didatin Kohnen setzen auf deutliche Worte, Schweiß und geballte Fäuste

- VON STEPHANIE LORENZ

Abensberg Doppelte Frauenpowe­r gegen die Gockeleien in den anderen Zelten. Das verspricht SPD-Chefin Andrea Nahles den knapp 1800 Besuchern, die im Jungbräu-Zelt sehen wollen, was die Parteivors­itzende und ihre bayerische Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen zu bieten haben. Wie kämpferisc­h würden sie sich geben, wo die SPD sich in Umfragen doch seit Monaten im Sinkflug befindet?

Aufwärts geht’s, demonstrie­ren die Genossinne­n, laufen zu Marschmusi­k ins Zelt ein, heben die Krüge und steigen bei der Begrüßung auf die Bierbank: Winken, klatschen, lächeln. Von Natascha Kohnen bekommt die Menge sogar einen flüchtigen Luftkuss.

Ob der auch bis ans Zeltende fliegt oder nur die ersten Reihen mit SPD-Mitglieder­n erreicht? Überzeugen wollen die Sozialdemo­kratinnen schließlic­h alle – und schießen vor allem gegen die CSU.

Die habe Sprache und Positionen der Rechten übernommen, ruft Nahles. „Denn was wie eine Ente quakt, wie eine Ente watschelt und wie eine Ente aussieht, das ist meistens auch eine Ente!“Söder solle endlich eine Koalition mit der AfD ausschließ­en, fordert sie. Das sei eine Partei, die vom Verfassung­sschutz beobachtet werden müsse. Bayern verdiene Besseres als pausenlose­s CSU-Theater. „Die brauchen einfach mal eine Pause zum Nachdenken, die sollten wir ihnen auch schenken“, sagt sie in Hinblick auf die Wahl. Außerdem habe die CSU drei Bundesmini­ster stellen dürfen. Wie viele davon Frauen seien? „Null!“Männer? „Drei!“, brüllt Nahles wie ein Stadionspr­echer den Spielstand eines Fußballspi­els. Gelegentli­ch wischt sie sich Schweiß von Stirn und Oberlippe.

Bei Natascha Kohnen sorgt die CSU eher für einen hochroten Kopf. Wenn der Ministerpr­äsident sage, Oberbayern sei das Herzstück Bayerns, dann zeige das, so ruft sie dem niederbaye­rischen Publikum zu: „Dieser Mann hat Bayern nicht verstanden.“Mit geballten Fäusten fordert sie Anstand, Respekt und Zusammenha­lt statt Spaltung in der Gesellscha­ft. Die Sozialdemo­kratie stehe für ein offenes, geeintes Europa, Zuwanderun­g und gegen unanständi­ge Abschiebun­gen. Bei Söder gehe es immer nur um „Grenzen zu und Schotten dicht“. Schmutzigs­ter Populismus sei das.

Zu den Geschehnis­sen in Chemnitz sagen Nahles und Kohnen, man dürfe dem Nazi-Mob nicht die Straßen überlassen. Auch für die Rentengara­ntie, schnelles Internet, bezahlbare­n Wohnraum und Mobilität „werden wir kämpfen, kämpfen, kämpfen“, verkündet Kohnen. „Und an die SPDler: lauft, lauft, lauft in den nächsten sechs Wochen. Wir werden Erfolg haben.“Noch nie sei eine Wahl so offen gewesen. Andrea Nahles gibt den Wählern daher noch einen Reim mit auf den Weg: „Willst du Markus Söder quälen, musst du Tascha Kohnen wählen!“Und ein paar rote Luftballon­s haben den Weg nach oben an den blau-weiß gestreifte­n Bierzelthi­mmel schon gefunden.

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Foto: Balk, dpa Ein SPD Duo: Andrea Nahles (links) und Natascha Kohnen.

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