Schätze aus dem Dachboden der Synagoge
Vor 30 Jahren wurden die Genisa-Stücke in Ichenhausen entdeckt. Für wenige Tage werden sie nun erstmals der Öffentlichkeit gezeigt
verborgen, selbst als die ehemalige Synagoge als Haus der Begegnung im Jahr 1987 wiedereröffnet wurde. Als die Geheimnisse der Genisa in den 1990ern gelüftet wurden, bezeugten sie Verfall und Vergänglichkeit, erzählten aber auch von der Religiosität und Frömmigkeit, vom Brauchtum und Leben der Ichenhauser Juden, die die Synagoge über Jahrhunderte als solche nutzten.
Die größte und vielleicht beeindruckendste Vitrine im Synagogenraum zeigt zwei restaurierte Thorawimpel. Circa 90 von ihnen wurden zwischen den Dachsparren im Zustand zerflederter Stofffetzen gefunden.
Zwei von ihnen können nach aufwendiger Restauration jetzt in Ichenhausen bestaunt werden. Stadtarchivarin Claudia MadelBöhringer
Einige Stücke sind sogar älter als das Rabbinat
erzählt: „Die Mutter schnitt die Beschneidungswindel ihres Jungen in Streifen, nähte sie aneinander, bestickte oder bedruckte sie mit Segenssprüchen und fertigte so den vier Meter langen Torawimpel, der den Jungen bei vielen religiösen Zeremonien begleitete.“Einige der gefunden Torawimpel, neben ihrer religiösen Bedeutung auch Geburtsnachweise von Knaben, sind sogar älter als das Ichenhauser Rabbinat, das um 1763 mit Rabbiner Samuel und seiner Talmudschule begann.
Wer die Ausstellung „Verborgene Vergangenheit“mit den erstmalig gezeigten Funden sehen möchte, sollte sich den Tag des offenen Denkmals am 9. September von 13.30 bis 17 Uhr vormerken. Denn langfristig werden die Schätze wieder in der Genisa auf dem Dachboden der ehemaligen Synagoge verborgen werden.
„Dieses Mal aber sicher geborgen, also gut geschützt und wohl sortiert“, verspricht die Ichenhauser Stadtarchivarin.