„Mein Ziel ist der Weltmeister Titel“
Manuela Groß ist ab heute bei der Leichtathletik-Senioren-WM in Málaga dabei. Was die Krumbacherin über die Aussichen sagt und warum sie eine echte Meisterschaftssportlerin ist
Manuela Groß, Sie starten als deutsche Mehrkampfmeisterin bei der WM in Málaga. Wie sehen Sie Ihre Chancen, erneut einen Titel zu holen? Manuela Groß: Als Deutsche Meisterin im Fünfkampf sind meine Chancen im Siebenkampf eigentlich gar nicht so schlecht. Allerdings war bei der deutschen Meisterschaft die Weltmeisterin Tatjana Schilling nicht dabei. Aber in Spanien ist sie gemeldet mit der besten Punktzahl. Mein großes Ziel ist es, eine Medaille zu gewinnen oder einfach gute Ergebnisse zu erzielen und dann im 800-Meter-Lauf noch mal alles zu geben. So wie letztes Jahr bei der EM, wo ich nach sechs Disziplinen auf Rang drei lag und dann noch die Silbermedaille erkämpfen konnte.
Wie beurteilen Sie Ihre aktuelle Form? Groß: Meine Form war noch nie so gut wie derzeit. Ich bin verletzungsfrei geblieben und konnte mich mit meinem Trainer Dieter Duttke durch eine lange Saison auf das bevorstehende Großereignis vorbereiten. Ich habe schon im November 2017 mit Krafttraining begonnen und viele Wald- und Bergläufe absolviert. Nach einer erfolgreichen Hallensaison und vielen Wettkämpfen mit persönlichen Bestleistungen in fast allen Disziplinen bin ich mit meiner Form natürlich top zufrieden.
Bei der deutschen Meisterschaft im thüringischen Zella-Mehlis holten Sie mit 3984 Punkten souverän den ersten Platz ihrer Altersklasse W45. Können sich die Fans in Spanien auf ein ähnliches Top-Resultat freuen?
Groß: Ich werde mein Bestes geben und alles versuchen, mein großes Ziel, Weltmeisterin zu werden, zu realisieren. Aber da gibt es auch noch 18 andere Athleten, die das wollen. Sie kommen beispielsweise aus Argentinien, Schweden, Slowenien, Tschechien, Finnland, Niederlande oder aus Ungarn.
Ihr Trainer Dieter Duttke hat gesagt, dass Sie speziell im Wettkampf immer noch ein Leistungs-Extra herauskitzeln können. Sehen Sie das genauso? Groß: Ja, denn anders als im Training kommt im Wettkampf das Adrenalin hinzu. Da ist dann schon alles möglich. Aber das Reizvolle am Siebenkampf ist ja, dass ich jede Disziplin anders angehen muss. Im Hochsprung, meiner Paradedisziplin, kann man viele Punkte sammeln. Beim Kugelstoßen muss alles passen, eine technisch sehr anspruchsvolle Disziplin, wo auch die Kraft eine große Rolle spielt. Beim 200-Meter-Rennen, der letzten Disziplin am ersten Tag, heißt es dann Vollgas geben, locker bleiben, nicht verkrampfen. Danach geht’s ins Eisbad, essen, schlafen. Beim Weitsprung geht es darum, das Brett zu treffen, was mit dem schnellen Anlauf nicht immer so einfach ist, wenn auch noch Wind dazu kommt. Speerwerfen ist wieder eine technisch anspruchsvolle Disziplin. Und zu guter Letzt der 800-Meter-Lauf, da kann die eine oder andere Platzierung gut gemacht werden.
Im Hochsprung gehören Sie mit 1,56 Metern zur deutschen Seniorenspitze Ihrer Altersklasse. Wo sehen Sie sich im internationalen Vergleich?
Groß: Im Hochsprung zählt immer meine Tagesform. Da kann ich auch mal mit 1,56 Meter Europameisterin werden, so wie im vergangenen Jahr in Dänemark. In Málaga bin ich von zehn gemeldeten Athletinnen unter den besten drei. Wenn die Tagesform passt, ist eine Medaille möglich.
In den vergangenen Jahren sind Sie durch Ihre Erfolge zu einem Gesicht der deutschen Senioren-Leichtathletik geworden. Die Erwartungen sind dementsprechend hoch. Ist die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft im reiferen Sportleralter eigentlich mehr Ehre oder Belastung?
Groß: Am Anfang meiner SeniorenLeichtathletik-Laufbahn war es mehr Spaß als Leistungssport. Das ist vier Jahre her. Seitdem habe ich mich immer mehr auf den Mehrkampf fokussiert, damit das Training nicht so einseitig ist. Aber ich bin noch nicht ganz an der Grenze angekommen. Hier und da, besonders in den technischen Disziplinen, kann man immer was dazulernen. Kraftmäßig geht sicherlich auch noch was. Meine Erwartung ist schon sehr hoch, schließlich ist die Saison bisher richtig gut gelaufen. Die Teilnahme an der WM im Seniorenalter ist für mich eine große Ehre und klar auch eine Belastung, die ich ohne meinen Trainer, meine Sponsoren, meinen Mann und meine Familie nicht machen könnte. Denen allen bin ich deshalb auch sehr dankbar. Interview: Peter Rothermel O Manuela Groß ist amtierende deut sche Seniorenmeisterin im Mehrkampf und Hochsprung Europameisterin. Die 47 jährige Krumbacherin geht für das LAZ Kreis Günzburg und die TSG Thann hausen an den Start.