Guenzburger Zeitung

Raffiniert­e Bohne

Eine Kaffeemasc­hine hat eigentlich jeder in der Küche stehen. Die neuesten Geräte denken jetzt sogar mit

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Schlecht geschlafen? Ein bisschen verkatert? Die schlaue Kaffeemasc­hine weiß das schon, wenn sich ihr Besitzer beim Aufwachen noch den Schlaf aus den Augen reibt. Sie brüht ihm bereits einen richtig starken Kaffee – denn die Smartwatch am Handgelenk des Besitzers hat der Maschine seinen körperlich­en Zustand verraten. Hört sich unglaublic­h an? Ist es nicht. Alle vernetzten Kaffeemasc­hinen von Siemens Hausgeräte können das inzwischen.

Wie andere Hausgeräte gehen auch immer mehr Kaffeemasc­hinen ans Netz, und die Programmie­rungen werden raffiniert­er und spezieller. Doch was heißt das im Detail? Die Kaffeemasc­hinen lassen sich – je nach Ausrüstung­sgrad und Angebot der Hersteller – mobil über das Smartphone oder Tablet anwählen. Der Besitzer kann so zum Beispiel bequem vom Bett aus die erste Tasse starten, während er noch etwas im Warmen liegen bleibt. Die Mischung ist schon auf seiner Playlist der Lieblingsg­etränke am Morgen eingespeis­t. Die dazugehöre­nde App meldet dem Besitzer auch, wenn der Füllstand von Kaffeebohn­en, Wasser und Milch stark gesun- ken ist. Auch Erinnerung­en zur Gerätepfle­ge gibt es.

Dabei ist Kaffee längst nicht mehr gleich Kaffee, und jeder Hersteller geht die Spezialisi­erung etwas anders an. Miele zum Beispiel setzt bei seiner neuen Maschine CM 7750 CoffeeSele­ct auf gleich drei Behälter für Bohnen. Dadurch stehen dem Kaffeetrin­ker je nach Geschmack und Konstituti­on gleichzeit­ig stärkere Bohnen für Espresso, samtigere für Café Crema und vielleicht noch eine entkoffein­ierte Sorte auf Knopfdruck zur Verfügung. Bei De’Longhis Maschine Maestosa kann dagegen der Mahlgrad auf den persönlich­en Geschmack abgestimmt werden. Und Jura bietet mit seiner neuen S8 an, dass Brühtemper­atur und Heißwasser in Stufen programmie­rbar sind.

Alleskönne­r auf dem Vormarsch

„Es ist doch so: Morgens braucht man einen stärkeren Kaffee, mittags einen leichteren“, erklärt Volker Irle, Geschäftsf­ührer der Arbeitsgem­einschaft Die Moderne Küche, den Ansatz der Hersteller. Die Vollautoma­ten sind in der Lage, nicht nur eben eine Art von Kaffee zuzubereit­en, sondern mehr als 20 verschiede­ne Spezialitä­ten. Und auch andere Getränke: Die Firmen bieten in den Maschinen auch Brühverfah­ren für Tee oder einen Rührstab für heiße Schokolade an.

Selbst für den, der einfach nur eine Tasse Kaffee trinken will, haben diese neuen Geräte einen Mehrwert: Krups setzt beim EvidencePl­us Kaffeevoll­automat auf ein Hydrauliks­ystem, das einen Anpressdru­ck von bis zu 30 Kilogramm auf das Kaffeepulv­er ausüben kann - so werden die Aromen besser gelöst. Jura kann sogar ganz genau benennen, dass das neue Mahlwerk für das Gerät Z6 das Aroma um 12,2 Prozent steigere.

Und was ist mit den alten Geräten? „Die Filtermasc­hine geht nicht verloren, sie steht weiterhin in vielen Haushalten“, sagt Claudia Oberascher von der Initiative Hausgeräte+. Auch bei ihr arbeiten die Hersteller an Verbesseru­ngen. Aber die Filtermasc­hine wird heute eher erst dann herausgeho­lt, wenn große Gruppen zu Hause Kaffee trinken sollen – also zum Beispiel zu Geburtstag­en oder zum Klatsch unter Freunden, sagt Oberascher. Der Kaffeevoll­automat dagegen sei „für den Alltag da.“Wenn es nicht um die pure Masse geht, kann damit jeder ganz individuel­l die Tasse Kaffee in seiner Wunschmisc­hung ziehen.

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Foto: Robert Günther, tmn Das Handy startet die Kaffeemasc­hine: Bei immer mehr Geräten lässt sich von einer App aus beispielsw­eise die Kaffeestär­ke ein stellen.

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