Entwicklung in Krumbach, Fertigung in Polen
Wie die Firma Steinhart ihre Nische abseits der Massenware gefunden hat
Krumbach „Standort, Geschäftsleitung und Entwicklung unseres Unternehmens bleiben auch künftig in Krumbach.“So lautet die klare Aussage des Geschäftsführenden Gesellschafters Peter Steinhart über die Zukunft der 1924 als Wachswarenfabrik gegründeten Firma. Wegen der in der Buchstraße räumlich beengten Situation wurden bereits vor Jahren entsprechende Weichen gestellt. In Niederraunau und Pfaffenhausen befinden sich zwei 3200 und 4500 Quadratmeter große Außenlager; und seit zehn Jahren ein Zweigwerk im polnischen Piotrkow, einem kleinen Städtchen nahe Lodz.
Dieser zweite Standort mit inzwischen 150 Beschäftigten arbeitet autark und fertigt das gesamte Steinhart-Kerzenprogramm, wenngleich Ideen, Design und die jährlich wechselnden Trends in Bezug auf Muster, Größe und Farben aus der Krumbacher Entwicklungsabteilung kommen.
Die Steinhart-Spezialisten haben sich, so der Firmenchef, bereits vor geraumer Zeit im Kerzenbereich für eine Nische entschieden, die auf die „Entwicklung und Umsetzung von neuen Trends“und die „permanente Einhaltung von Qualitätsstandards“setzt. Weg von der Massenware wie Teelichter und Grabkerzen und dafür als oberste Prämisse hohe Qualität unter Berücksichtigung von Brenn- und Nachglühverhalten sowie Tropffestigkeit und der Wachszusammensetzung.
Die Firma hat sich zudem zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit sechs deutschen Unternehmen entschlossen, die alle in irgendeiner Form mit Kerzen zu tun haben.
Peter Steinhart kommt ins Schwärmen: „Wir wissen heute schon, was morgen angesagt ist und entwickeln daraus wundervolle Arrangements.“Die seit Jahren praktizierte enge Kooperation mit den Herstellern von Servietten, Geschenkpapieren, Baumschmuck und anderen Accessoires zeigt inzwischen Erfolge. Gemeinsam werden im Februar mit Sternen, Kristallen, Kugeln, Servietten und Bändern in den aktuellen Farben und Formen Verkaufskonzepte erarbeitet, in denen jeweils Kerzen eine bedeutende Rolle spielen. Für Steinhart sind das „die Trends von morgen“und gleichzeitig „frische Ideen und verkaufsstarke Produktwelten“, auf die wenig später die Einkäufer der Großkunden stoßen. So kann bereits ab Ostern anhand der eingehenden Aufträge produziert werden und im Herbst rechtzeitig vor Weihnachten die Auslieferung erfolgen.
Gerade bei Kerzen beginne die Hochsaison wie bei den Lebkuchen in den nächsten Wochen. Hier werde auch die Nähe zur Modebranche deutlich, wo gleichfalls vom Entwurf bis zum Verkauf fast ein Jahr vergehe.
Als großen Vorteil erachtet der Krumbacher Kerzenspezialist, dass sein Unternehmen praktisch den gesamten mitteleuropäischen Bereich abdeckt. Die Hauptkunden sind Drogerie- und Baumärkte, Möbelhäuser und alle großen Discounter. Der Export liegt bei rund 30 Prozent, wobei die Hauptabnehmer in der Schweiz, Österreich und Südtirol ihren Sitz haben. Peter Steinhart: „Wir sind bei allen Marktführern drin.“Insgesamt bietet er diesen rund 5000 verschiedene Kerzenvarianten, die durch Press-, Zieh-, Tauch- und Gießverfahren entstehen.
Grundprodukt ist fast ausschließlich Paraffin, das aus den Niederlanden, Ungarn und Polen importiert oder von deutschen Lagerfirmen angeliefert wird. Verarbeitet werden in Krumbach, wo je nach Jahreszeit zwischen 80 und 100 Mitarbeiter beschäftigt sind, rund 3000 Tonnen im Jahr und ebenso viel in Polen.
Nur als „Nischenprodukt“sieht man in Krumbach die Herstellung von Bienenwachs-Kerzen. „Wir sind zwar Marktführer in Deutschland und Österreich, bieten 300 verschiedene Kerzen und doch bleibt es eine Spezialität, die im übrigen Europa nur wenig gefragt ist“, resümiert Steinhart. Ein Verkaufsrenner ist dagegen weiterhin die zehn Zentimeter hohe rote Stumpenkerze, die im Dezember 2016 von der Stiftung Warentest zum Testsieger kreiert wurde. Erst jüngst ist dieses „Sehr gut“für das Jahr 2018 bestätigt worden. Peter Steinhart: „Darauf sind wir schon stolz.“