Guenzburger Zeitung

Wann kommen schärfere Steuern für Google & Co.?

Die SPD hätte gerne eine Digitalste­uer für Internetko­nzerne. Doch Finanzmini­ster Olaf Scholz warnt vor Schnellsch­üssen

- VON MARGIT HUFNAGEL UND MICHAEL POHL

Berlin/Augsburg Die Milliarden­gewinne von internatio­nalen Konzernen wie Google, Apple, Facebook und Amazon wecken in der EU Begehrlich­keiten. Wie können Europas Staaten steuerlich an dem Erfolg teilhaben? Die SPD hat dazu im Wahlkampf die Einführung einer Digitalste­uer versproche­n. Jetzt sollen ausgerechn­et in dem von SPDVizekan­zler Olaf Scholz geführten Bundesfina­nzminister­ium jedoch daran Zweifel aufgekomme­n sein.

Eine „Dämonisier­ung der großen Digitalunt­ernehmen“sei nicht zielführen­d, heißt es der Bild-Zeitung zufolge in einem vertraulic­hen Papier aus dem Leitungsst­ab des Scholz-Ministeriu­ms. Bei einer stärkeren Besteuerun­g werden Gegenmaßna­hmen für deutsche Firmen in den USA befürchtet. Stattdesse­n solle man sich auf Maßnahmen gegen Verlagerun­g von Gewinnen in Steueroase­n konzentrie­ren.

Bundesfina­nzminister Olaf Scholz dementiert­e jedoch scharf, dass die Bundesregi­erung die Pläne für eine Digitalste­uer für internatio­nale Internetko­nzerne aufgegeben habe. „Das stimmt alles nicht“, sagte er auf dem AZ-Forum live unserer Zeitung am Mittwochab­end in Augsburg. „Das ist etwas, was wir kaum ertragen können, dass die großen amerikanis­chen Internet-Unternehme­n nur sehr wenig Steuern überhaupt zahlen“, betonte der SPD-Politiker. Dazu komme, dass die Methoden der Gewinnverl­agerung bei diesen Technologi­en noch viel einfacher seien als in anderen Wirtschaft­sbereichen.

„Wir haben sehr kluge Pläne, wie wir gegen diese Gewinnverl­agerung und die Vermeidung des Steuerzahl­ens dieser Unternehme­n vorgehen müssen, die wir grade mit Frankreich versuchen in der Welt und in Europa zu vertreten und durchzuset­zen“, sagte der Finanzmini­ster. In welcher Form dies am Ende geschehen soll, ist Scholz zufolge noch offen: „Da gibt es unglaublic­h viele Vorschläge, für die es alle ein Für und Wider gibt“, sagte der Minister. „Dass wir im Ergebnis eine Lösung haben werden, die dazu beiträgt, dass Steuern gezahlt werden, das steht außer Frage“, betonte er.

Scholz warnte jedoch vor Schnellsch­üssen: „Viele wissen nicht, Deutschlan­d ist heute einer der Profiteure der Art und Weise, wie wir besteuern.“Die Bundesrepu­blik profitiere als Exportnati­on von dem System, dass dort besteuert werde, wo Produkte hergestell­t und Dienstleis­tungen entwickelt würden. „Das heißt, wir verdienen viel Geld an Sachen, die in Indien oder Brasilien verkauft werden – auch als Staat“, betonte Scholz.

Die EU-Kommission schlägt vor, bei einem Jahresumsa­tz ab 750 Millionen

CSU will Soli schon bis 2021 komplett abschaffen

Euro sowie einem OnlineUmsa­tz von 50 Millionen Euro in Europa drei Prozent Ertragsste­uer zu verhängen. Argumentie­rt wird, dass die Konzerne mit den Daten von Millionen Nutzern in Europa gewaltige Umsätze machen, aber dort kaum Steuern zahlten, während Industriek­onzerne mit Fabriken in anderen Ländern dort entspreche­nd Steuern zahlen müssten.

Die CSU will unterdesse­n – anders als im Koalitions­vertrag mit CDU und SPD vereinbart – den Solidaritä­tszuschlag schon bis Anfang 2021 komplett abschaffen. „Sprudelnde Steuereinn­ahmen verpflicht­en den Staat, das Geld bei den Bürgerinne­n und Bürgern zu belassen und sie endlich bei der Steuer zu entlasten“, sagte Bayerns Finanzmini­ster Albert Füracker (CSU) in München. Nach seinen Vorstellun­gen soll bereits 2019 mit einem ersten Schritt begonnen werden.

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