Die perfekte Kino-Uhrzeit
Was das Fernsehen angeht, haben Generationen von Kindern ja gesagt bekommen: Morgens schon vor die Glotze – geht gar nicht! Wie armselig, wenn du dich da schon langweilst… Wahrscheinlich liegt es ja daran, dass so wenige, selbst wenn sie mal die Zeit hätten, auf die Idee kommen, in Matinee-Vorstellungen zu gehen. Meistens braucht es offenbar erst die Gelassenheit des Rentner-Daseins, um den besonderen Luxus dieses Vergnügens zu erkennen.
Sich bereits vormittags auf den Weg gemacht zu haben und mittags dann schon aus dem Kino zu treten, voll von Bildern, Erlebnissen, Emotionen, in einen noch langen, lichten Tag… Herrlich! Wie neulich etwa: Morgens geht schon der rote Zaubervorhang auf; mich mit dem Roadmovie „303“durch die Probleme des Liebens gefragt und mit der entzückenden Mala Emde im Wohnmobil nach Portugal mitgefahren – und dann hinaus in eine weite, von so vielen Möglichkeiten aufgeladene Wirklichkeit… Herrlich! Da kommt auch der Genuss einer Spätvorstellung kaum ran, nach der immerhin ein Flanieren durch eine schlafende Welt das Weiterwandern in Stimmungen ermöglicht. Matinee ist unschlagbar! Da kommt auch gar nicht diese Gefahr auf wie zur vermeintlich besten Filmzeit, um acht Uhr abends: in einem vollen Kino mit mampfenden, plaudernden Menschen zu sitzen, die hier ein gesellschaftliches Event simulieren.
Blöd bloß, dass allzu viele Kinder inzwischen eben gar nicht mehr mit diesem Vormittagstabu erzogen werden. Wie wohl schon zu Hause öfter morgens der Fernseher läuft, so gehen inzwischen auch einige Eltern mit Nachwuchs ins MatineeKino. Der Genuss sei ihnen ja vielleicht noch gegönnt – aber mit der himmlischen rentenhaften Ruhe ist es dann wohl vorbei. Wobei: Meist gehen die ja in Filme, in denen sie zugeballert werden und mittags bereits vollgedröhnt in den Tag treten. Und wer so was braucht, wird später wohl einfach zu Hause bleiben und glotzen. Da gibt’s nämlich gar keine Grenzen mehr.