Guenzburger Zeitung

Ihr „R“rollt sie gern

Die aus dem Memelland stammende Lena Valaitis sieht heute noch fast so aus wie zu ihren großen Schlagerze­iten. Und abgehoben ist die 75-Jährige nie

- Rupert Huber

Ob es so oder so oder anders kommt, so wie es kommt, so ist es recht“. Diese Refrainzei­le ihres ersten großen Hits passt wie für sie gemacht auf die Sängerin Lena Valaitis. Eine bewegte Kindheit, Erfolge in den 70er und 80er Jahren und die Entschloss­enheit, den Rost der Jahre nicht an sich heranzulas­sen. Denn wer rastet, der rostet bekanntlic­h, sagt das Klischee. Lena Valaitis ist davon weit entfernt. Sie singt auf Galas und bei Fernsehauf­tritten und verbündet sich schon mal mit Kolleginne­n wie Peggy March und Ireen Sheer und trällert mit ihnen zusammen internatio­nale Oldies.

Und so wie es kommt, so ist es recht. „Ich bin frei“, singt sie in ihrem aktuellen Titel, „grenzenlos frei. Ich bin einfach ich und ich bin glücklich dabei.“Man glaubt es ihr. Kaum zu glauben aber ist, dass die Wahlmünchn­erin heute schon 75 Jahre alt wird. Mit ihrem Lächeln, ihrer typischen Frisur (Ponyfranse­n, Mittelsche­itel) und ihrem Charme kommt sie weitaus jünger rüber. Und das „R“geht ihr rollend über die Zunge – noch immer ihr vokales Erkennungs­zeichen.

Lena Valaitis wurde am 7. September 1943 im damaligen Memel (heute Klaipeda/Litauen) geboren. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs flüchtete sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder – der Vater war gefallen – in den Westen. Die Odyssee führte die Familie auf die Ostseeinse­l Fehmarn und nach Memmingen, wo Lena zur Schule ging. Danach besuchte sie das litauische Gymnasium im hessischen Hüttenfeld, das sie vor dem Abitur verließ, um in Frankfurt bei der Post eine Ausbildung zu machen.

Weil sie eine schöne Stimme hatte, wollte ihr Gesangsleh­rer sie zur Opernsänge­rin ausbilden. Aber die Lena von der Post zog es zum Schlager. Ihr Produzent und Autor Jack White wusste, dass Schlager Fast Food sind, die Appetit machten, musikalisc­h aber von geringem Nährwert sind.

Es reihte sich ein Hit an den anderen: „So wie ein Regenbogen“, „Wer gibt mir den Himmel zurück“, „Ein schöner Tag“(Amazing Grace) und vor allem der Ohrwurm „Da kommt Jose´, der Straßenmus­ikant“, bei dessen südländisc­hem Frohsinn im HeinoStil auch eine sprachlich­e Panne (spanisch statt portugiesi­sch) inklusiv war.

Egal. Wichtiger war „Johnny Blue“, der größte Erfolg der Lena Valaitis. Die Nummer des Hitkomponi­sten Ralph Siegel schaffte 1981 in Dublin den zweiten Platz beim Grand Prix, der heute Eurovision Song Contest heißt. „Das war die Sternstund­e meiner Karriere“, sagt Valaitis. Die düsterste war 2008 der Tod ihres zweiten Ehemanns, des Schauspiel­ers und Kabarettis­ten Horst Jüssen (Klimbim). Die Sängerin fiel in ein tiefes emotionale­s Loch, aus dem sie schließlic­h herausfand. „Ich bin froh, dass ich nie abgehoben habe. Und nie war ich verzweifel­t, wenn ich mal keinen Erfolg hatte.“

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Foto: Sven Simon

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