Gespräche als Therapie
Der Außenminister sucht Wege aus den vergifteten Beziehungen. Leicht wird das nicht
Istanbul Zum Abschied klopften sich die beiden Minister freundschaftlich auf die Schulter. „Dann mach’s gut“, sagte Heiko Maas seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu und lächelte mit ihm in die Kameras. Ganz so unkompliziert, wie die Szene nach dem Ende der Gespräche von Maas mit seinem türkischen Kollegen am Donnerstag in Istanbul zu suggerieren schien, sind die Bemühungen um eine Rückkehr zu normalen deutsch-türkischen Beziehungen jedoch nicht.
Dass er einen kritischen Dialog mit Ankara führen will, betonte Maas zu Beginn gleich mehrmals. Mit Cavusoglu sprach Maas unter anderem über in der Türkei inhaftierte Bundesbürger. Konkrete Ergebnisse konnte er nicht mit nach Hause nehmen. Vielmehr lehnte Cavusoglu die Forderung des Gastes ab, vor einer Normalisierung der deutsch-türkischen Beziehungen müsse Ankara politisch „liefern“. Es könne keine Vorbedingung für die Normalisierung geben. Mehr Gemeinsamkeit gab es mit Blick auf die Lage im syrischen Idlib, wo eine geplante Regierungsoffensive zu einer Fluchtwelle mit Auswirkungen bis nach Europa führen könnte. Maas betonte, die Bemühungen der Türkei, den Großangriff zu verhindern, müssten unterstützt werden.
Maas wollte nach eigenen Worten bei seinem ersten Besuch in der Türkei vor allem damit beginnen, das in den vergangenen Jahren zerrüttete deutsch-türkische Verhältnis wieder aufzubauen. „Es war ein guter Start“, sagte er, räumte aber ein: „Ein paar Dinge müssen gelöst werden.“Mit den gegenseitigen Vorwürfen wie in den vergangenen zwei Jahren komme man nicht weiter. „Damit muss Schluss sein.“