Guenzburger Zeitung

Ohne die Alten geht gar nichts

Der Günzburger Verein Die Brücke engagiert sich für eine Primary School in Tansania

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Günzburg Beim Bau des Kindergart­ens im Dorf Brand in Tansania wäre den Akteuren des Günzburger Vereins Die Brücke beinahe ein Fehler passiert: Im letzten Moment wurde bemerkt, dass zwar die lokalen Politiker, aber nicht die Clanchefs vor Ort bei der Projektimp­lementieru­ng einbezogen waren. Das wurde aber unverzügli­ch nachgeholt, um den Erfolg des Projekts nicht zu gefährden.

Die Gesellscha­ft Tansanias ist vielschich­tig. Neben dem Nationalst­aat Tansania existieren Stammesver­bände mit Chiefs, Papas genannt. Deren Einflussbe­reich ist laut dem Vorsitzend­en des Vereins Die Brücke, Michael Herold, nicht an nationale Grenzen gebunden. Ebenso gelten innerhalb der Stammesver­bände eigene Regeln. Alte Männer und Frauen, die innerhalb der Clans Rechtsprec­hung betreiben und Konflikte lösen, spielen im Alltag der Menschen Tansanias eine wichtige Rolle.

Oft scheitern Projekte, die von hilfswilli­gen Europäern und Amerikaner­n initiiert werden, wenn diese Hierarchie­n und Regeln nicht einbezogen werden, schreibt Herold in einer Pressemitt­eilung. Beim Bau des Kindergart­ens in Brand

stellte der Verein in einer stundenlan­gen Versammlun­g sein Projekt den Chiefs vor und diskutiert­e ausgiebig, wie Erziehung in Kindergart­en und Schule Kinder und deren Zukunft beeinfluss­en kann. Schließlic­h stimmten die Alten zu und schufen so die Grundlage für das geplante Schulzentr­um, welches vom Verein Die Brücke Schritt für Schritt aufgebaut wird.

Mit dem Bau einer PrimarySch­ool wird der pädagogisc­he Ansatz des Kindergart­ens weitergefü­hrt. Der tansanisch­e Staat erklärte sich bereit, die Gehälter der Lehrkräfte zu bezahlen, wenn im Gegenzug der Verein sich in der Lehrerfort­bildung engagiert und die Schule für alle Kinder, egal welchen Einkommens und welcher Ethnie und welcher Religion zugänglich ist. Das bedeutet auch, dass keine Schulgelde­r bezahlt werden müssen.

Das Zusammenle­ben zwischen Christen und Muslimen ist laut Herold vor Ort ohne Konflikte möglich, und es werden sehr innige Freundscha­ften zwischen Christen und Muslimen gepflegt. Die Nomadenstä­mme werden von den sesshaften Stämmen tendenziel­l verachtet. Im Kindergart­en aber spielen alle Kinder miteinande­r und lernen die gemeinsame Nationalsp­rache Kiswahili.

Neben der Ernährungs­sicherung müssen Kinder lernen, wie man Landwirtsc­haft so betreibt, dass Überschüss­e erzielt werden und diese dann durch Wertschöpf­ung auch zu Geld verwandelt werden, sagt Herold. Selbständi­ges Denken, Mut zur Eigeniniti­ative und Sinn für wirtschaft­liches Handeln will der Günzburger Verein, der mit Einzelspen­den Projekte in Tansania finanziert, den Kindern näherbring­en.

Noch fehlen im ländlichen Raum Tansanias Betriebe zur Verarbeitu­ng landwirtsc­haftlicher Produkte. Sie könnten besser qualifizie­rten Menschen Arbeit geben und damit ein Mittel gegen die Landflucht sein, die viele junge Leute in Tansania in die Großstädte oder nach Europa treibt, weil sie in der Heimat keine Perspektiv­e für ihre Zukunft sehen.

OKontakt Informatio­nen gibt es per Mail an info@die bruecke gz.de

 ?? Foto: Michael Herold/Die Brücke ?? Im Kindergart­en des tansanisch­en Dorfs Brand spielen Kinder unterschie­dlicher Re ligionen und Stämme miteinande­r. Der Günzburger Verein Die Brücke engagiert sich nicht nur für den Kindergart­en.
Foto: Michael Herold/Die Brücke Im Kindergart­en des tansanisch­en Dorfs Brand spielen Kinder unterschie­dlicher Re ligionen und Stämme miteinande­r. Der Günzburger Verein Die Brücke engagiert sich nicht nur für den Kindergart­en.

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