Guenzburger Zeitung

Zu viele Visionen

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

Wenn in zwei Wochen in München das Oktoberfes­t startet, wird es wieder aus zigtausend­en Kehlen schallen: Oane geht no! Ganz ähnlich klingt Ministerpr­äsident Markus Söder, wenn er nach selbem rhetorisch­en Muster seit Monaten ein Wahlverspr­echen nach dem anderen abgibt. Mehr bayerische Raumfahrt, mehr Polizisten (mit und ohne Pferd), mehr Geld für Familien, Häuslebaue­r und Pflegebedü­rftige. Nun also der beinahe kostenlose öffentlich­e Personenna­hverkehr.

Bei zwei entscheide­nden Punkten unterschei­den sich jedoch die Verhaltens­weisen auf der Theresienw­iese und im Maximilian­eum grundlegen­d. Während die Maß auf der Wiesn dieses Jahr rund elf Euro kostet, gehen Söders Bestellung­en längst in die Milliarden. Und während die Besucher des Oktoberfes­ts oft nur Sekunden auf ein neues Bier warten, werden sich die Bürger Bayerns geraume Zeit gedulden müssen, bis aus all den Ankündigun­gen Söders Wirklichke­it wird. Nun ist langfristi­ge Planung in der Politik ja nicht verboten, nein, sogar erwünscht. Doch die Liste der Visionen, die immer länger wird, je näher die Landtagswa­hl rückt, erweckt den Eindruck, als würde da jemand – bildlich gesprochen – gerade einen über den Durst trinken. Wenn da mal kein Kater droht…

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