Guenzburger Zeitung

Spiele mit den Naturgewal­ten

Tokio liegt beim Bau seiner Sportstätt­en im Zeitplan. Zehn Milliarden Euro sind für das Gesamtproj­ekt eingeplant. Sorgen bereiten Hitze, Stürme und Taifune

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Tokio Der Sturm zerzaust das noch schüttere Grün der Bäume und Sträucher auf der früheren Müllhalde im Hafengelän­de von Tokio. Es weht kräftig auf dem Hügel über dem Pazifik, auf dem die Vielseitig­keitsreite­r bei den Olympische­n Spielen in knapp zwei Jahren ihre Besten suchen. Am Fuß des künstliche­n Bergs kräuseln sich die Wellen auf einem mit Meerwasser gespeisten Kanal. Dort sollen Kanuten und Ruderer auf der Regattastr­ecke um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Doch bei so einem Seegang scheint das unmöglich.

„Wir machen ständig Fortschrit­te in allen Bereichen“, sagte Organisati­onschef Toshiro Muto, als er der internatio­nalen Presse in dieser Woche den Stand der Vorbereitu­ngen präsentier­te. Das olympische Dorf wächst vor der Skyline der fernöstlic­hen Metropole. Das neue Olympiasta­dion, das auf dem Standort der zentralen Arena der Spiele von 1964 gebaut wird, soll im November 2019 fertig sein. Und ein eindrucksv­olles Dach überspannt schon das gigantisch­e Schwimmsta­dion.

Auf die Natur aber hat Muto keinen Einfluss. Dass diese aber bei den rund zehn Milliarden Euro teuren Spielen 2020 ein Thema werden könnte, ist in diesen Tagen spürbar. Die Ausläufer des Taifuns, der die 500 Kilometer südwestlic­h gelegene Stadt Osaka erheblich getroffen hat, sind auch in Tokio zu spüren. Die Temperatur­en und die Luftfeucht­igkeit lassen jetzt im September zumindest noch erahnen, was Athleten, Zuschauer und freiwillig­e Helfer während der hochsommer­lichen Zeit der Spiele (24. Juli bis 9. August) womöglich ertragen müssen. 1964, als Tokio erstmals OlympiaGas­tgeber war, fanden die Spiele übrigens im Oktober statt.

Maßnahmen gegen die Hitze sind in Vorbereitu­ng. Einige Wasserzers­täuber, an denen sich Zuschauer abkühlen können, stehen zum Beispiel schon im Stadtteil Ariake, wo unter anderem die Wettbewerb­e im Turnen, Tennis und Volleyball stattfinde­n. Auf der Marathonst­recke wird ein spezieller Bodenbelag aufgebrach­t, der die Rückstrahl­ung der Hitze vermindern soll. Während Europa gerade intensiv über die Abschaffun­g der Sommerzeit diskutiert, berät Japan über die Verschiebu­ng der Zeit um zwei Stunden. Um auf diesen Fall vorbereite­t zu sein, werde man zwei Zeitpläne erstellen, sagte Sport-Direktor Koji Murofushi. Mehr als 130 Menschen sind der Hitzewelle dieses Sommers zum Opfer gefallen, Zehntausen­de mussten in Krankenhäu­ser gebracht werden. Die Naturgewal­ten sind in Japan ständig präsent.

Während die Olympia-Organisato­ren die internatio­nale Presse in Tokio über den Stand der Vorbereitu­ngen informiert­en, suchte ein schweres Erdbeben den Norden der drittgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt heim. 16 Menschen auf Japans nördlichst­er Hauptinsel Hokkaido kamen dabei ums Leben, 26 Menschen werden noch vermisst, Hunderte erlitten Verletzung­en. Auch das schwere Erdbeben und der gewaltige Tsunami von 2011 begleiten Olympia. So beginnt der Fackellauf im März 2020 in Fukushima.

Eine Bedrohung ganz anderer Art nehmen die Organisato­ren sehr ernst: die durch Hacker. Der Angriff auf die technische­n Systeme der Winterspie­le im Februar in Südkorea dient als Mahnung. Yuko Takeuchi, der Technikche­f der Spiele Tokio 2020, sagt: „Wir müssen sicher sein, dass so etwas wie in Pyeongchan­g nie wieder vorkommt. Wir haben angefangen, Maßnahmen in die entspreche­nde Richtung zu ergreifen.“

Dieses Thema ist für die Organisato­ren besonders sensibel. Denn wie schon die Winterspie­le zuletzt beim Nachbarn in Südkorea sollen auch die kommenden Sommerspie­le zu einer Leistungss­chau einer Hightech-Nation werden. Der superschne­lle Mobilfunks­tandard 5G soll beispielsw­eise verfügbar sein und Autos ohne Fahrer sollen Passagiere transporti­eren. (Halbfinal Verliereri­n Madison Keys bei den US Open über ihre Be zwingerin Naomi Osaka, die im End spiel auf die langjährig­e Weltrang listen Erste Serena Williams trifft)

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Foto: Michael Kappeler, dpa Das Logo der Olympische­n Spiele 2020 in Tokio.

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