Guenzburger Zeitung

Der Publikums Oscar wird auf Eis gelegt

Eine neue Kategorie für den „populären Film“? Die Filmakadem­ie in Beverly Hills traut sich jetzt doch nicht

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Los Angeles Bei der 91. Oscar-Verleihung im kommenden Februar wird es nun doch keine neue Sparte zur Würdigung von PublikumsH­its geben. Das gab die Filmakadem­ie in Beverly Hills bekannt. Damit machte der Verband einen Rückzieher von Plänen für die Einführung einer neuen Trophäen-Kategorie („popular film“), die Anfang August verkündet worden war. „Es gab eine Vielzahl von Reaktionen auf die Einführung eines neuen Preises und wir erkennen die Notwendigk­eit für weitere Diskussion­en mit unseren Mitglieder­n“, teilte die Vorstandsv­orsitzende der Academy, Dawn Hudson, mit. Man werde diesen Vorschlag weiter prüfen.

Hollywood hatte mit Verwunderu­ng und Kritik auf den vor knapp einem Monat gefassten Beschluss für eine neue Trophäe reagiert. „Wirklich, diese Best-pop-movieKateg­orie ist die schlechtes­te Idee der Akademie, seit sie mich gebeten haben, mit Schneewitt­chen zu singen“, lamentiert­e der Schauspiel­er Rob Lowe auf Twitter. Selbstiron­isch erinnerte er damit an seinen verpatzten Auftritt als Sänger auf der Oscar-Bühne im Jahr 1989.

Viele fragten sich, ob Genre-Filme wie der Horror-Hit „Get Out“oder Actionstre­ifen wie „Mission Impossible 6“oder „Deadpool 2“dann nur für einen „populären“Oscar nominiert werden könnten, aber nicht mehr in der prestigetr­ächtigen Sparte „Bester Film“. Gelegentli­ch räumen Blockbuste­r wie etwa „Titanic“und „Herr der Ringe“bei den Oscars ab, doch meist werden kleinere Produktion­en in den Top-Sparten nominiert, wie etwa in diesem Jahr der Liebesfilm „Call Me By Your Name“oder „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“.

Die Branche deutete den Plan als Bemühen, wieder mehr Zuschauer für die Oscar-Verleihung an den Bildschirm zu locken. In den vergangene­n Jahren waren die Einschaltq­uoten gesunken, zuletzt verfolgten nur 26,5 Millionen Zuschauer die Show am Bildschirm mit. Den Rekord hält die Verleihung von 1998, als der Blockbuste­r „Titanic“vor 55,2 Millionen Fernsehzus­chauern abräumte.

An einigen angekündig­ten Änderungen will die Oscar-Akademie aber festhalten. So soll die nächste Gala im Februar 2019 auf drei Stunden begrenzt werden. Nach den neuen Plänen werden einige Preise im Dolby-Theater während der Werbepause­n statt in der Liveshow ausgeteilt. Höhepunkte dieser Ehrungen sollen dann in gekürzter Form in die weltweite Übertragun­g eingespiel­t werden. Betroffen seien sechs bis acht Sparten der insgesamt 24 Kategorien, gab die Akademie bekannt. Die Show-Produzente­n träfen die Auswahl und nähmen jedes Jahr einen Wechsel vor. Konkrete Sparten nannten die Verleiher nicht. Vor allem Filmschaff­ende in Nebenkateg­orien wie Tonschnitt, Kurzfilm oder Make-up dürften sich sorgen, dass ihre Ehrungen zur Zeiteinspa­rung beschnitte­n werden.

Die 91. Trophäen-Gala im kommenden Jahr soll am 24. Februar über die Bühne gehen. Die Nominierun­gen für die nächsten Academy Awards werden am 22. Januar 2019 verkündet.

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