Es mangelt immer an Lehrkräften
Was die Schulleiter sagen und wie das Kultusministerium vorsorgt
Es ist eine gute Nachricht: Während vielerorts schon jetzt ein Mangel an Lehrkräften in den Schulen absehbar ist, scheint die Situation im Landkreis Günzburg gut zu sein. Egal ob Grund-, Mittel- und Realschulen, Gymnasien, Fachoberund Berufsoberschulen: Die Unterrichtsversorgung sei gesichert, ist die Antwort auf die Anfrage unserer Zeitung.
Dabei darf etwas Wichtiges aber nicht aus dem Blick verloren werden. Denn auch wenn alle eingeplanten Stellen zum Start des neuen Schuljahres besetzt sind, können in seinem Verlauf noch Änderungen entstehen. Krankheit und Mutterschutz sind nur zwei Eventualitäten. Dann müssen die Kollegen die Ausfälle abfangen. Und wenn das nicht mehr möglich ist, fällt Unterricht aus. Denn eine Mehrarbeit ist schließlich auch nur in einem begrenzten Umfang möglich. Wie in jedem Betrieb gibt es aber auch in den Schulen einen Unterschied zwischen der Zahl, die in einem Plan steht, und der, die sinnvoll wäre.
So ist immer wieder von Firmenmitarbeitern unterschiedlichster Branchen zu hören, dass die Büros und Werkhallen offiziell zwar voll besetzt sind und das vorgesehene Personal anwesend ist. Dass die vorhandenen Beschäftigten trotzdem mehr arbeiten müssen, weil viel Arbeit da ist, aber nicht genug Kollegen da sind, um sie ohne Mehrarbeit bewältigen zu können, interessiert in den Chefetagen zu oft niemanden. Fachkräftemangel hin oder her, wenn die anderen den Job zum gleichen Gehalt schon irgendwie erledigen, braucht man ja nicht mehr Leute einzustellen.
Auch in Schulen wäre mehr Personal wichtig, um noch mehr tun zu können, als die Unterrichtsversorgung zu sichern. Man denke da etwa an das „Team Teaching“, also dass sich zwei Lehrer um eine Klasse kümmern und so besser auf die Bedürfnisse der lernstarken und der lernschwächeren Kinder eingehen können. Auch, um die Inklusion voranzubringen, wäre es wünschenswert, wenn hier mehr Personal eingesetzt werden könnte. Und nicht zuletzt würden mehr Lehrer auch dazu führen, dass die Klassengrößen sinken und per se ein individuelleres Kümmern um die Schüler möglich wird. Ein breiteres Angebot an Arbeitsgemeinschaften wäre ebenfalls machbar. Die Liste der Ergänzungen ließe sich verlängern. Die Lehrer leisten sehr viel, aber davon viel in der Freizeit, Klischees zum Trotz. Und dass die Bürokratie auch ihnen immer mehr Zeit wegfrisst, sei nur am Rande erwähnt.
Landkreis Vom viel diskutierten Lehrermangel sei an den Grundund Mittelschulen des Landkreises keine Spur, versicherte vor Kurzem Schulamtsleiter Josef Seibold (wir
berichteten). Auch an den staatlichen Realschulen, Gymnasien sowie den Fachoberschulen und den Berufsoberschulen im Landkreis sei die Unterrichtsversorgung gesichert, teilt das Kultusministerium auf Anfrage mit.
Eine Konstanz im Lehrerteam hält Andreas Eberle, Direktor des St.-Thomas-Gymnasiums Wettenhausen, für „zwingend nötig“für einen guten Schulbetrieb. 596 Gymnasiasten werden es im neuen Schuljahr in Wettenhausen sein, darunter 94 Fünftklässler in drei Klassen. Sein Haus sei „optimal versorgt“, sagt der Schulleiter, man habe zwei neue Lehrkräfte und manche Teilzeitkräfte hätten aufgestockt. Was Eberle sehr freut: Niemand habe sich aus Wettenhausen wegversetzten lassen.
Auch Christian Hörtrich, Direktor der Maria-Ward-Schulen in Günzburg, antwortet auf die Frage nach der Ausstattung mit Lehrkräften: „Es passt alles.“Die Realschule habe schon einen größeren Generationswechsel hinter sich. Der stehe auch im Gymnasium bald an, wenn die Lehrer in Ruhestand gehen, die als Nachfolge für die Klosterfrauen den Unterricht übernommen haben. „Wir werden uns stark verjüngen“, sagt Hörtrich. Dass es zu wenige Lehrer gebe, sei eventuell im Zusammenhang mit dem wieder eingeführten neunstufigen Gymnasium denkbar.
Im Maria-Ward-Gymnasium werden im neuen Schuljahr bei insgesamt 412 Schülern 79 Fünftklässler erwartet, davon 27 Buben. Die Maria-Ward-Realschule rechnet mit insgesamt 402 Schülern, davon 83 Fünftklässlern in drei Klassen. Unter den Neuen werden 32 Buben sein. „Überraschend, dass das so hochgeschnellt ist“, sagt Christian Hörtrich dazu.
96 Fünftklässler erwartet das Günzburger Dossenberger-Gymnasium zum Start in das Schuljahr 2018/2019, bei insgesamt 850 Schülern. Die Zahl „kann sich jeden Tag noch ändern“, sagt Direktor Peter Lang.
Während es für Grund-und Mittelschulen die „Mobile Reserve“gibt, die in Krankheitsfällen einspringt, hat das Kultusministerium für die Realschulen und Gymnasien eine „integrierte Lehrerreserve“eingerichtet, wie Elena Schedlbauer, die stellvertretende Pressesprecherin, mitteilt. In Bayern habe man zum kommenden Schuljahr alle staatlichen Planstellen mit ausgebildeten Lehrkräften neu besetzen können. Zum Schuljahr 2018/2019 stelle der Freistaat 4300 Lehrkräfte neu ein. Die Pressesprecherin verweist außerdem auf die Zweitqualifizierungsmaßnahme für Realschulund Gymnasiallehrer, um den Bedarf an Lehrkräften nicht nur in den Mittelschulen, sondern auch an Grund-und Förderschulen zu decken. Über 200 Teilnehmer steigen laut Schedlbauer in diese Zweitqualifizierung ein, um den wachsenden Bedarf an Lehrkräften für Sonderpädagogik zu decken.
Zumindest momentan sieht es also so aus, als dürften die Schüler im Landkreis Günzburg sich nicht auf viele ausfallende Unterrichtsstunden freuen. Wie es sich dann tatsächlich entwickelt, wird sich im Lauf des neuen Schuljahres zeigen. Langwierige Krankheitsfälle oder eine starke Grippewelle wie im vergangenen Winter, können die Situation schnell ändern.
Im neuen Schuljahr steht nach den aktuellen Planungen am Beruflichen Schulzentrum Günzburg, mit der Außenstelle in Krumbach, ausreichend Lehrpersonal zur Verfügung, um den vorgesehenen Unterricht voll abzudecken, erklärt KarlHeinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben. Bei einem kurzfristig auftretenden Unterrichtsausfall, etwa wegen Krankheit, übernehmen üblicherweise in einem begrenzten Rahmen Kollegen der jeweiligen Fachabteilung die Vertretung. Das Kollegium setze sich aus Lehrern aller Altersstufen zusammen. Die Schulleitung und die Schulaufsicht seien laufend bemüht, ausscheidendes Personal durch Neueinstellungen oder Versetzungen zu ersetzen. So konnte sich die Schule in diesem Jahr in den Bereichen Körperpflege, Bautechnik, Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung sowie an den Berufsfachschulen personell um fünf Stellen verstärken.