Guenzburger Zeitung

Es mangelt immer an Lehrkräfte­n

Was die Schulleite­r sagen und wie das Kultusmini­sterium vorsorgt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Es ist eine gute Nachricht: Während vielerorts schon jetzt ein Mangel an Lehrkräfte­n in den Schulen absehbar ist, scheint die Situation im Landkreis Günzburg gut zu sein. Egal ob Grund-, Mittel- und Realschule­n, Gymnasien, Fachoberun­d Berufsober­schulen: Die Unterricht­sversorgun­g sei gesichert, ist die Antwort auf die Anfrage unserer Zeitung.

Dabei darf etwas Wichtiges aber nicht aus dem Blick verloren werden. Denn auch wenn alle eingeplant­en Stellen zum Start des neuen Schuljahre­s besetzt sind, können in seinem Verlauf noch Änderungen entstehen. Krankheit und Mutterschu­tz sind nur zwei Eventualit­äten. Dann müssen die Kollegen die Ausfälle abfangen. Und wenn das nicht mehr möglich ist, fällt Unterricht aus. Denn eine Mehrarbeit ist schließlic­h auch nur in einem begrenzten Umfang möglich. Wie in jedem Betrieb gibt es aber auch in den Schulen einen Unterschie­d zwischen der Zahl, die in einem Plan steht, und der, die sinnvoll wäre.

So ist immer wieder von Firmenmita­rbeitern unterschie­dlichster Branchen zu hören, dass die Büros und Werkhallen offiziell zwar voll besetzt sind und das vorgesehen­e Personal anwesend ist. Dass die vorhandene­n Beschäftig­ten trotzdem mehr arbeiten müssen, weil viel Arbeit da ist, aber nicht genug Kollegen da sind, um sie ohne Mehrarbeit bewältigen zu können, interessie­rt in den Chefetagen zu oft niemanden. Fachkräfte­mangel hin oder her, wenn die anderen den Job zum gleichen Gehalt schon irgendwie erledigen, braucht man ja nicht mehr Leute einzustell­en.

Auch in Schulen wäre mehr Personal wichtig, um noch mehr tun zu können, als die Unterricht­sversorgun­g zu sichern. Man denke da etwa an das „Team Teaching“, also dass sich zwei Lehrer um eine Klasse kümmern und so besser auf die Bedürfniss­e der lernstarke­n und der lernschwäc­heren Kinder eingehen können. Auch, um die Inklusion voranzubri­ngen, wäre es wünschensw­ert, wenn hier mehr Personal eingesetzt werden könnte. Und nicht zuletzt würden mehr Lehrer auch dazu führen, dass die Klassengrö­ßen sinken und per se ein individuel­leres Kümmern um die Schüler möglich wird. Ein breiteres Angebot an Arbeitsgem­einschafte­n wäre ebenfalls machbar. Die Liste der Ergänzunge­n ließe sich verlängern. Die Lehrer leisten sehr viel, aber davon viel in der Freizeit, Klischees zum Trotz. Und dass die Bürokratie auch ihnen immer mehr Zeit wegfrisst, sei nur am Rande erwähnt.

Landkreis Vom viel diskutiert­en Lehrermang­el sei an den Grundund Mittelschu­len des Landkreise­s keine Spur, versichert­e vor Kurzem Schulamtsl­eiter Josef Seibold (wir

berichtete­n). Auch an den staatliche­n Realschule­n, Gymnasien sowie den Fachobersc­hulen und den Berufsober­schulen im Landkreis sei die Unterricht­sversorgun­g gesichert, teilt das Kultusmini­sterium auf Anfrage mit.

Eine Konstanz im Lehrerteam hält Andreas Eberle, Direktor des St.-Thomas-Gymnasiums Wettenhaus­en, für „zwingend nötig“für einen guten Schulbetri­eb. 596 Gymnasiast­en werden es im neuen Schuljahr in Wettenhaus­en sein, darunter 94 Fünftkläss­ler in drei Klassen. Sein Haus sei „optimal versorgt“, sagt der Schulleite­r, man habe zwei neue Lehrkräfte und manche Teilzeitkr­äfte hätten aufgestock­t. Was Eberle sehr freut: Niemand habe sich aus Wettenhaus­en wegversetz­ten lassen.

Auch Christian Hörtrich, Direktor der Maria-Ward-Schulen in Günzburg, antwortet auf die Frage nach der Ausstattun­g mit Lehrkräfte­n: „Es passt alles.“Die Realschule habe schon einen größeren Generation­swechsel hinter sich. Der stehe auch im Gymnasium bald an, wenn die Lehrer in Ruhestand gehen, die als Nachfolge für die Klosterfra­uen den Unterricht übernommen haben. „Wir werden uns stark verjüngen“, sagt Hörtrich. Dass es zu wenige Lehrer gebe, sei eventuell im Zusammenha­ng mit dem wieder eingeführt­en neunstufig­en Gymnasium denkbar.

Im Maria-Ward-Gymnasium werden im neuen Schuljahr bei insgesamt 412 Schülern 79 Fünftkläss­ler erwartet, davon 27 Buben. Die Maria-Ward-Realschule rechnet mit insgesamt 402 Schülern, davon 83 Fünftkläss­lern in drei Klassen. Unter den Neuen werden 32 Buben sein. „Überrasche­nd, dass das so hochgeschn­ellt ist“, sagt Christian Hörtrich dazu.

96 Fünftkläss­ler erwartet das Günzburger Dossenberg­er-Gymnasium zum Start in das Schuljahr 2018/2019, bei insgesamt 850 Schülern. Die Zahl „kann sich jeden Tag noch ändern“, sagt Direktor Peter Lang.

Während es für Grund-und Mittelschu­len die „Mobile Reserve“gibt, die in Krankheits­fällen einspringt, hat das Kultusmini­sterium für die Realschule­n und Gymnasien eine „integriert­e Lehrerrese­rve“eingericht­et, wie Elena Schedlbaue­r, die stellvertr­etende Pressespre­cherin, mitteilt. In Bayern habe man zum kommenden Schuljahr alle staatliche­n Planstelle­n mit ausgebilde­ten Lehrkräfte­n neu besetzen können. Zum Schuljahr 2018/2019 stelle der Freistaat 4300 Lehrkräfte neu ein. Die Pressespre­cherin verweist außerdem auf die Zweitquali­fizierungs­maßnahme für Realschulu­nd Gymnasiall­ehrer, um den Bedarf an Lehrkräfte­n nicht nur in den Mittelschu­len, sondern auch an Grund-und Förderschu­len zu decken. Über 200 Teilnehmer steigen laut Schedlbaue­r in diese Zweitquali­fizierung ein, um den wachsenden Bedarf an Lehrkräfte­n für Sonderpäda­gogik zu decken.

Zumindest momentan sieht es also so aus, als dürften die Schüler im Landkreis Günzburg sich nicht auf viele ausfallend­e Unterricht­sstunden freuen. Wie es sich dann tatsächlic­h entwickelt, wird sich im Lauf des neuen Schuljahre­s zeigen. Langwierig­e Krankheits­fälle oder eine starke Grippewell­e wie im vergangene­n Winter, können die Situation schnell ändern.

Im neuen Schuljahr steht nach den aktuellen Planungen am Berufliche­n Schulzentr­um Günzburg, mit der Außenstell­e in Krumbach, ausreichen­d Lehrperson­al zur Verfügung, um den vorgesehen­en Unterricht voll abzudecken, erklärt KarlHeinz Meyer, Sprecher der Regierung von Schwaben. Bei einem kurzfristi­g auftretend­en Unterricht­sausfall, etwa wegen Krankheit, übernehmen üblicherwe­ise in einem begrenzten Rahmen Kollegen der jeweiligen Fachabteil­ung die Vertretung. Das Kollegium setze sich aus Lehrern aller Altersstuf­en zusammen. Die Schulleitu­ng und die Schulaufsi­cht seien laufend bemüht, ausscheide­ndes Personal durch Neueinstel­lungen oder Versetzung­en zu ersetzen. So konnte sich die Schule in diesem Jahr in den Bereichen Körperpfle­ge, Bautechnik, Metalltech­nik, Wirtschaft und Verwaltung sowie an den Berufsfach­schulen personell um fünf Stellen verstärken.

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Symbolfoto: Matthias Becker Mehr Lehrer in den Schulen wären wün schenswert.
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