Guenzburger Zeitung

Falsche Warnung vor kreativen Kriminelle­n

Ein digitaler Kettenbrie­f klärt vermeintli­ch über ein neues Vorgehen von Einbrecher­n auf. Er ist wohl erfunden

- VON CHRISTIAN GALL

Landkreis Eine Warnung an alle. Mit diesem Satz, garniert mit je drei Ausrufezei­chen am Anfang und am Ende, beginnt ein Kettenbrie­f, der derzeit im Landkreis Günzburg versendet wird. Es handelt sich um ein Foto, das über MessengerD­ienste wie Whatsapp und soziale Netzwerke versendet wird. Das Bild zeigt einen abfotograf­ierten Text, der vermeintli­ch vor einer neuen kriminelle­n Masche warnt. Laut Urheber des Kettenbrie­fs würden an Orten wie Tankstelle­n kleine kostenlose Gegenständ­e verschenkt, etwa Schlüssela­nhänger. Dem unbekannte­n Autor zufolge verbergen sich darin Chips, mit denen Kriminelle

den Standort des Beschenkte­n orten und sein Zuhause ausspähen. Sobald der Bewohner außer Haus ist, schlagen die Kriminelle­n zu und brechen ein. Eine neue Art der Kriminalit­ät, laut Polizei das Werk von rumänische­n Verbrecher­n – so heißt es im Kettenbrie­f.

Die Polizei weiß davon allerdings nichts. Zumindest im Gebiet des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West wurde noch kein vergleichb­arer Kriminalfa­ll registrier­t, sagt der Präsidiums­sprecher Jürgen Krautwald: „Solche Kettenbrie­fe werden von Privatpers­onen verschickt und haben nichts mit den Behörden zu tun.“Die Geschichte von Kriminelle­n mit Ortungschi­ps ist demzufolge wohl frei erfunden.

Krautwald zufolge werden solche Kettenbrie­fe immer öfter in die Welt gesetzt. Das Ziel der Urheber sei, dass ihre Nachricht möglichst

weit verbreitet wird. Der Wahrheitsg­ehalt dieser Nachrichte­n ist meist sehr dünn. Und die Lügen sind schnell aufgedeckt. „Wenn in so einer Mitteilung etwa die Polizei als Quelle genannt wird, schadet es nicht, kurz bei der örtlichen Polizeiins­pektion anzurufen und nachzufrag­en, ob die Warnung einen realen Hintergrun­d hat“, sagt Krautwald. Die Polizei erfahre von selchen Kettenbrie­fen in der Regel erst, wenn jemand deswegen Anzeige erstattet. Das geschah zuletzt vor wenigen Monaten, als eine Sprachnach­richt auf Whatsapp dem Empfänger eine Todesdrohu­ng zuflüstert­e. Krautwald zufolge verbreitet­e sich die Nachricht vor allem unter Kindern schnell: „Eltern sollten mit ihren

Kindern über Kettenbrie­fe reden. Minderjähr­ige sollten wissen, dass sie mit Nachrichte­n, die ihnen komisch vorkommen, zu Erwachsene­n gehen können.“Im Gegensatz zu falschen Warnungen beschäftig­en reale Telefon-Verbrechen die Polizei. Bei Telefonanr­ufen geben sich Kriminelle als Polizisten aus und bieten an, die Wertsachen einer Person sicher zu verwahren. Wer sich darauf einlässt, sieht seinen Besitz nie wieder. Denn eines haben falsche Warnungen und realer Telefonbet­rug Krautwald zufolge gemein: In beiden Fällen sitzen die Urheber oft im Ausland und die Nachrichte­n und Anrufe können nur in den seltensten Fällen zurückverf­olgt werden.

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Symbolfoto: Pedersen/dpa Über Messenger Dienste oder soziale Netzwerke verbreiten sich Nachrichte­n mit beeindruck­ender Geschwindi­gkeit – auch falsche.

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