Kanwal kann Ausbildung beginnen
Warum die Pakistanerin nun keine Abschiebung befürchten muss
Günzburg Die Pakistanerin Rizwana Kanwal kann in Ichenhausen bleiben und ihre Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen. Das bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung am Freitag Christoph Langer, Geschäftsbereichsleiter im Landratsamt Günzburg. Langer ist für die Öffentliche Sicherheit und Ordnung verantwortlich. Darunter fällt auch das Ausländerrecht.
Vor fast sechs Jahren waren sie und ihr Ehemann im Günzburger Stadtteil Deffingen als Asylsuchende aufgenommen waren. Kanwal stand zuletzt wie berichtet vor der Abschiebung – unter anderem auch deswegen, weil sie keinen Pass vorweisen konnte und sich nicht um Ersatzdokumente bemühte.
Ein Grund, weshalb sie ihrer Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen ist, könnte daran liegen, dass eine Abschiebung mit dem amtlichen Pass leichter gewesen wäre. Die 37 Jahre alte Frau gehört der muslimischen Reformbewegung der Ahmadiyya an. Die Glaubensgemeinschaft wird aber vom Islam nicht anerkannt, einzelne Mitglieder verfolgt. Ihr Asylantrag wurde jedoch abgelehnt. Die gut Deutsch sprechende Rizwana Kanwal kann dennoch hier bleiben. Voraussetzung ist, dass sie einen Pass vorlegt. Die Frau ist deshalb Ende Juli im pakistanischen Generalkonsulat gewesen und hat nach Informationen unserer Zeitung einen Antrag auf Passbeschaffung gestellt. Erfahrungsgemäß kann es um die sechs Monate dauern, bis sie das Ausweisdokument in Händen halten kann. Kanwal hat eine auf sechs Monate befristete Duldung bekommen und eine Beschäftigungserlaubnis. Ist der Pass da, wird die Ausländerbehörde eine Ausbildungsduldung erteilen. Wenn die Frau ihre dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin erfolgreich durchläuft, kann sie den Beruf zwei Jahre ausüben. Und an- gesichts der Länge ihres Aufenthalts in Deutschland wird Kanwal das Land dann voraussichtlich nicht mehr verlassen müssen. Langer spricht davon, dass die Ausländerbehörden ein Schreiben des Innenministeriums „zu einer Glückszeit für Frau Kanwal“erhalten haben. Danach sind die Bestimmungen auch für abgelehnte Asylbewerber zu lockern, wenn sie in Pflegeberufen tätig sein wollen. Der CSU-Abgeordnete Alfred Sauter schrieb dem betreuuenden Helferkreis, dass er sich der Angelegenheit angenommen habe und davon ausgehe, „dass zwischenzeitlich eine Lösung gefunden worden ist, die dem Anliegen der Antragstellerin entgegenkommt und Perspektiven für die Zukunft aufzeigt“. Er kann nicht nachvollziehen, warum über so lange Zeit kein Antrag auf Passersatzbeschaffung gestellt worden ist. „Dies hätte den gesamten Verfahrensgang deutlich beschleunigt.“