Das politische Altenteil taugt Alfred Sauter nicht
Der einflussreiche Abgeordnete über die „Gefechtslage“der CSU und darüber, was wichtig wird für die Region
Ichenhausen/Günzburg Zum Abschluss des Gesprächs lässt Alfred Sauter ein Papierbündel da: „Tätigkeitsbericht Oktober 2013 bis 2018“sind die 33 Seiten überschrieben. Es soll ein Nachweis darüber sein, was sein Landtagskollege Hans Reichhart, der seit 21. März als Finanzstaatssekretär am Regierungstisch sitzt, und er alles in der und für die Region getan haben. Von A(ichen) bis Z(iemetshausen) werden die einzelnen Maßnahmen aufgezählt.
Nötig hätte das Sauter schon lange nicht mehr. Die Geschäfte der am Münchner Arabellapark liegenden Anwaltskanzlei Sauter & Wurm gehen gut. Das Spezialgebiet des 68 Jahre alten Juristen ist das Immobilienrecht – von der Projektentwicklung über die Schaffung von Baurecht bis hin zur Finanzierung von Immobilienprojekten. Aber Sauter brennt nach wie vor für die Politik und seine Arbeit als Abgeordneter. Die hat wenige Wochen vor der Landtagswahl in Bayern noch mehr Übergewicht als ohnehin schon.
Der bestens vernetzte Parteistratege aus Ichenhausen sagt, die Lage Bayerns ist „objektiv gut“. Das allerdings spiegele sich nicht in der Stimmung im Land. Die sozialen Medien hätten die politische Landschaft völlig verändert. Die Vielfalt an Kommunikationsmöglichkeiten führt aus Sauters Sicht in Wahrheit „zur Abkapselung“von Menschen, die sich nur noch unter ideologisch Gleichgesinnten bewegten. Ein an Sachargumenten orientierter politischer Diskurs könne kaum noch geführt werden. „An die Leute ist fast nicht mehr ranzukommen.“
Das ist die „neue Gefechtslage“für die CSU im Landtagswahljahr 2018, die sich in der Sandwichposition zwischen der oft bemühten politischen Mitte und dem Rechtsausleger AfD befindet. Offiziell hat es der Günzburger CSU-Kreisvorsitzende und Sprecher der 15 schwäbischen CSU-Landtagsabgeordneten noch nicht aufgegeben, seine Partei auch im Herbst 2018 weiter allein an der Macht zu sehen. Bei vielen Wählern entscheide es sich erst in den letzten Tagen vor der Wahl, wo sie ihr Kreuz machen, formuliert er. Bei all den Veranstaltungen – „nicht nur den von uns organisierten“– hat Sauter „große Aufgeschlossenheit“gespürt „und nicht Ablehnung“.
Die Förderung des Bildungsbereichs (Stichwort: Digitales Klassenzimmer), der Breitbandausbau, die Stärkung des Bahnverkehrs, die Wiederbelebung der Ortskerne auf dem Land und die Herausforderungen und Chancen einer Augsburger Uniklinik auch für den Kreis Günzburg sieht Sauter als bestimmende Themenkomplexe in der nächsten Legislaturperiode für die Region. Er werde dafür arbeiten wie in der Vergangenheit auch, verspricht er.
Sauter hat keine Lust auf das politische Altenteil. Deshalb hat er sich als Direktkandidat noch einmal aufstellen lassen. Für seinen politischen Kronprinzen Reichhart bleibt damit nur der Weg, über die Liste in den Landtag zu kommen. Das wird eng. Zu eng?