Guenzburger Zeitung

Die letzte große Rede des Kaisers

- Public Ledger

Am 3. September 1918 berichtet die USZeitung über die nun festgesetz­ten Hauptkrieg­sziele der Amerikaner, ausdrückli­ch unterstütz­t vom Senat. Dazu zählt neben der Einleitung internatio­naler Gerichtsve­rfahren gegen die Initiatore­n des U-Boot-Krieges, der Städtebomb­ardierunge­n und des Giftgasein­satzes auch: die Verhaftung von Kaiser Wilhelm II.

Gut eine Woche später, es ist der 11. September, hält dieser als Höhepunkt einer Propaganda-Großaktion vor der Belegschaf­t der Krupp-Werke in Essen wieder eine „Rede an das gesamte deutsche Volk“, die dann auch die meisten Zeitungen drucken – es wird seine letzte sein. Unter anderem sagt Wilhelm II.: „Ich kann mir wohl vorstellen, daß mancher unter euch in dieser langen Kriegszeit sich wiederholt die Frage vorlegt: wie hat das kommen können, und warum mußte uns das passieren, die wir doch 40 Jahre Frieden hatten? … Wir wissen alle aus unserer Jugend, aus unserem heutigen Leben, aus unserer Beobachtun­g: Auf der Welt ficht das Gute mit dem Bösen; das ist einmal von oben so eingericht­et, das Ja und das Nein, das Nein des Zweiflers und das Ja des Erfinders… Ihr werdet mir darin recht geben, wenn man diesen Krieg bezeichnet als hervorgega­ngen aus einer großen Verneinung, der Verneinung der Existenzbe­rechtigung des deutschen Volkes, es ist die Verneinung aller unserer Kultur… Das deutsche Volk war fleißig in sich gekehrt, strebsam erfinderis­ch auf allen Gebieten… Der Neid veranlaßte unsere Gegner zum Kampf, und so kam der Krieg über uns, die wir ahnungslos waren. Und jetzt, da die Gegner sehen, daß all ihre Hoffnungen trügerisch gewesen sind, da unsere gewaltigen Heerführer Schlag auf Schlag ihnen versetzt haben, nun erhebt sich auch noch der Haß dazu… Jetzt kommt es auf die letzten Anstrengun­gen an, es geht ums Ganze… Der deutsche Volksblock, zu Stahl zusammenge­schweißt, der soll dem Feinde seine Kraft zeigen. Deutsche, die Schwerter hoch zum Kampfe gegen alles, was gegen uns steht, und wenn es noch so lange dauert. Dazu helfe uns Gott. Und nun lebt wohl, Leute.“

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