Tathergang in Köthen noch unklar
Empörung über Nazi-Sprechchöre
Magdeburg Während nach dem Tod eines 22-Jährigen in Köthen der genaue Tathergang noch unklar ist, gibt es neue Details zu den Tatverdächtigen. Einer der festgenommenen Afghanen sollte aus Deutschland abgeschoben werden, was aber zunächst wegen laufender Ermittlungsverfahren ausgesetzt wurde, wie Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) am Montag in Magdeburg sagte.
Dem Obduktionsergebnis zufolge starb der 22-Jährige in der Nacht zum Sonntag an akutem Herzversagen. Er litt demnach an einer schweren Herzerkrankung. Es gebe keine Hinweise, dass es zu tödlichen Verletzungen durch Schläge und Tritte gegen den Schädel gekommen sei, sagte Keding. Vor dem Tod des Manns soll es in der sachsen-anhaltischen Stadt zu einer Auseinandersetzung zwischen mindestens zwei Afghanen und mindestens zwei Deutschen gekommen sein, in deren Verlauf der 22-Jährige dann starb. Zum Tatgeschehen gaben die Ermittler weiterhin keine Einzelheiten bekannt. „Wir stehen mittendrin in den Ermittlungen“, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Horst Nopens. Gegen zwei tatverdächtige Afghanen im Alter von 18 und 20 Jahren erging am Sonntagabend Haftbefehl wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge. Beide kamen demnach als unbegleitete Minderjährige nach Deutschland.
Bei dem sogenannten Trauermarsch nach dem Todesfall hatten sich laut Polizei am Sonntagabend rund 2500 Menschen beteiligt. Darunter waren nach Angaben von Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU) auch „400 bis 500 Personen der rechten Szene“aus Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern. Dass es dort „zu offen nationalsozialistischen Sprechchören gekommen ist, das muss uns betroffen machen und muss uns empören“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Der Köthener Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) sprach im von „rechten reisenden Touristen“in der Stadt. Es habe bei der Demonstration zwar keine Gewalt gegeben, „aber es wurde gehetzt“, sagte er. Stahlknecht äußerte erneut Verständnis dafür, dass Menschen friedlich ihre Betroffenheit über den Todesfall zeigen wollten. Am Montagabend nahmen bis zu 550 Menschen an einem weiteren sogenannten Trauermarsch teil. Die Polizei sprach von einem eher friedlichen Verlauf.