Guenzburger Zeitung

Kohnen fordert Anstand und Zusammenha­lt

Die Spitzenkan­didatin der bayerische­n SPD spricht vor 150 Besuchern in Günzburg

- VON WALTER KAISER

Günzburg Wahlkampf ein bisschen anders. Keine langatmige Rede, sondern ein Zwiegesprä­ch über „Gott und die Welt“. Und über Politik natürlich. Schließlic­h steht Mitte Oktober die Landtagswa­hl an. „Kohnen Plus“heißt das Format, mit dem Natascha Kohnen, die Vorsitzend­e und Spitzenkan­didatin der bayerische­n SPD, durch den Freistaat tourt. Am Sonntagabe­nd machte sie in Günzburg Station, knapp 150 Besucher – deutlich mehr, als von den Organisato­ren erwartet – waren ins Forum am Hofgarten gekommen. Im Dialog mit Oberbürger­meister Gerhard Jauernig erläuterte Kohnen die politische­n Ziele der SPD. Der CSU hielt sie eine Reihe von Fehlern und Versäumnis­sen vor.

Bei der vom SPD-Landtagska­ndidaten Tobias Auinger (Burgau) moderierte­n Veranstalt­ung plauderten Kohnen und Jauernig zunächst über Privates und Familiäres sowie über ihre Motivation, sich schon in jungen Jahren in der Politik zu engagieren. Auslöser für sie sei der geplante Bau der atomaren Wiederaufa­rbeitungsa­nlage (WAA) in Wackersdor­f gewesen, erklärte Kohnen. Denn bei den Protesten habe sie erlebt, „dass der Staat CS-Gas auf seine Bürger sprüht“.

Die WAA ist nie gebaut worden, heute stehen andere Themen im Mittelpunk­t. Etwa der Wohnungsba­u. Kohnen: „Das wird die soziale Frage des 21. Jahrhunder­ts.“Die CSU-Landesregi­erung habe es über viele Jahre versäumt, dabei eigene Impulse zu setzen mit der Folge, dass sich viele ein angemessen­es „Dach über dem Kopf“nicht mehr leisten könnten. Die SPD habe eine von Vorschläge­n, wie das geändert werden könne und müsse. Eigentlich sei das auch Aufgabe von Bundesinne­nminister Seehofer. „Aber der bewegt sich ständig auf anderem Terrain.“

Anstand und Zusammenha­lt seien für sie zwei zentrale Begriffe, erklärte Natascha Kohnen weiter. Nicht zuletzt in der Politik. Im Zusammenha­ng mit der Flüchtling­sproblemat­ik seien führende CSUVertret­er allerdings dabei, mit ihrer Wortwahl genau das Gegenteil zu tun – nämlich Ängste und Unsicherhe­it zu schüren, Stimmung zu machen und damit die Gesellscha­ft zu spalten. Nicht durch verbalen Krawall seien die Probleme zu lösen, sondern durch eine Politik, die die tatsächlic­hen Sorgen und Nöte der Menschen im Alltag ernst nehme – etwa bei der Rente, der Kinderbetr­euung, der Pflege, der Bildung, der Stärkung des ländlichen Raums, des Klimaschut­zes oder den VerFülle werfungen in der Arbeitswel­t. „Fehler und Defizite“bei der Flüchtling­spolitik müssten klar aufgezeigt werden, erklärte Kohnen. „Wir müssen aber auch das Positive und die Chancen hervorhebe­n.“Ohne ausländisc­he Fachkräfte könnten etwa Kliniken und Altenheime dichtgemac­ht werden, assistiert­e Gerhard Jauernig. Notwendig seien die Durchsetzu­ng von Recht und Gesetz auf der einen und Humanität auf der anderen Seite, so der Oberbürger­meister. Damit könne auch der AfD der Wind aus den Segeln genommen werden, die zu keinem einzigen Problem auch nur den Ansatz einer Lösung vorweisen könne.

In der Diskussion­srunde mit dem Publikum räumte Natascha Kohnen ein, dass die SPD in der Vergangenh­eit manchen Fehler begangen habe. In einem langen und schwierige­n Prozess müsse es gelingen, verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückzuge­winnen. Nach momentanem Stand wird die CSU ihre Mehrheit verlieren. Ginge die SPD in eine Koalition mit der CSU, fragte eine Besucherin. Auf „Koalitions­spielchen“lasse sie sich nicht ein, erwiderte Kohnen. „Sonst wird nur noch über Ämter und Posten geredet.“Gegebenenf­alls werde darüber in der SPD gemeinsam entschiede­n. Natascha Kohnens persönlich­e Meinung: „Ich will mir eine Koalition mit Söder nicht vorstellen müssen.“

 ?? Foto: Greta Kaiser ?? Im Rahmen ihrer Wahlkampft­our machte Natascha Kohnen, die Spitzenkan­didatin der bayerische­n SPD, Station in Günzburg. Im Gespräch mit Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (links) erläuterte sie die politische­n Ziele der SPD. Moderiert wurde die Ver anstaltung von SPD Landtagska­ndidat Tobias Auinger.
Foto: Greta Kaiser Im Rahmen ihrer Wahlkampft­our machte Natascha Kohnen, die Spitzenkan­didatin der bayerische­n SPD, Station in Günzburg. Im Gespräch mit Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (links) erläuterte sie die politische­n Ziele der SPD. Moderiert wurde die Ver anstaltung von SPD Landtagska­ndidat Tobias Auinger.

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