Guenzburger Zeitung

Die Geschichte des Vaters

Burghart Klaußner versucht sich als Autor

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Ein großer Schauspiel­er tritt als Autor an. Burghart Klaußner, 68, legt mit „Vor dem Anfang“weniger einen Roman als eine Erzählung vor, die inhaltlich wie stilistisc­h seltsam aus der Zeit gefallen scheint. Es geht um zwei schräge Typen der Fliegerres­erve, die 1945 in den allerletzt­en Kriegstage­n noch zwischen die Fronten geraten, als sie die Geldkasse ihrer Einheit ins Reichsluft­fahrtminis­terium bringen sollen – das ist schlicht, manchmal fast etwas altbacken erzählt. Sein Vater habe ihm kurz vor seinem Tod berichtet, dass er am Kriegsende erschossen werden sollte, so Klaußner. Seither habe ihn das Thema beschäftig­t, er habe die möglichen Umstände dieser Geschichte erzählen wollen.

Fritz, Hauptfigur und Alter Ego von Klaußners Vater, nimmt alles um sich herum mit einer eigentümli­chen Distanz wahr – als sei diese Apokalypse eine Art Abenteuers­pielplatz, auf dem er nur zu seinem geliebten Schiff am Wannsee gelangen will. Selbst dass er in Notwehr eine russische Scharfschü­tzin erschießt, trifft ihn nicht wirklich. „Verdammte Scheiße“, denkt er und: „Weg hier, weg!“Reicht das mehr als 70 Jahre nach Kriegsende und angesichts der deutschen Schuld an der Katastroph­e als Perspektiv­e aus?

Kiepenheue­r & Witsch, 176 S., 18 ¤

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Burghart Klauß ner: Vor dem An fang.

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