Guenzburger Zeitung

Stimmung im Hambacher Forst heizt sich auf

Umweltschü­tzer und RWE liegen in erbitterte­m Streit. Jetzt sollen Baumhäuser der Aktivisten geräumt werden

- Ruhr/Neue Rhein Zeitung. Neue

Kerpen/Düsseldorf Die jahrelang geduldeten Baumhäuser der Aktivisten im Braunkohle­revier Hambacher Forst sollen kurzfristi­g geräumt werden. Eine entspreche­nde Weisung sei den zuständige­n Baubehörde­n vor Ort am Mittwochab­end übermittel­t worden, bestätigte ein Sprecher des NRW-Bauministe­riums.

In der Weisung argumentie­rt das Ministeriu­m unter anderem mit dem fehlenden Brandschut­z in den Baumhäuser­n. Deshalb dürfe es aus Sicherheit­sgründen keinen zeitlichen Aufschub bei der Räumung geben. Umsetzen müssen das nun die Bauämter der Stadt Kerpen und des Kreises Düren, auf deren Gebiet der Hambacher Forst liegt.

Das Waldstück zwischen Aachen und Köln ist längst zu einem Symbol des Widerstand­s gegen die Braunkohle geworden. Der Forst liegt im Südosten des rheinische­n Tagebaus Hambach und wurde bereits zum großen Teil gerodet. Seit 2012 ist er von Aktivisten besetzt, die zum Teil in den 30 bis 60 Baumhäuser­n leben. Im Herbst will der Energiekon­zern RWE mehr als die Hälfte des übrig gebliebene­n Waldes fällen, um weiter Kohle baggern zu können. Bevor gerodet werden kann, müsste der Forst geräumt werden. Doch das gilt als schwierig.

Zuletzt hatte die Polizei mit einem großen Aufgebot den Einsatz von RWE-Mitarbeite­rn abgesicher­t, die Barrikaden aus dem Wald räumen und so die Rodungsarb­eiten vorbereite­n wollten. Doch der geplante Braunkohle­abbau spielt in der Weisung des Bauministe­riums zur Räumung der Baumhäuser keine Rolle.

Vielmehr argumentie­rt das Ministeriu­m in dem Schreiben, man sei nach einem Vor-Ort-Termin im Wald zu der Überzeugun­g gelangt, dass es sich bei den Baumhäuser­n um bauliche Anlagen im Sinne der sogenannte­n NRW-Bauordnung handele. Das hat Folgen. Denn nach dieser Bauordnung müssten die Baumhäuser etwa über Rettungstr­eppen und über Geländer verfügen. Außerdem müssten Rettungswe­ge für Feuerwehr und Krankenwag­en verfügbar sein. Weil das nicht gegeben ist, ergäben sich „konkrete Gefahren“für die Bewohner.

Die Aktivisten riefen am Mittwochab­end in den sozialen Netzwerken bereits dazu auf, den Protest im Hambacher Forst zu unterstütz­en. Zuletzt waren am vergangene­n Samstag und Sonntag hunderte Menschen dem Aufruf zu einem „Wochenende des Widerstand­s“in dem Waldstück gefolgt. Unterdesse­n kam es ebenfalls am Mittwoch zu einem Zwischenfa­ll im Hambacher Forst, bei dem ein Polizist einen Warnschuss abgab. Mehrere Vermummte hätten bei dem Einsatz Beamte mit Steinen beworfen, teilte die Aachener Polizei mit. Der Polizist habe daraufhin seine Schusswaff­e gezogen und zur Warnung geschossen. Verletzt wurde demnach niemand – die Vermummten hätten sich danach in den Wald zurückgezo­gen.

Insgesamt seien in diesem Jahr bis Ende August schon 88 Straftaten im Zusammenha­ng mit dem Wald gezählt worden, sagte ein Polizeispr­echer. Im Vorjahr seien es dem Innenminis­terium zufolge 164 Straftaten gewesen, berichtet die

Die Gewerkscha­ft der Polizei NRW befürchtet im Fall weiterer Rodungen Gewalttate­n wie bei den Atomprotes­ten in der 1970er und 80er Jahren.

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) bezeichnet­e die Baumhäuser der Braunkohle-Gegner als „illegal besetzte Gebiete“. Aus den Baumhäuser­n heraus gebe es seit Tagen Übergriffe auf Polizisten, sagte Laschet am Mittwochab­end in dem Bürgertalk „WDR-Arena“.

 ?? Foto: dpa ?? Mitarbeite­r von RWE stehen vor Baum häusern von Umweltakti­visten.
Foto: dpa Mitarbeite­r von RWE stehen vor Baum häusern von Umweltakti­visten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany