Guenzburger Zeitung

Eine unwürdige Situation für die Betroffene­n

- VON HENRY STERN redaktion@augsburger allgemeine.de

Wie das neue Familienge­ld war auch das neue Landespfle­gegeld von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) als sozialpoli­tischer Wahlkampfs­chlager gedacht. Nun aber sorgen die beiden Landesleis­tungen bei vielen Betroffene­n vor allem für Verunsiche­rung und Verdruss, weil der Bund – beim Pflegegeld in Person von SPD-Sozialmini­ster Hubertus Heil – auf einer Anrechnung auf andere Sozialleis­tungen besteht. Eine Auffassung, die die CSU-Landesregi­erung empört als unbegründe­t zurückweis­t.

Damit sind die Hilfen gerade für die besonders Bedürftige­n endgültig im bayerische­n WahlkampfS­umpf angekommen: Jede Seite sagt zur Rechtslage etwas anderes. Eine pragmatisc­he Lösung oder gar Rechtssich­erheit für die Leistungse­mpfänger ist derzeit nicht in Sicht. Für die Betroffene­n ist dies eine unwürdige Situation – nicht zuletzt, weil eine mögliche Rückzahlun­g nicht wenige der Leistungse­mpfänger schnell finanziell überforder­n könnte.

Die Schuld für dieses politische Desaster liegt sowohl in München als auch in Berlin: So hat es die Söder-Regierung im Drang nach schneller politische­r Profilieru­ng ganz offensicht­lich versäumt, vor der Gesetzgebu­ng in Bayern eine klare Rücksprach­e mit der Bundesregi­erung zu halten. Auf der anderen Seite kann man sich aber auch über einen SPD-Bundessozi­alminister nur wundern, der ausgerechn­et bei den Schwächste­n der Gesellscha­ft den Paragrafen­reiter herauskehr­t, obwohl er zumindest beim Landespfle­gegeld offenbar rechtlich gar nicht dazu gezwungen wäre. Wenn gerade die politisch schwindsüc­htigen Volksparte­ien einen Vertrauens­verlust der Wähler beklagen, sollten sie nicht nur kurzsichti­g an den Wahlkampf denken. Vor allem aber sollten sie ihren politische­n Streit nicht auf dem Rücken der Ärmsten austragen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany