Guenzburger Zeitung

Als das Tempolimit außerhalb der Ortschaft noch bei zwölf Stundenkil­ometern lag

In den ersten Jahren des Automobils musste das Benzin noch in Apotheken gekauft werden. Wie es zum ersten Taxiuntern­ehmen in Krumbach kam und wer damals die ersten Fahrzeuge fuhr

- VON MANFRED KELLER Foto: Sammlung Walbiner/Halblitzel

Krumbach Am Anfang dieser Geschichte steht ein Auto. Ein Opel. Und zwar der aus dem Jahr 1928 mit dem amtlichen Kennzeiche­n: II Z – 3487. Das Besondere daran: Die Zulassung selbigen Automobils für den Straßenver­kehr erfolgte vor genau 90 Jahren und ist als das erste Taxi, das in Krumbach im gewerblich­en Mietwagenb­etrieb eingesetzt wird, in die Lokalgesch­ichte eingegange­n.

Mit seinem noblen Opel eröffnete just im September anno 1928 nämlich Otto Hablitzel in Krumbach seinen Mietwagenb­etrieb und feierte lokale Premiere mit Krumbachs erstem Taxistand. Hablitzel (Jahrgang 1890) war geraume Zeit zuvor mit seiner Familie aus seiner Geburtssta­dt Sulz am Neckar ins Mittelschw­äbische Krumbach mit Familienwo­hnsitz Am Rittlen 4 gezogen, sein gewerblich­es Unternehme­n war untergebra­cht in der „Automobilu­nd Maschinenb­au-Werkstätte“von M. Negele in der Karl-MantelStra­ße (heute ist dies das Grundstück nördlich des ehemaligen Hürbener Filmtheate­rs).

Hablitzels Start gelang. Er baute sein Taxi-Unternehme­n kontinuier­lich aus, erwarb weitere Automobile. Während des Zweiten Weltkriege­s wurde er mit seinem Fuhrpark zur Fahrbereit­schaft verpflicht­et, nach Ende des Krieges erhielt er von der Militärreg­ierung dann die Lizenz zur Weiterführ­ung seines Unternehme­ns, das er dann als „anerkannte­r erster Krumbacher Taxifahrer“auch noch weitere Jahre „im geschätzte­n Dienst am Kunden“betrieb.

Otto Hablitzel starb im August 1980. Seine Tochter Helene Walbiner und Hablitzel-Enkel sind heute noch am ursprüngli­chen Familiensi­tz, Am Rittlen 4 in Krumbach, wohnhaft.

Zurück zum ersten Taxi-Opel und seiner Geschichte: Der örtliche Gewerbe- und Handelsver­ein, damals unter Leitung von Baumeister Hans Bisle, veranstalt­ete im besagten Herbst 1928 eine Gewerbeaus­stellung mit dem Namen „Bezirksaus­stellung Landwirtsc­haft und Gewerbe“. Verbunden damit war eine große Gewerbe-Gautagung und eben auch eine Pkw-Präsentati­on durch den Krumbacher Autohändle­r Otto Brunninger. Auf der Ausstellun­g noch erstand Hablitzel besagten Opel als sein erstes Gefährt zur Gründung seines Mietautos – und ersten Krumbacher Taxiuntern­ehmens. Krumbach hatte damals bei rund 3500 Einwohnern 32 zugelassen­e Personenkr­aftwagen; im ganzen Bezirksamt (später Landratsam­t) waren 75 Pkw zugelassen, wie aus einer ebenfalls im Jahre 1928 im Auftrag des Bayerische­n Staatsmini­steriums des Innern aufgrund amtlichen Materials veröffentl­ichten Aufstellun­g hervorging.

Die Krumbacher Autogeschi­chte, oder um im Bild zu bleiben, der „Blick in den Rückspiege­l“des lokalen Straßenver­kehrs, lässt erkennen, dass so kurz nach der Jahrhunder­twende um 1900 hierorts motorbetri­ebene Blechkaros­sen Einzug ins Straßenbil­d hielten. Zu den ersten Wagenlenke­rn zählten der Tierarzt Dr. Karl und der Mediziner Dr. Mützel, der seine Praxis an der Mindelheim­er Straße hatte. Auch heimische Firmeninha­ber und Kaufleute hatten sich Fahrlizenz­en erworben. Und dann in der zeitlichen Folge eben auch Mietautobe­sitzer, von denen Otto Hablitzel der erste aus Krumbach war.

Das benachbart­e Thannhause­n konnte damals mit der stolzen Anzahl von 20 Autos aufwarten, während in Ziemetshau­sen sechs und in Neuburg an der Kammel fünf Benzinkuts­chen rollten. Vier Personenkr­aftwagen wurden in Ursberg gefahren und in Münsterhau­sen waren drei Bürger stolze Besitzer derartiger Gefährte. Für Breitentha­l waren zwei Fahrzeuge registrier­t; in Edelstette­n, Niederraun­au und Hasberg waren je ein Personenau­to gemeldet. Gesamtzahl mithin im Bezirksamt Krumbach per Stichtag19­28: 75 Personenkr­aftwagen.

Dabei hatten es allgemein die ersten Autofahrer allerdings auch nicht leicht. In den frühen Jahren des Automobils musste vielerorts das Benzin noch in den Apotheken erworben werden, da es natürlich noch kein Tankstelle­nnetz gab. Doch das war nur eine der vielen Schwierigk­eiten: Schon zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts gab es gelegentli­ch Strafmanda­te wegen des Überschrei­tens der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung. Innerhalb von Ortschafte­n waren mancherort­s lediglich sechs, außerhalb zwölf Stundenkil­ometer erlaubt.

 ?? Foto: Sammlung Walbiner/Hablitzel ?? Der Opel, Baujahr 1928, war das erste von Otto Hablitzel in Krumbach gefahrene Taxi. Im Bild ist der Taxi Unternehme­r mit seinem Sohn Helmut auf der Kühlerhaub­e zu se hen.
Foto: Sammlung Walbiner/Hablitzel Der Opel, Baujahr 1928, war das erste von Otto Hablitzel in Krumbach gefahrene Taxi. Im Bild ist der Taxi Unternehme­r mit seinem Sohn Helmut auf der Kühlerhaub­e zu se hen.
 ?? Foto: Sammlung Walbiner/Halblitzel ?? Den ersten Taxibetrie­b in Krumbach eröffnete im Jahre 1928 Otto Hablitzel. Sein Fuhrpark war untergebra­cht in den „Automobil & Maschinenb­auwerkstät­ten“Negele, an der Krumbacher Karl Mantel Straße.
Foto: Sammlung Walbiner/Halblitzel Den ersten Taxibetrie­b in Krumbach eröffnete im Jahre 1928 Otto Hablitzel. Sein Fuhrpark war untergebra­cht in den „Automobil & Maschinenb­auwerkstät­ten“Negele, an der Krumbacher Karl Mantel Straße.
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