Guenzburger Zeitung

Konzentrat­ion aufs Wesentlich­e

Im Springen bietet das Günzburger Herbstturn­ier kein Leistungss­port-Niveau mehr. Auch in Sachen Umzug tut sich kaum etwas. Der Vereinsche­f bleibt trotzdem fröhlich

- VON JAN KUBICA berichtete­n).

Günzburg Thomas Lang steckt in einem Dilemma. Einerseits ist der Vorsitzend­e des RFV Günzburg zu Recht stolz auf einen funktionie­renden Reitverein, auf einen boomenden Schulbetri­eb mit ungefähr 100 Kindern im Sattel und auf eine zufriedens­tellende Auslastung als Pensionsst­all. Vor dem morgen beginnende­n, traditione­llen Herbstturn­ier verweist er auch auf sein anerkannt großartig arbeitende­s Organisati­onsund Helferteam. Und auf den Hingucker der in unmittelba­rer Nachbarsch­aft der Günzburger Krankenhäu­ser errichtete­n Reitanlage: den Dressurpla­tz. Der ist so gut, dass auch diesmal, als sportliche­r Höhepunkt der Drei-TageVerans­taltung, eine Dressur der schweren Klasse stattfinde­n wird. Mehr als 50 Nennungen liegen dafür vor, es kommen Reiter von Regensburg bis Karlsruhe. Mit fröhlicher Miene sagt Lang: „Das ist für ein solches Turnier schon ein gigantisch­es Einzugsgeb­iet. Die Sportler schreiben uns jedes Jahr begeistert, dass sie gerne wiederkomm­en.“Doch es gibt – aus Sicht der Reit- in der Region: leider – auch das Kontrastpr­ogramm in Form des Springplat­zes. Der motiviert wegen seines peu à peu schlechter werdenden Untergrund­s inzwischen allenfalls noch Breitenspo­rtler an der Grenze zum Leistungss­port. Das Wagnis, 2017 noch Prüfungen der mittelschw­eren Klasse auf diesem Geläuf anzubieten, ist mangels Resonanz gescheiter­t. Heuer wird es lediglich Prüfungen der leichten Klasse sowie Einsteiger-Springen geben.

Hierfür allerdings besitzt Lang Startzusag­en zuhauf. In Summe ist der Abwärtstre­nd aufgehalte­n. Für die insgesamt 26 Prüfungen liegen wieder höhere Nennungser­gebnisse vor. Insgesamt geht der Turnierche­f davon aus, „dass wir 1000 Nennungen erreichen. Da kommen 450 Reiter und 650 Pferde, da können wir nicht von einem kleinen Turnier reden“. Kein Wunder also, dass Lang den einzigen Problemfal­l den er besitzt und auch einräumt, lächelnd zur Seite schiebt und stattdesse­n zuversicht­lich erklärt: „Wir konzentrie­ren uns auf Reiter, die gerne zu uns kommen, und nicht auf jene, die nicht kommen.“

Am Springplat­z kann er ohnehin nichts ändern. Dessen Sanierung macht aufgrund der Vertragssi­tuation keinen Sinn, da längst klar ist, dass der Reitverein diesen Ort über kurz oder lang verlassen muss

Schade ist nur, dass sich die Verhandlun­gen über die künftige Heimat des RFV Günzburg nach wie vor im Schwebezus­tand befinden. Irgendwann hatte es geheißen, das längst für ein neues Domizil ins Auge gefasste Grundstück sei entweder durch Kauf oder im Erbbaurech­t zu nutzen, später war die Rede davon, es sei aus Sicht des Bezirks Schwaben allein ein Kauf gewünscht. Diese Vorgabe wirft aber neue Probleme auf, da landwirtsc­haftlicher Grund nur unter bestimmten Voraussetz­ungen überhaupt veräußert werden darf. Lang sagt über den aktuellen Stand der Gespräche nur: „Jetzt haben wir den Bezirk gebeten zu überlegen, in wieweit nicht doch ein Erbbaurech­t möglich wäre.“

Im Aufmerksam­keitszentr­um der Nachwuchsr­eiter dürften beim Herbstturn­ier vor allem die abschließe­nden Prüfungen zur Kreissport­freunde meistersch­aft stehen. Wie immer werden Sieger in jeweils drei Leistungsk­lassen (Dressur und Springen) gesucht. Im Unterschie­d zu den Vorjahren allerdings zählen für die Gesamtwert­ung Punkte aus drei beziehungs­weise vier Turnieren. Vor dem Finale führen in den Gruppen Emily Rother, Celena Peukert, Angelina Beyer (alle RFV Günzburg), Christina Ruess (RTG Offingen), Sabrina Gessel (RFV Krumbach) und Carolin Hanika (RFV Jettingen). Dass im Unterschie­d zu früheren Tagen auch hier keine mittelschw­eren Prüfungen mehr ausgeritte­n werden, entspricht laut Lang dem Zeitgeist. „Ich bin ja auch im schwäbisch­en Verband tätig und kann sagen: Kreismeist­erschaften haben überall das Ziel, den Nachwuchs zu motivieren“, berichtet er.

Ebenfalls in Richtung Breitenspo­rt tendieren die Qualifikat­ionsprüfun­gen zum Bayerns Pferde Champions Club. Vier davon bietet das Günzburger Herbstturn­ier; jeder Sieger wird in den Champions Club aufgenomme­n. Aus Sicht des gastgebend­en Vereins haben das unter anderem Patricia Meinecke und Sophie Maier schon geschafft.

 ?? Foto: Stephanie Lorenz ?? Aus sportliche­r Sicht mag der Springplat­z in Günzburg kein Hingucker mehr sein. Das Publikum allerdings steht nach wie vor auf das Herbstturn­ier – vor allem, wenn (wie hier im vorigen Jahr) das Wetter mitspielt.
Foto: Stephanie Lorenz Aus sportliche­r Sicht mag der Springplat­z in Günzburg kein Hingucker mehr sein. Das Publikum allerdings steht nach wie vor auf das Herbstturn­ier – vor allem, wenn (wie hier im vorigen Jahr) das Wetter mitspielt.
 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Der Günzburger Vereinsche­f Thomas Lang blickt dem Turnier gut gelaunt ent gegen.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Der Günzburger Vereinsche­f Thomas Lang blickt dem Turnier gut gelaunt ent gegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany