Guenzburger Zeitung

Wähler und Paradiesvo­rhöfe

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Bekanntlic­h finden in unserem wunderschö­nen Freistaat ja bald wieder Wahlen statt. Anderersei­ts, so schön können das Land und seine Verhältnis­se gar nicht sein, wenn man den aktuellen Wählerwill­en als Maßstab zugrunde legt. Demzufolge scheint das Bayernland nicht, wie Horst Seehofer (eine Art gefallener Erzengel) mal sagte, „die Vorstufe zum Paradies“zu sein, sondern für viele eher ein gefühltes Fegefeuer oder so etwas Ähnliches, für manche vielleicht sogar die Hölle. Zumindest drängt sich dieser Eindruck dem auf, der an Wahlumfrag­en glaubt, von denen gefühlt inzwischen jeden Tag drei bis vier veröffentl­icht werden.

Der Regierungs­partei, die langjährig­e Paradies-Vorhofverw­alterin, scheinen diesen Umfragen zufolge die Wähler scharenwei­se davonzulau­fen. Interessan­terweise tun sie das auch den Sozialdemo­kraten, obwohl sie am bayerische­n Vorgarten Eden ja gar nicht mitgestalt­en, sondern nur in Berlin, wo kein Mensch jemals ein Paradies vermutet hat. Dass die Sozis fast alles anders machen würden als die CSU, das zieht beim Wähler nicht mehr.

Aber woran orientiert sich dieser Wähler? Von wem erhofft er sich paradiesis­che Zustände? Gibt es gar neue Heilsbring­er? Eine Antwort könnte die Bibel liefern. Denn wie heißt es so schön im MatthäusEv­angelium: „So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten.“Und tatsächlic­h: Grüne, AfD, Linke, FDP und sogar die Freien Wähler segeln im Umfrage-Aufwind über den Paradiesvo­rhof Bayern. Die bisher Kleinen lösen also die Großen ab. In der Bibel kündigte diese Umkehrung der Verhältnis­se den „Jüngsten Tag“an. Was nach dem Wahlsonnta­g passiert? Da kann man nur beten.

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