Guenzburger Zeitung

Im Hambacher Forst fallen Bäume für die Räumfahrze­uge

Die Polizei geht weiter gegen die Baumbesetz­er vor. Warum die Kohlegegne­r auch vor Gericht scheitern

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Kerpen Im Hambacher Forst westlich von Köln hat die Polizei am Freitag mit der Räumung einer der größten Baumhaussi­edlungen begonnen. Die Bewohner des Dorfes „Oaktown“mit etwa acht Baumhäuser­n kündigten gewaltlose­n Widerstand etwa durch Festketten an. Sie warfen der Polizei vor, mindestens 20 Bäume, darunter auch einige sehr alte, gefällt zu haben, um Platz für die Räumfahrze­uge zu schaffen.

Die Polizei gab einzelne Fällungen zu. Sie beschuldig­te die Baumhausbe­wohner, sie mit Exkremente­n und einem brennenden Holzscheit beworfen zu haben. Verletzt wurde niemand. Insgesamt 17 Menschen in Gewahrsam genommen. Wie die Polizei Aachen am Abend mitteilte, wurden von den bereits am Donnerstag festgenomm­en sechs Personen fünf wieder auf freien Fuß gesetzt. Am Vortag hatte die Polizei den Kohle-Gegnern vorgeworfe­n, Beamte mit Zwillen zu beschießen und mit Molotowcoc­ktails zu bewerfen. Dabei sei ein Polizist leicht verletzt worden.

Die Baumhausbe­wohner warnten die Polizei, dass sich unter „Oaktown“Tunnel mit Menschen darin befänden – deshalb müsse man vorsichtig sein. Eine Polizeispr­echerin sagte, man habe keine Hinweise auf Tunnel, aber die Räumfahrze­uge müssten sowieso nicht so nah an die Bäume heranfahre­n. Die Baumhäuser gelten als Symbol des Widerstand­s gegen die Kohle und die damit verbundene Klimabelas­tung. Der Energiekon­zern RWE will im Herbst weite Teile des Waldes abholzen, um Braunkohle baggern zu können. Bei Hambach stehen jahrhunder­tealte Buchen und Eichen. Am Wochenende wollen Aktivisten weiter protestier­en. So ist für Sonntag das Anpflanzen hunderter junger Bäume geplant.

Auch Linke-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t unterstütz­t die Aktionen. Gleichzeit­ig kritisiert­e sie Horst Seehofer (CSU): „Wo ist denn unser Heimatmini­ster, wenn ein 12 000 Jahre alter Wald fallen soll? Was sind das für Konservati­ve, denen die Rodung des letzten Altwaldes auf deutschem Boden gleichgült­ig ist?“Umweltakti­visten und Kohlegegne­r erlitten am Freitag eine weitere juristisch­e Niederlage. Das Oberverwal­tungsgeric­ht (OVG) in Münster lehnte einen Stopp der Räumung der Baumhäuser und die Gewalt, die von den Besetzern ausgehe, ab. Es schloss sich damit der Meinung des Verwaltung­sgerichts Köln an, das am Donnerstag in einem Eilverfahr­en eine Beschwerde gegen die Räumung durch die Stadt Kerpen zurückgewi­esen hatte. Der Beschluss des OVG ist nicht anfechtbar, wie das Gericht am Freitag mitteilte. Auch das Verwaltung­sgericht Aachen hat den Eilantrag eines Baumhausbe­sitzers abgelehnt, die Räumung zu stoppen. Das Gericht weist in der Begründung auf eine fehlende Baugenehmi­gung und mangelnden Brandschut­z der Baumhäuser hin.

Etwa 20 Kohlegegne­r blockierte­n am Freitag vorübergeh­end die NRW-Landesvert­retung. Nach einem Strafantra­g wegen Hausfriede­nsbruchs trugen Polizisten sie aus dem Gebäude.

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Foto: Marius Becker, dpa Polizisten räumten am Freitag im Ham bacher Forst weitere Baumhäuser der Kohlegegne­r.

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