Guenzburger Zeitung

Scheuer rüstet um

Lange wehrte sich der Verkehrsmi­nister gegen ein Aufrüsten der Hardware. Nun sieht es so aus, als hätte er seine Meinung geändert

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Berlin Der Bundesverk­ehrsminist­er wirkte schon mal besser gelaunt. Kein Wunder: Andreas Scheuer (CSU) hat stets erklärt, dass es im Kampf für saubere Stadtluft nicht sinnvoll sei, die Abgasreini­gung am Dieselmoto­r technisch nachzurüst­en – zu teuer, zu langwierig, nicht effizient genug. Nun kündigte er angesichts immer neuer Gerichtsur­teile zu Fahrverbot­en an, dass man sich doch über „technische Lösungen“Gedanken machen werde. Gemeint sind Hardware-Nachrüstun­gen, über die die Bundesregi­erung seit Monaten streitet. Das bedeutet Hoffnung für Millionen Dieselbesi­tzer, die Fahrverbot­e fürchten und ihre Autos nur mit großem Wertverlus­t weiterverk­aufen können.

Was hat Scheuer genau angekündig­t?

Es wird in den kommenden Tagen ein Konzept erarbeitet, in dem es um zwei Themen gehen soll. Erstens: den Umstieg der Autofahrer von älteren auf neuere Fahrzeuge – es gab ja schon einmal Umstiegspr­ämien. Zweitens: wie die Autos im Bestand durch „technische Lösungen“sauberer werden können. Heißt das, dass Hardware-Nachrüstun­gen kommen?

Es spricht viel dafür. Experten haben in Gutachten festgehalt­en, dass Nachrüstun­gen mit SCR-Katalysato­ren am besten geeignet seien, um den Ausstoß gesundheit­sschädlich­er Stickoxide zu senken und „grundsätzl­ich machbar“seien, wenn im Auto Platz ist. Außerdem ist die Front der Union gegen Nachrüstun­gen immer brüchiger geworden.

Wen würde das betreffen?

Das ist noch nicht klar. Im Gespräch ist unter anderem, zuerst da nachzurüst­en, wo Menschen von Fahrverbot­en betroffen sind – aber das könnte rechtlich schwierig werden. Scheuer merkte an, dass Euro4-Diesel technisch nicht nachrüstba­r seien. „Aber bei Euro 5 kann man das ins Auge fassen.“Es sind laut Scheuer 5,5 Millionen Euro5-Diesel in Deutschlan­d unterwegs, davon könne man etwa die Hälfte nachrüsten.

Was kostet das Ganze?

Dazu gibt es unterschie­dliche Ansichten – die Schätzunge­n reichen von 1000 bis 11000 Euro pro Auto. Die Autobranch­e lehnte die Hardware-Nachrüstun­gen bisher ab.

Wer soll das bezahlen?

Das dürfte der große Streitpunk­t werden. Die SPD hat schon einen Antrag parat, der Nachrüstun­gen „auf Kosten der Hersteller“fordert – damit will sie die Union unter Druck setzen. Dagegen plädiert Unions-Fraktionsv­ize Carsten Linnemann (CDU) für eine staatliche Beteiligun­g aus nicht abgerufene­n Mitteln der Elektroaut­o-Förderung, wie er Medien sagte.

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Foto: dpa Andreas Scheuer denkt nun doch über Hardware Nachrüstun­gen nach.

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