Jeder kann etwas beitragen
Diese Nachricht hat viele Menschen bewegt: Die kommende Fasnachtssaison in Jettingen wird wohl ausfallen. Denn weil die Auflagen immer komplexer werden und sich kaum noch jemand in die Organisation der Veranstaltungen einbringen will, sieht sich die Burkhardia nicht mehr in der Lage, sie weiterhin zu stemmen. Bereits in den vergangenen Jahren standen sie auf der Kippe, jetzt haben die Verantwortlichen aber endgültig ein Stopp-Signal gesetzt. So bitter das für diejenigen ist, die sich bereits auf die neue Saison gefreut hatten, so verständlich ist es. Denn wie der Präsident ganz richtig sagt: Feiern will jeder, bloß etwas dafür tun will kaum noch jemand. Warum sollen ein paar wenige ihre Freizeit und ihren Urlaub über Jahre hinweg opfern, wenn diese Arbeit dann doch nicht so wichtig zu sein scheint, dass andere sie dabei unterstützen?
Scheinbar erodiert gerade in vielen Bereichen das, was über Jahrzehnte selbstverständlich war. Alteingesessene Geschäfte schließen, weil sich kein Nachfolger findet oder die Kunden trotz aller Lippenbekenntnisse zur Regionalität lieber doch im Internet einkaufen. Gastwirte sperren ihr Lokal zu, weil sie zwar gerne modernisieren und investieren würden, aber das Umsetzen neuer Vorschriften schlicht unbezahlbar wäre – oder Gäste nicht bereit sind, für Qualität entsprechend zu zahlen. Und Vereine lösen sich auf, weil viele Menschen inzwischen lieber unverbindlich ihre freie Zeit verbringen, als sich in einem festen Rahmen zu engagieren.
Manches davon mag verständlich sein, etwa, dass angesichts zunehmender Herausforderungen im Beruf vielen die Kraft für eine regelmäßige Vereinsarbeit fehlt. Auch so manche Vorschrift mag ihren Sinn haben, beispielsweise bei der Hygiene in Cafés und Restaurants. Der Klick im Internetversandhaus, das alles zu jeder Tages- und Nachtzeit vorrätig zu haben scheint, ist sicher ebenfalls bequemer als das Geschäfte-Hopping. Doch alles braucht nun einmal Maß und Ziel.
Vorschriften dürfen nicht dazu führen, dass etwas zerstört wird. Die Läden im Ort dürfen nicht auf der einen Seite als selbstverständliche Infrastruktur betrachtet werden, wenn man sie auf der anderen Seite nicht mehr betritt. Regionalität und Bioware dürfen nicht gepriesen werden, weil es gerade hip ist – um dann doch lieber im Wortsinne billig einzukaufen. Und auch Veranstaltungen wie die der Faschingsvereine müssen wieder als das wahrgenommen werden, was sie sind: als Einsatz von Bürgern für Bürger. Ohne sie wird es solche Angebote nicht mehr geben können. Auch wenn die Gesellschaft gerade auseinanderzubrechen scheint, so ist das, was im Ort geschieht, ihr Kitt. Wer die Risse nicht weiter aufbrechen lassen will, muss sich einbringen. Auf die eine oder andere Weise.