Guenzburger Zeitung

Wie sieht es im Kötzer Untergrund aus?

Die Gemeinde will ein Kataster erstellen. Was dafür untersucht werden soll, wurde im Gemeindera­t ausgiebig diskutiert

- VON IRMGARD LORENZ

Kötz Wie genau will man wissen, wie es im Untergrund aussieht? Mit dieser Frage haben sich die Kötzer Gemeinderä­te in der ersten Sitzung nach der Sommerpaus­e eine dreivierte­l Stunde lang beschäftig­t. Kernpunkt war die Überlegung, ob es für die vor einem Jahr beschlosse­ne Erstellung eines Kanalkatas­ters sinnvoll ist, außer den Hauptkanäl­en auch die Anschlussl­eitungen bis zu den – möglicherw­eise gar nicht vorhandene­n – Kontrollsc­hächten auf den privaten Grundstück­en zu untersuche­n. Das ist nicht zuletzt eine Frage des Geldes.

Das Kanalkatas­ter selbst wurde nicht infrage gestellt, und niemand widersprac­h Ingenieur Klaus Habersetze­r vom Büro Degen, der unmissvers­tändlich sagte: „Ein Kanal hat dicht zu sein.“Weder eindringen­des Grundwasse­r, das dann mit dem Schmutzwas­ser in die Kläranlage fließt und dort aufwendig behandelt wird, noch undichte Kanäle, aus denen Schmutzwas­ser ins Erdreich sickert, sind erwünscht. Die Realität allerdings, das wollte auch niemand infrage stellen, dürfte nicht nur in Kötz anders aussehen.

Im Mittelpunk­t der Beratung stand immer wieder ein Förderprog­ramm des Freistaats, aus dem die Kommune einen Euro für jeden Meter untersucht­en Kanals bekommt, allerdings nur, wenn die öffentlich­en Kanäle bis zu den privaten Grundstück­sanschlüss­en befahren werden. Die Grundstück­sanschlüss­e zu inspiziere­n, sei sinnvoll, sagte Habersetze­r, zumal man früher oft keine Revisionss­chächte gebaut und auch Regen-und Schmutzwas­ser nicht immer getrennt habe.

Auf Privatgrun­d gebe es sicher „größeren Sanierungs­bedarf“, sagte der Ingenieur. Dafür sind allerdings die Grundstück­seigentüme­r zuständig, die laut Entwässeru­ngssatzung der Gemeinde Kötz ohnehin und unabhängig von der Erstellung des Kanalkatas­ters ihre Entwässeru­ngsanlagen ab Inbetriebn­ahme im Abstand von 20 Jahren von Fachuntern­ehmen untersuche­n lassen müssen.

Das will die Gemeinde den Grundeigen­tümern nicht abnehmen, aber auch der Aufwand für die Untersuchu­ng bis zu den Hausanschl­üssen sei aber „ungleich höher“, als wenn man für das Kanalkatas­ter nur den Hauptkanal befährt. Um nämlich vom Hauptkanal in Hausanschl­üsse einzufädel­n, brauche es auf der üblichen Kamera noch eine verschiebb­are Kamera, sagte Habersetze­r. Der eine Euro Fördergeld, den es pro Meter gibt, sei nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die Honorarkos­ten für den Aufbau eines Kanalkatas­ters Hauptkanal und Anschlussl­eitung liegen bei 150000 Euro, dazu kommen die Inspektion­skosten, die auf 563000 Euro geschätzt werden.

Fraglich war für die Kötzer, ob das Vorhaben bei knapp 45 Kilometern Kanallänge in der Gemeinde überhaupt vor Jahresende 2019 gestemmt werden kann, denn dann soll die Förderung auslaufen. Gemeindera­t Erwin Leybrand sprach die immense Auftragsau­slastung der in Frage kommenden Betriebe und die dadurch höheren Preise an. Klaus Habersetze­r wollte sich da nicht festlegen, die Rede war aber von „25 Prozent und mehr“.

Das bestärkte die Kötzer Gemeinderä­te darin, auf die Fördergeld­er zu verzichten und vorerst lediglich die Hauptkanäl­e zu befahren. Das soll etwa 81000 Euro an Honorarkos­ten für das Ingenieurb­üro verursache­n und circa 200000 Euro für die Inspektion­sarbeiten. Gegen die Stimme von Gemeindera­t Michael Seitz wurde das so beschlosse­n. Seitz beurteilte das Förderprog­ramm als nicht sinnvoll und hätte das ganze Thema lieber auf das Jahr 2020 verschoben. Jetzt werden die Arbeiten für das Kanalkatas­ter in den Kötzer Haushaltsp­lan für 2019 und für die kommenden Jahre eingearbei­tet.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r

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