Sie hielt dem BWF Chef den Rücken frei
Edith Offermann aus Offingen feiert heute ihren 90. Geburtstag. In der Filzfabrik hatte sie ihren späteren Mann Helmut Offermann kennen- und liebengelernt
Offingen Die Lebensgeschichte von Edith Offermann ist nicht alltäglich. Geboren wurde sie in Pressburg, dem heutigen Bratislava in der Slowakei, und besuchte dort als sogenannte „Volksdeutsche“die deutsche Volksschule und das deutsche Gymnasium. Am 1. April 1945 verließ sie aus Angst vor anrückenden russischen Soldaten mit ihrer Mutter und ihrer Tante die Heimat. Edith Offermann ist die Ehefrau von Helmut Offermann, Seniorchef der BWF Group, mit dem sie 58 Jahre glücklich verheiratet war und der 2008 verstarb. Heute feiert sie ihren 90. Geburtstag.
Edith Offermann kam auf ihrer Flucht nach sechswöchigen Strapazen zunächst nach Augsburg und wurde anschließend nach Freihalden umgesiedelt. Sie erinnert sich noch an die „freundlichen“Worte, als sie dort untergebracht wurde. „Mir kommt koina rei“, habe einer damals gesagt. Man habe sich aneinander gewöhnen müssen und letztlich sei sie froh gewesen, der drohenden Gefahr durch die russische Armee entkommen zu sein.
Sie fand eine Stelle als Fabrikarbeiterin bei der Filzfabrik in Offingen, der heutigen BWF Group. Wie der Zufall es wollte, fiel die Sekretärin von August Offermann, der damals das Unternehmen leitete, krankheitsbedingt aus und sie erhielt die Chance, diese zu vertreten. Mit Unterstützung einer altgedienten Mitarbeiterin habe sie sich schnell in die Sekretariatsarbeiten einarbeiten können und auf diese Weise seinen Sohn und damaligen Juniorchef Helmut Offermann kennengelernt. Nur: Die gemeinsamen stießen bei ihrem zukünftigen Schwiegervater auf taube Ohren. Dies ging so weit, dass er während eines Aufenthalts seines Sohnes in England und in den USA sämtliche Kontakte verbot – in der Hoffnung, das Thema würde sich damit erledigen. Die Folge: Das Verbot sei einfach nicht befolgt worden, verrät Edith Offermann. 1950 wurde dann geheiratet.
Sie war zwar Unternehmergattin, in der Firma selbst aber sei sie nie aktiv gewesen. Vielmehr habe sie ihren Ehemann, der sich damals an den Wiederaufbau der Filzfabrik machte, stets unterstützt und ihm den Rücken freigehalten. Neben dem Garten und den Blumen waren es der Haushalt und die Familie mit ihren Kindern Margret, Ilse und Stefan, die im Mittelpunkt standen. 1956 adoptierte das Ehepaar die Zwillinge Irmgard und Gertraud Eiselt, die noch nicht einmal zwei Jahre alten Zwillingstöchter der tödlich verunglückten Wiltrud Eiselt und deren Ehemann Kurt Eiselt. Eine Selbstverständlichkeit, auch wenn sich Edith Offermann auf einen Schlag plötzlich um vier Wickelkinder gleichzeitig kümmern musste.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Heinrich besuchte sie gerne Konzerte und teilte auch seine Vorliebe für klassische Musik. Viele Reisen, vor allem Kultur- und Bildungsreisen, haben die beiden unternomHeiratsabsichten men. Dann gab es auch noch das Ferienhaus in Pfronten, wo sie sich gerne aufhielten, und das sie auch heute noch über alles liebt. „Ich brauch’ halt immer einen Chauffeur“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Einen solchen hat sie in jedem Fall mit Dana, ihrer Begleiterin und Hilfe im Haushalt, mit der sie regelmäßig kleine Ausflüge in die Umgebung unternimmt. Und vor allem: „Ich habe Kinder, die sich um mich kümmern und ich bin versorgt“, sagt die Jubilarin.
Edith Offermann hat sechs Enkelkinder und seit Kurzem auch einen Urenkel. Ihren runden Geburtstag wird sie heute im Kreis ihrer Familie in Offingen feiern.