Ein Pilotprojekt für die Natur an der A 8
Nachhaltigkeit Auf gut 5000 Quadratmetern soll eine Blühwiese wachsen. Ein Gartenbauverein kümmert sich um die Fläche. Und wie entwickeln sich andernorts die Pflanzen an der Autobahn?
Zusmarshausen/Scheppach Die Geräuschkulisse direkt neben der Autobahn reißt nicht ab, die Lärmschutzwand dämpft sie nur. Bienen wird das nichts ausmachen. Sie sollen hier in der Nähe von Zusmarshausen, genauer gesagt am Ortsrand von Friedensdorf, künftig einiges zum „Naschen“vorfinden. Um dem Insektensterben etwas entgegenzusetzen, sind in jüngster Zeit vielerorts besondere Vorhaben entwickelt worden, und nun wird auch an der A 8 zwischen Augsburg und Ulm ein Pilotprojekt konkret. Herbert Kailich, Mitglied beim Obst- und Gartenbauverein Zusmarshausen, hatte die Idee und fand dafür mit Robert Schmidt direkt einen Unterstützer. Er ist der Chef der Autobahn betreiber gesellschaft Pansuevia, die im Scheppacher Gewerbegebiet ihren Sitz hat. „In der Früh habe ich angerufen und am Abend hatte ich einen Termin“, sagt Kailich lobend.
Das war im März dieses Jahres, in der nächsten Woche soll es nun losgehen. Dann wird die Fläche in der Größenordnung von gut 5000 Quadratmetern für die Einsaat vorbereitet, damit dort die „Blühwiese für Artenvielfalt Friedensdorf“, wie das Projekt heißt, wachsen kann. „Es gibt solch eine Vermaisung überall, da muss etwas passieren“, antwortet der Initiator auf die Frage, warum er es angestoßen hat. Und weil die Fläche neben der Autobahn hinter der Lärmschutzwand ökologisch relativ wertlos sei, kam die Idee, hier zu be- ginnen, erklärt die stellvertretende Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Susanne Hippeli, eine promovierte Biologin.
Der Verein und die Pansuevia haben einen Zehn-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Innerhalb dieses Zeitraums kümmern sich die Mitglieder um das Areal, ausgenommen ist die Böschung, weil der Aufwand hier sehr hoch wäre. In dem Bereich gibt es so gut wie keinen Verkehr, sodass er sich auch dafür eignet, mit Kindergartengruppen und Schulklassen dorthin zu gehen. Die Samen- und Fachberatung hat der Naturparkverein Augsburg Westliche Wälder übernommen, die Autobahndirektion und mehrere Firmen aus Zusmarshausen unterstützen das Projekt ebenfalls und auch die Gemeinde sowie der Landkreis sollen noch davon überzeugt werden. Die Regionalentwicklung Augsburg Land West und eben Schulen sowie Kindergärten sollen auch eingebunden werden. Erste gute Gespräche gebe es bereits. Künftig wird auf der Fläche nur Ende Juli und Ende September gemäht. Und angesät werden nur Pflanzen, die in der Region heimisch sind. Sie kommen aus den Iller-Lech-Schotterplatten. Bevor es konkreter werden konnte, musste die Pansuevia klären, dass das Saatgut mindestens Anforderungen entspricht und sie übertrifft, die auch die Autobahngesellschaft erfüllen muss. Zwischen Augsburg und Ulm kümmert sie sich um Grünflächen auf 2,8 Millionen Quadratmetern. Weitere Anfragen für solche Projekte gebe es nicht, aber die Pansuevia sei immer offen dafür. Sie arbeitet gerade an der Idee, auf bestimmten Flächen Schafe weiden zu lassen.
Obwohl entlang der Autobahn einige der im Zuge des Ausbaus neu gepflanzten Bäume inzwischen keine Blätter mehr haben, sind Schmidt und auch Martin Braun zufrieden mit der Entwicklung der Pflanzen. Braun berät unter anderem die Autobahngesellschaft freiberuflich und sagt, dass gerade die braunen Stellen im Mitteltrog dem heißen Sommer geschuldet seien. Aber gerade diese Bereiche seien für die Bepflanzung natürlich schwierig, wie auch Standorte entlang viel befahrener Straßen generell nicht die besten dafür seien. Es gebe zudem einige Baumarten, die einen „Notblattwurf“haben, aber im nächsten Jahr wieder austreiben. Bei den Böschungen werde darauf geachtet, dass sie nur einmal im Jahr gemäht werden, damit sich die Pflanzen dort gut entwickeln können, nur die Bereiche an den Anschlussstellen müssen aus Sicherheitsgründen wegen der besseren Sicht öfter zurückgeschnitten werden. Der ein oder andere Ausfall bei den Bäumen und Sträuchern sei zu verkraften, so hätten die anderen auch mehr Platz zum Wachsen. Bereits in wenigen Jahren werde es viel grüner entlang der A 8 sein.
Die Pansuevia und die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins, allen voran auch der Vorsitzende Martin Reiter, freuen sich derweil sehr auf ihr Projekt bei Zusmarshausen. Er sieht das auch als Chance für den Verein selbst, der sich verjüngen müsse. Wenn Kinder eingebunden werden können, Spaß daran haben und vielleicht eigene Parzellen bekommen, sei das für alle gut – sie selbst, den Verein und die Natur.