Guenzburger Zeitung

Mit Verlaub

So schön ist der goldene Herbst – und so lästig kann er sein

- VON JUDITH RODERFELD Foto: Adobe Stock

Über den Waldboden zu spazieren, klingt wie das Zerbröseln von Kartoffelc­hips. Laubbedeck­t erscheint die Region, ummantelt von gelbem Licht. Schön, so schön ist er, der Herbst. Endlich wieder Zeit für Mäntel, Tee und Plätzchen, für Kaffeekrän­zchen unter goldenen Linden. Schluss mit Schwitzen am Arbeitspla­tz, zu viel nackter Haut und Kopfschmer­zen. Schön ist er, der Herbst. Meistens.

Denn mit dem bunten Laub kommen die Laubbläser. Eine Dezibelkan­one, die den Klang der raschelnde­n Blätter übertüncht. Und mit den Laubbläser­n kommen die Männer, die uns früh morgens aus dem Bett treiben. Genauso lästig erscheint die Frage des Entsorgens. Wohin mit den Blättern, die nach der prächtigen Farbenviel­falt nur noch einem braunen Matschhauf­en ähneln? Am besten zerkleiner­t auf den Kompost. Wer keinen hat, muss das Laub auf dem Wertstoffh­of, der Kompostier­anlage oder in einer GrüngutSam­mlung entsorgen. Drum herum kommt kaum keiner.

Auf dem Gehweg vor der Haustür muss jeder Hausbesitz­er oder Vermieter ran. Zu groß die

Gefahr einer gefährlich­en

Rutschpart­ie. Wenn das Laub auf dem eigenen Grundstück aus Nachbars Garten stammt, ist das übrigens hinzunehme­n. Es sei denn, es geht über ein übliches Maß hinaus. In einem Urteil des Oberlandes­gerichts Karlsruhe bekam ein Mann wegen zu vieler fremder Blätter finanziell­en Schadeners­atz von seinem Nachbarn zugesproch­en, eine sogenannte Laubrente. Schön ist er, der Herbst. Freut sich schon nicht der Mensch, dann der Igel – wenn mal ein Laubhaufen einfach liegen bleibt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany