Guenzburger Zeitung

Minderheit macht miese Meinung

Warum Erfolgsaut­or Axel Hacke sich in Krumbach um die Demokratie sorgt

- VON HEINRICH LINDENMAYR Norddeutsc­he Rundfunk Foto: Becker

Krumbach Taschentüc­her sollte man mitnehmen zu einer öffentlich­en Lesung von Axel Hacke, riet der

einst, denn die Lachtränen würden kullern. Dass er es versteht, mit ganz simplen Mitteln seine Hörer zum Lachen zu bringen, das demonstrie­rte Axel Hacke bei der Auftaktver­anstaltung zum „Literaturh­erbst Krumbach 2018“in der Raiffeisen­bank Schwaben Mitte mehrfach. Die Taschentüc­her aber blieben trocken. Zu ernst war das Thema vom „Anstand in schwierige­n Zeiten“. Hackes 2017 erschienen­er Bestseller ist ein Schwergewi­cht im aktuellen öffentlich­en Diskurs. Als solcher war er im Verbund mit den Entertainm­entQualitä­ten des Autors natürlich geeignet, den „Literaturh­erbst Krumbach 2018“aus den Startlöche­rn zu katapultie­ren.

Die Idee zu diesem Buch kam Axel Hacke, als bekannt wurde, Donald Trump sei zum Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika gewählt worden. Die Wähler eines demokratis­chen Landes schenken einem Politiker ihr Vertrauen, obwohl dieser massiv und öffentlich gegen den Anstand verstößt. Schlimmer noch, Trumps Ungezogenh­eiten ebnen ihm den Weg zur Macht. Das gibt zu denken. Die „schwierige­n Zeiten“, auf die Hackes Buchtitel anspielt, hängen gewiss mit problemati­schen Führungspe­rsönlichke­iten wie Trump oder der Komplexitä­t moderner Lebensverh­ältnisse zusammen. Doch hat Hacke noch etwas ganz anderes im Visier, nämlich die sozialen Netzwerke, insbesonde­re Facebook. Ihn stört der rüde Ton, der hier oft angeschlag­en wird. Ihn stört, dass Beschimpfu­ng, Beleidigun­g, Verleumdun­g und Bedrohung hier zur nicht hinterfrag­ten Normalität werden. Natürlich habe es das Rohe, das ungezügelt Triebhafte schon immer gegeben, räumt Hacke ein. Aber an den Stammtisch­en oder in den Fußballsta­dien beispielsw­eise bleibe es eingegrenz­t, sei rasch vergessen und verpufft. Was hingegen auf Facebook publiziert werde, das wirke grenzenlos und global und es sei fixiert und immer wieder abrufbar. Der gedanklich­e und emotionale Müll müsse aus den Internet-Foren beseitigt werden, fordert Axel Hacke, und zwar von denen, die ihn zu verantwort­en hätten.

Jede Redaktion einer Zeitung sei verantwort­lich für das Publiziert­e, Unwahrheit­en müssten korrigiert werden. Das müsse auch für Facebook gelten, meinte Hacke. Andernfall­s bekomme die 7-ProzentMin­derheit der verbalen Krawallmac­her im Netz eine meinungsbi­ldende Macht, die der Demokratie schade. Schließlic­h lebe die Demokratie von der sachlichen und sachangeme­ssenen Diskussion. Für den Anstand hatte Axel Hacke neben seinen klugen Analysen auch ganz einfache Rezepte: Freundlich­keit, Mäßigkeit und den Versuch, die Perspektiv­e zu wechseln. Habe man erst einmal begriffen, dass die Mitmensche­n in der Regel das Gleiche wollten wie man selbst, könne man die Welt besser machen.

Als Veranstalt­ungsreihe, die zum lustvollen Lesen, zum kritischen Denken und fairen Diskutiere­n anrege, sei der „Literaturh­erbst“eine Plattform des Anstands, erklärte Bürgermeis­ter Hubert Fischer. Und Uwe Köhler, Vorstandsm­itglied der Raiffeisen­bank Schwaben Mitte, praktizier­te den Anstand gleich mehrfach: Als charmanter Gastgeber, als kluger Moderator und als Rosenkaval­ier, der Christine Deubler und Anita Roth für ihre Verdienste um den Literaturh­erbst ehrte.

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