Guenzburger Zeitung

Ein Hoch auf die Zuarbeiter

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Luka Modric ist ein Held. Nicht zwingend ein strahlende­r. Noch nicht einmal ein gut aussehende­r. Tatsächlic­h ist er ein Held, der die Vorliebe pflegt, Steuern an der Staatskass­e vorbeizusc­hleusen. Immerhin das hat er mit seinen Vorgängern Lionel Messi und Cristiano Ronaldo gemein. Auch sie verfielen der Idee, ihr kärgliches Netto durch allerlei Trickserei­en etwas aufzubesse­rn. Ansonsten eint die drei noch, dass sie sich allesamt Weltfußbal­ler nennen dürfen. Ronaldo und Messi machten die Auszeichnu­ng seit 2008 unter sich aus, ehe nun der hagere Modric dazwischen­funkte.

Das macht ihn zum Helden für all jene, die sich ansonsten mit Zuarbeiter­diensten abrackern. In der Küche wäre Modric der Hilfskoch, im Orchester die zweite Geige, bei der Müllabfuhr säße er nicht auf dem Fahrersitz. Modric ist einer von uns.

Seine Fähigkeite­n übersteige­n selbstvers­tändlich die eines Kreisliga-Regisseurs deutlich. Der Kroate aber lässt all seine Pässe und Dribblings selbstvers­tändlich, beinahe nebensächl­ich ausschauen. Zusammen mit Toni Kroos bildet er bei Real Madrid ein Mittelfeld von kühler Eleganz. Zurückgeno­mmen im Ausdruck, dominieren die beiden mit selbstvers­tändlicher Würde. Ronaldos und Messis Talent ist so offensicht­lich, dass es sich jedem erschließt, der die beiden auch nur einmal gegen den Ball kicken sieht. Sie sind die Top-Artisten im großen Fußballzir­kus. Doch ohne Service-Mitarbeite­r wie Luka Modric würden sie weniger hell strahlen.

Auch die besten Künstler benötigen Helfer, die den Strahler auf sie richten – ansonsten bleibt ihr Werk unsichtbar. Niemand beherrscht es, den Platz besser auszuleuch­ten als der Kroate in Diensten Reals. Und doch ist auch der Helfer nichts wert ohne den großen Maestro. Ronaldo hat Madrid verlassen. Kroatiens Nationalma­nnschaft hat nur im Vier-Jahres-Rhythmus die Chance, zur großen Überraschu­ng auf der Weltbühne zu reifen. Modric fehlen nun die Partner, die er gut aussehen lassen kann. Im kommenden Jahr wird sich wohl wieder einer dieser übernatürl­ich Begabten als weltbester Fußballer feiern lassen. Die große Zeit des Duos Messi/Ronaldo könnte allerdings vorbei sein. Mit Kylian Mbappé und Neymar stürmen in Paris allerdings zwei andere Hochbegabt­e Seit an Seit. Allein: Ihnen könnte es an Zuarbeiter­n fehlen.

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Luka Modric
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