Generationswechsel in der Sparkasse
Heute und morgen noch hat Walter Pache Sitzungen in München und Frankfurt. Dann ist Schluss als Vorstandsvorsitzender in Günzburg. Seinen Nachfolger hat er zum Abschlussgespräch mit unserer Zeitung gleich mitgebracht
Günzburg Klar, die Zahlen müssen stimmen. Das erwartet der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Günzburg–Krumbach von Kunden, die sich von seiner Bank Geld leihen wollen. Das erwartet er auch vom eigenen Unternehmen. Und doch ist Pache, der nach 23 Jahren den Sessel räumt und in den Ruhestand geht, kein Chef, der von Bilanzen träumt, die Welt in Soll und Haben aufteilt und zum Lachen die Tiefgarage aufsucht. „Es gibt auch ein Leben vor dem Tod“, sagt er beim Abschiedsbesuch in der Redaktion der Günzburger Zeitung, lächelt spitzbübisch und meint, den Satz werde er vermutlich am Freitag wiederholen.
Er spricht damit von der Zeit, die nun vor ihm liegt – ohne tägliche Konferenzen, ohne all die Posten, mit denen vorgestern eine Dienstreise nach Berlin verbunden war, heute eine nach München geht und morgen dann noch nach Frankfurt am Main.
Übermorgen werden sich andere ins Auto und in den Zug setzen – Richtung Günzburg. Das Ziel ist nachmittags die Verabschiedung des 65-Jährigen im Forum am Hofgarten. Mehr als 400 Personen sind geladen – viele davon sind Mitarbeiter der Sparkasse. „Ein bisschen Wehmut wird dann schon dabei sein, aber es soll kein Requiem werden“, sagt Pache, der am Dienstag beim Redaktionsbesuch davon sprach, wie sehr sich das Geschäft verändert habe. Der digitale Wandel ist nur ein Stichwort, wenngleich ein nicht zu unterschätzendes.
Was Pache nach eigenen Worten ein „Gefühl der Genugtuung“vermittelt, ist die Tatsache, dass die Sparkasse Günzburg–Krumbach unter allen in der Region „der Marktführer war, als ich gekommen bin und jetzt nach wie vor der Marktführer ist“. Er freut sich auch darüber, dass sich der aus Kommunalpolitikern bestehende Verwaltungsrat in all den Jahren nie versucht habe, politisch Einfluss zu nehmen, wenn es beispielsweise darum gegangen sei, ob oder wie weit man einer Firma mit Krediten entgegenkommen könne.
Was Pache noch gefällt: Mit Daniel Gastl sei der bestmögliche Nachfolger gefunden worden. Und das sage er nicht, um dem neben im Sitzenden „Honig ums Maul“schmieren zu wollen. Den erfahrenen Bankmanager beeindruckt, an welchen beruflichen Stationen der 39-Jährige, der ihm nachfolgt, bereits halt gemacht hat. Bei der Münchner Bank hat der gebürtige Dillinger (Abitur am Johann-Michael-Sailer-Gymnasium) sich zum Bankkaufmann ausbilden lassen und danach Betriebs- und Volkswirtschaft in Passau studiert. Anschließend war er für die Commerzbank tätig, danach für die global agierende Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit weltweit 200 000 Mitarbeitern (Umsatz 2017: 26,4 Milliarden US-Dollar).
Der examinierte Steuerberater wechselte im Herbst 2013 schließlich zur Sparkasse Schweinfurt, wo er zunächst die Kreditabteilung leitete, später zum stellvertreten Vorstandsmitglied und dann zum Vorstandsmitglied aufstieg. Als Gastl auf die Stellenanzeige in der Sparkassenzeitung aufmerksam wurde, hat er sich beworben. Von seinen Referenzen, aber auch seinem Auftreten in dem Auswahlverfahren waren die Verwaltungsräte einhellig überzeugt.
Gastl, Vater dreier Buben im Alter von sechs, vier und zwei Jahren, sagt: „Das war wie ein Geschenk für mich.“In Günzburg ist er seit rund vier Wochen. Denn der älteste der Söhne sollte hier als Abc-Schütze die Schule besuchen. Und mit Pache hat er in den vergangenen Tagen und Wochen ein gutes halbes Dutzend Großkunden besucht: Der eine verabschiedet sich, um den anderen als künftigen Sparkassen-Chef vorzustellen – wie es sich gehört, wenn die Botschaft vermittelt werden soll, dass Beständigkeit und Zuverlässigkeit unabhängig von dem Wechsel an der Spitze selbstverständlich weiter das Markenzeichen der Sparkasse bleiben wird.
Für Daniel Gastl schließt sich mit seiner Bestellung zum Vorstandsvorsitzenden ein Kreis. Denn der für Bankenkreise und für diese Position durchaus junge Mann (Pache war 42, als er in Günzburg anfing) kommt in eine Region zurück, die im wohl vertraut ist.
„Vertrauen“ist dann auch das Stichwort, das Gastl und Pache nicht nur einmal in den Mund nehmen. Er wolle mit der Sparkasse ein „verlässlicher Partner für alle Bürgerinnen und Bürger sein“, beschreibt der 39-Jährige die Herausforderung und zugleich den festen Vorsatz, die „erfolgreiche Geschäftspolitik“fortzusetzen.
Für Daniel Gastl ist die „professionelle Finanzberatung“das A und O, um „Bürger vor Lebensrisiken zu schützen“. Damit meint er die richtigen Schritte, um sich rechtzeitig finanziell gegen Altersarmut abzusichern. Damit will er junge Menschen ansprechen, denen beispielsweise das Eigenheim mithilfe der Bank ermöglicht werden soll. Und er erwähnt die Wichtigkeit verantwortungsvoller Kreditvergaben an Unternehmen. Die Gelder könnten helfen, Arbeitsplätze zu sichern.
„Wir sind nicht der billige Jakob“, sagt Pache und verweist darauf, dass die Sparkasse für ihre Finanzdienstleistungen durchaus etwas verlange. Das Girokonto zum Nulltarif gibt es nicht – deshalb werbe man auch nicht dafür, im Gegensatz zu mancher Großbank, die staatlicherseits gestützt werde.
Gastl drückt mit einem anderen Satz aus, dass er seinen Kunden auch nach einem Besuch immer in die Augen schauen will: „Wir sagen ,Auf Wiedersehen’, wenn wir gehen, und nicht ,Lebewohl’“.
Ein Wechsel und doch Beständigkeit