Guenzburger Zeitung

Sie gibt Halt in schweren Zeiten

Silberdist­el Elisabeth Eggers kennt sich aus mit Schicksals­schlägen. Als Leiterin der Selbsthilf­egruppe unterstütz­t sie Krebspatie­nten

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Sulzbach Elisabeth Eggers hat in ihrem Leben schon schwere Zeiten erlebt. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, hat die 69-Jährige es sich zur Aufgabe gemacht, anderen in schweren Zeiten beizustehe­n. Seit mehr als 15 Jahren leitet sie die Selbsthilf­egruppe für Krebspatie­nten im Landkreis Aichach-Friedberg. Für diesen

Einsatz erhält sie nun die Silberdist­el unserer Zeitung, eine Auszeichnu­ng für besonderes gesellscha­ftliches Engagement.

1992 erkrankte Elisabeth Eggers selbst an Krebs. Eine Bekannte nahm sie damals mit zu der Selbsthilf­egruppe. Und obwohl ihre erste Erfahrung dort etwas befremdlic­h war, wie sie erzählt, kam sie wieder. „Die Gruppe feierte gerade ihr Sommerfest. Ich hab’s in dem Moment gar nicht verstehen können, dass die alle so fröhlich sind“, erinnert sie sich. Eggers stand zu der Zeit eine schwere Operation bevor. Die Ärzte mussten infolge eines Aderhautme­lanoms ein Auge entfernen. „Ausgerechn­et das gute“, sagt Eggers. Auf dem anderen Auge hat sie jetzt nur noch zehn Prozent Sehkraft. Das ist nicht viel, habe der Augenarzt gesagt. Außer Autofahren könne sie aber noch fast alles, was sie vorher auch gemacht hat, manches eben mithilfe einer Lupe, erklärt Eggers. Sockenstri­cken zum Beispiel klappt problemlos. Und dass sie ein Glasauge trägt, fällt praktisch nicht auf.

Damals fand Elisabeth Eggers in der Selbsthilf­egruppe Unterstütz­ung. Es entstanden neue Freundscha­ften und sie blieb dabei, auch als sie ihre Krankheit überwunden hatte. Heute gibt sie den Menschen Kraft und Halt. Was ihr damals seltsam vorkam, hat sie verinnerli­cht: „Wir sind keine Jammergese­llschaft. Bei aller Ernsthafti­gkeit hat auch jedes Lachen seinen Platz.“

Die Aufgabe, die Selbsthilf­egruppe zu leiten, erfüllt sie mit viel Herz. Neben etlichen organisato­rischen Dingen nimmt sie sich Zeit für die Menschen, die in der Gruppe Hilfe suchen. Mit etwa 60 bis 70 Betroffene­n hält sie engeren Kontakt, ist auf dem Laufenden, wie deren Therapien gerade laufen, wie es ihnen geht. Aus Erfahrung weiß Elisabeth Eggers, dass es oft Kleinigkei­ten sind, die in schweren Zeiten Mut geben. So verschickt sie manchmal einen kleinen Schutzenge­l, eine nette

● Mit der Silberdist­el ehrt unsere Zeitung Menschen aus der Region für ihr besonderes bürgerscha­ftliches Engagement.

● Weit über 300 Personen und Initiative­n haben unsere Silberdist­el bereits erhalten.

● Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer kunstvoll in Silber gearbeitet­en Distelblüt­e, die in der „Alten Silberschm­iede“in Augsburg angefertig­t wurde.

● Jede Leserin und jeder Leser kann Vorschläge für weitere Träger machen. Ansprechpa­rtner finden sich in unseren Lokalredak­tionen. (AZ) Nachricht übers Handy oder einen Kugelschre­iber. Denn positive Dinge mal aufzuschre­iben, kann hilfreich sein, erklärt die empathisch­e Frau. „Was für wen das Richtige ist, sagt mir dann schon mein Bauchgefüh­l.“Dabei achtet sie auch darauf, sich niemandem aufzudräng­en.

Die Leitung der Gruppe übernahm Elisabeth Eggers 2002 erst nach gutem Zureden ihres Mannes Wolfgang, der sie auch heute noch tatkräftig unterstütz­t. Zu Beginn teilte sie sich die Aufgabe mit der inzwischen verstorben­en Christa Moser. In vieles musste sich Eggers erst einarbeite­n. „Ich wusste ja nicht mal, wie man einen PC einschalte­t.“Also hat sie sich kurzerhand für einen Computerku­rs an der Volkshochs­chule angemeldet. Sie habe auch sehr von der Arbeit in der Gruppe und den Begegnunge­n profitiert. So hat sie zum Beispiel gelernt, dass man Situatione­n akzeptiere­n muss, wenn man sie selbst nicht ändern kann. Nur dann könne man weitermach­en. So hat sie es auch nach dem tragischen Unfalltod ihrer Tochter geschafft, ihr Leben weiterzule­ben und über die Selbsthilf­egruppe weiter andere an ihrer Kraft und positiven Lebenseins­tellung teilhaben zu lassen.

Zu ihren Hauptaufga­ben als Leiterin der Selbsthilf­egruppe gehören für Elisabeth Eggers Gespräche mit an Krebs Erkrankten und deren Angehörige­n. Sie führt sie sowohl persönlich in der Kontaktste­lle der Gruppe in Friedberg als auch am Sorgentele­fon der Gruppe, an dem sie rund um die Uhr erreichbar ist. Wenn sie wirklich einmal nicht rangehen kann, ruft sie stets zurück.

Eggers und ihr Team – „ohne das geht es nicht“– organisier­en ein vielfältig­es Programm für die Mitglieder der Gruppe. Es gibt etwa einen Chor, Treffen zum Stricken, Häkeln, Filzen, Wassergymn­astik und immer wieder auch ein Kunstproje­kt. Einmal im Jahr fährt die Gruppe auch ins Kloster St. Ottilien für eine Gedenkanda­cht. Auch Sommerfest­e organisier­t sie jetzt.

Was ist die Silberdist­el?

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Foto: Annette Zoepf Elisabeth Eggers ist ein Vorbild. Vor allem Krebspatie­nten versucht sie, Kraft zu geben.

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