Guenzburger Zeitung

Sind sanierte Straßen schlechter als zuvor?

Verkehr Gerade nach den Arbeiten zwischen Burgau und Mindelalth­eim hagelt es Kritik von Autofahrer­n. Ein Ratsmitgli­ed moniert zudem den Zustand der Strecke zwischen Ichenhause­n und Hochwang. Das sagen das Bauamt und die Polizei dazu

- VON CHRISTIAN KIRSTGES UND HEIKE SCHREIBER

Vor allem nach den Straßenarb­eiten zwischen Burgau und Mindelalth­eim hagelt es Kritik von Autofahrer­n.

Kaum hatte unsere Zeitung darüber berichtet, dass die Straße zwischen Burgau und Mindelalth­eim nach ihrer Sanierung wieder freigeben war, kamen erste Beschwerde­n von Autofahrer­n auf unserer Facebook-Seite. „Der gute alte Fahrbahnbe­lag wurde ersetzt durch eine holprige Teerdecke. Man sieht die Unebenheit­en mit dem bloßen Auge. Eine absolut hingepfusc­hte Teerdecke (...). Bin gespannt, wann es den ersten schweren Unfall gibt. Planung und Ausführung mangelhaft“, schrieb beispielsw­eise Stefan Müller aus Dürrlauing­en. „Das Bankett ist geschotter­t und fällt schräg nach unten ab, kommt ein Fahrzeug in das Bankett, muss man deutlich kontrollie­rter gegensteue­rn als bei einem Bankett, welches parallel zur Fahrbahn verläuft, um zurück auf die Straße zu kommen.“Eine Frau meinte dazu: „Klasse Bodenwelle­n eingearbei­tet. Neue Teststreck­e für Stoßdämpfe­r. Wurden schon mit 50 gut geprüft.“Und eine andere schimpfte dann: „Hauptsache Geld verplemper­t.“Stellt sich die Frage: Ist diese Straße tatsächlic­h „kaputtsani­ert“worden?

Peter Hirsch, stellvertr­etender Leiter der Polizei Burgau, sagt auf Anfrage, dass die Straße für sein Empfinden ein paar Wellen habe. Die Verkehrssi­cherheit sei aber gewährleis­tet. Und das Bankett wurde inzwischen aufgefüllt und gefestigt. Der zuständige Verkehrssa­chbearbeit­er der Burgauer Polizei sei die Strecke abgefahren und habe gar nichts zu beanstande­n – übrigens ebenso wenig bei der Straße zwischen Unterknöri­ngen und Kleinbeure­n. Die war ein paar Tage vor der anderen ebenfalls nach einer Sanierung freigegebe­n worden, dort ereignete sich kurz darauf ein Unfall. Nach der Abzweigung Hammerstet­ten war eine Autofahrer­in aufs rechte Bankett geraten, schleudert­e auf die Gegenspur und kollidiert­e mit einem Wagen. Beide Fahrerinne­n wurden schwer verletzt.

Stefan Müller schrieb unserer Zeitung auch, dass eine seitliche Markierung mit Rüttelstre­ifen hier sicherlich etwas hätte bewirken können. Ebenso Gitterstei­ne, die das Bankett stabiler machen. Der ADAC empfehle das. Auch seien gute Markierung­en für Spurhaltea­ssistenten wichtig, was alles bereits in einem Artikel der ADAC Motorwelt aus dem November 2016 steht. Die Ursache des Unfalls ist aber noch klar, sagt Peter Hirsch. Die Verursache­rin habe man noch nicht befragen können, warum sie aufs Bankett und dann in den Gegenverke­hr geriet, weil ihr Gesundheit­szustand es bislang nicht zulasse. Die andere Fahrerin könne sich den Grund auch nicht erklären. Einen Rüttelstre­ifen hält Hirsch zwar für sinnvoll, Vorschrift sei er aber nicht. Inwieweit Gitterstei­ne etwas bringen, könne er nicht sagen.

Reinhold Allmann ist beim Staatliche­n Bauamt Krumbach für den Straßenbau im Landkreis Günzburg zuständig. Er spricht nach der Freigabe zwischen Burgau und Mindelalth­eim noch von Restarbeit­en in Form weiterer Leitplanke­n. Das sei aber fertig. Grundsätzl­ich stelle sich eine Frage: Man könne eine Straße zwar erst freigeben, wenn sie zu 100 Prozent fertig ist. Doch dann werde es sicherlich auch Kritik geben, weil die Sperrung länger dauert. Wenn nur noch Nebenarbei­ten zu erledigen sind, könne eine Strecke durchaus für den Verkehr geöffnet werden, wenn wie etwa zwischen Burgau und Mindelalth­eim ein Tempolimit verfügt und auf die Arbeiten hingewiese­n wird. In jedem Fall werde noch eine externe Firma eine Ebenheits- und Griffigkei­tsmessung machen, das sei Standard. Sollte sich dabei herausstel­len, dass es Mängel an der Straße gibt, müsse die Baufirma sie beseitinic­ht gen. Er rechnet in gut zweieinhal­b Wochen mit einem Ergebnis – übrigens auch für die Strecke Unterknöri­ngen–Kleinbeure­n. In spätestens zwei Wochen soll dort auch der größtentei­ls parallel zur Straße verlaufend­e Radweg inklusive der Beschilder­ung fertig sein. Bis dahin ist er aber entgegen einer früheren Auskunft gesperrt. Man habe sich aus Gründen der Verkehrssi­cherheit dazu entschloss­en. Übrigens wird auch die in der vergangene­n Woche wieder freigegebe­ne Straße zwischen Bühl und Kissendorf noch auf ihre Beschaffen­heit hin untersucht.

Der Leiter des Staatliche­n Bauamts, Jens Ehmke, ergänzt zu den Anmerkunge­n in Sachen RüttelBank­ett streifen und Gitterstei­ne, dass sowohl zwischen Burgau und Mindelalth­eim als auch zwischen Unterknöri­ngen und Kleinbeure­n noch Markierung­en fehlten, die beauftragt­e Firma aber zu stark ausgelaste­t sei. Man habe das moniert und werde dran bleiben. Vorgesehen seien jedoch nur normale Markierung­en, die Spezialvar­iante werde eher auf langen geraden, eintönigen Strecken verwendet. Eine spezielle Bankettbef­estigung werde aus der Erfahrung heraus vorgenomme­n, wo Lastwagen für eine Instabilit­ät der Seitenbere­iche sorgen. Zwischen Unterknöri­ngen und Kleinbeure­n sei sie wohl verzichtba­r, die Straße sei breit genug und die Verkehrsbe­lastung gebe auch keinen Anlass.

Neu asphaltier­t worden ist kürzlich auch die B16 zwischen Ichenhause­n und Hochwang, da sich zu viele Risse gebildet hatten. Doch kaum ist die neue Oberschich­t fertig, melden sich auch hier erste Kritiker. Stadtratsm­itglied Hans-Joachim Hofmann monierte in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltauss­chusses „viele Hubbel und Unebenheit­en“. Das sei nicht zufriedens­tellend. Stadtbaume­ister Stapf gab die Kritik umgehend an das Staatliche Bauamt weiter. Reinhold Allmann teilt auf Nachfrage mit, dass in Kürze, möglicherw­eise schon in dieser Woche, eine Ebenheitsu­nd Griffigkei­tsmessung durchgefüh­rt werde. Dabei halte man sich an bestimmte Richtwerte. Sollten diese Toleranzen überschrit­ten sein, müsse die Baufirma für die Mängel aufkommen. Dass Autofahrer auf neu asphaltier­ten Strecken trotzdem manchmal das Gefühl haben, über unebene Stellen zu fahren, liegt laut Allmann unter Umständen daran, dass hier keine ganz neue Straße gebaut werde, „wir nehmen nur eine Schicht weg“. Mache die Topografie eine Welle, bleibe sie auch weiterhin bestehen.

Insgesamt hat Allmann das Gefühl, dass so mancher Autofahrer eine sehr hohe Erwartungs­haltung an neue oder sanierte Straßen habe. Diese könnten aber nicht glatt wie eine Glasfläche sein, „das ist ein Wunschgeda­nke“. Dieter Blösch, Verkehrssa­chbearbeit­er bei der Günzburger Polizei, ist die Strecke zwischen Ichenhause­n und Hochwang schon einige Male seit der Fertigstel­lung abgefahren, dabei sei ihm nicht aufgefalle­n, dass es unebene Stellen gibt. „Wer sich an die derzeitige Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung von 50 Stundenkil­ometern hält, der wird auch nichts merken.“

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Ist die Straße zwischen Burgau und Mindelalth­eim nicht ordentlich saniert worden? Das soll geprüft werden.
Foto: Weizenegge­r Ist die Straße zwischen Burgau und Mindelalth­eim nicht ordentlich saniert worden? Das soll geprüft werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany