Sind sanierte Straßen schlechter als zuvor?
Verkehr Gerade nach den Arbeiten zwischen Burgau und Mindelaltheim hagelt es Kritik von Autofahrern. Ein Ratsmitglied moniert zudem den Zustand der Strecke zwischen Ichenhausen und Hochwang. Das sagen das Bauamt und die Polizei dazu
Vor allem nach den Straßenarbeiten zwischen Burgau und Mindelaltheim hagelt es Kritik von Autofahrern.
Kaum hatte unsere Zeitung darüber berichtet, dass die Straße zwischen Burgau und Mindelaltheim nach ihrer Sanierung wieder freigeben war, kamen erste Beschwerden von Autofahrern auf unserer Facebook-Seite. „Der gute alte Fahrbahnbelag wurde ersetzt durch eine holprige Teerdecke. Man sieht die Unebenheiten mit dem bloßen Auge. Eine absolut hingepfuschte Teerdecke (...). Bin gespannt, wann es den ersten schweren Unfall gibt. Planung und Ausführung mangelhaft“, schrieb beispielsweise Stefan Müller aus Dürrlauingen. „Das Bankett ist geschottert und fällt schräg nach unten ab, kommt ein Fahrzeug in das Bankett, muss man deutlich kontrollierter gegensteuern als bei einem Bankett, welches parallel zur Fahrbahn verläuft, um zurück auf die Straße zu kommen.“Eine Frau meinte dazu: „Klasse Bodenwellen eingearbeitet. Neue Teststrecke für Stoßdämpfer. Wurden schon mit 50 gut geprüft.“Und eine andere schimpfte dann: „Hauptsache Geld verplempert.“Stellt sich die Frage: Ist diese Straße tatsächlich „kaputtsaniert“worden?
Peter Hirsch, stellvertretender Leiter der Polizei Burgau, sagt auf Anfrage, dass die Straße für sein Empfinden ein paar Wellen habe. Die Verkehrssicherheit sei aber gewährleistet. Und das Bankett wurde inzwischen aufgefüllt und gefestigt. Der zuständige Verkehrssachbearbeiter der Burgauer Polizei sei die Strecke abgefahren und habe gar nichts zu beanstanden – übrigens ebenso wenig bei der Straße zwischen Unterknöringen und Kleinbeuren. Die war ein paar Tage vor der anderen ebenfalls nach einer Sanierung freigegeben worden, dort ereignete sich kurz darauf ein Unfall. Nach der Abzweigung Hammerstetten war eine Autofahrerin aufs rechte Bankett geraten, schleuderte auf die Gegenspur und kollidierte mit einem Wagen. Beide Fahrerinnen wurden schwer verletzt.
Stefan Müller schrieb unserer Zeitung auch, dass eine seitliche Markierung mit Rüttelstreifen hier sicherlich etwas hätte bewirken können. Ebenso Gittersteine, die das Bankett stabiler machen. Der ADAC empfehle das. Auch seien gute Markierungen für Spurhalteassistenten wichtig, was alles bereits in einem Artikel der ADAC Motorwelt aus dem November 2016 steht. Die Ursache des Unfalls ist aber noch klar, sagt Peter Hirsch. Die Verursacherin habe man noch nicht befragen können, warum sie aufs Bankett und dann in den Gegenverkehr geriet, weil ihr Gesundheitszustand es bislang nicht zulasse. Die andere Fahrerin könne sich den Grund auch nicht erklären. Einen Rüttelstreifen hält Hirsch zwar für sinnvoll, Vorschrift sei er aber nicht. Inwieweit Gittersteine etwas bringen, könne er nicht sagen.
Reinhold Allmann ist beim Staatlichen Bauamt Krumbach für den Straßenbau im Landkreis Günzburg zuständig. Er spricht nach der Freigabe zwischen Burgau und Mindelaltheim noch von Restarbeiten in Form weiterer Leitplanken. Das sei aber fertig. Grundsätzlich stelle sich eine Frage: Man könne eine Straße zwar erst freigeben, wenn sie zu 100 Prozent fertig ist. Doch dann werde es sicherlich auch Kritik geben, weil die Sperrung länger dauert. Wenn nur noch Nebenarbeiten zu erledigen sind, könne eine Strecke durchaus für den Verkehr geöffnet werden, wenn wie etwa zwischen Burgau und Mindelaltheim ein Tempolimit verfügt und auf die Arbeiten hingewiesen wird. In jedem Fall werde noch eine externe Firma eine Ebenheits- und Griffigkeitsmessung machen, das sei Standard. Sollte sich dabei herausstellen, dass es Mängel an der Straße gibt, müsse die Baufirma sie beseitinicht gen. Er rechnet in gut zweieinhalb Wochen mit einem Ergebnis – übrigens auch für die Strecke Unterknöringen–Kleinbeuren. In spätestens zwei Wochen soll dort auch der größtenteils parallel zur Straße verlaufende Radweg inklusive der Beschilderung fertig sein. Bis dahin ist er aber entgegen einer früheren Auskunft gesperrt. Man habe sich aus Gründen der Verkehrssicherheit dazu entschlossen. Übrigens wird auch die in der vergangenen Woche wieder freigegebene Straße zwischen Bühl und Kissendorf noch auf ihre Beschaffenheit hin untersucht.
Der Leiter des Staatlichen Bauamts, Jens Ehmke, ergänzt zu den Anmerkungen in Sachen RüttelBankett streifen und Gittersteine, dass sowohl zwischen Burgau und Mindelaltheim als auch zwischen Unterknöringen und Kleinbeuren noch Markierungen fehlten, die beauftragte Firma aber zu stark ausgelastet sei. Man habe das moniert und werde dran bleiben. Vorgesehen seien jedoch nur normale Markierungen, die Spezialvariante werde eher auf langen geraden, eintönigen Strecken verwendet. Eine spezielle Bankettbefestigung werde aus der Erfahrung heraus vorgenommen, wo Lastwagen für eine Instabilität der Seitenbereiche sorgen. Zwischen Unterknöringen und Kleinbeuren sei sie wohl verzichtbar, die Straße sei breit genug und die Verkehrsbelastung gebe auch keinen Anlass.
Neu asphaltiert worden ist kürzlich auch die B16 zwischen Ichenhausen und Hochwang, da sich zu viele Risse gebildet hatten. Doch kaum ist die neue Oberschicht fertig, melden sich auch hier erste Kritiker. Stadtratsmitglied Hans-Joachim Hofmann monierte in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses „viele Hubbel und Unebenheiten“. Das sei nicht zufriedenstellend. Stadtbaumeister Stapf gab die Kritik umgehend an das Staatliche Bauamt weiter. Reinhold Allmann teilt auf Nachfrage mit, dass in Kürze, möglicherweise schon in dieser Woche, eine Ebenheitsund Griffigkeitsmessung durchgeführt werde. Dabei halte man sich an bestimmte Richtwerte. Sollten diese Toleranzen überschritten sein, müsse die Baufirma für die Mängel aufkommen. Dass Autofahrer auf neu asphaltierten Strecken trotzdem manchmal das Gefühl haben, über unebene Stellen zu fahren, liegt laut Allmann unter Umständen daran, dass hier keine ganz neue Straße gebaut werde, „wir nehmen nur eine Schicht weg“. Mache die Topografie eine Welle, bleibe sie auch weiterhin bestehen.
Insgesamt hat Allmann das Gefühl, dass so mancher Autofahrer eine sehr hohe Erwartungshaltung an neue oder sanierte Straßen habe. Diese könnten aber nicht glatt wie eine Glasfläche sein, „das ist ein Wunschgedanke“. Dieter Blösch, Verkehrssachbearbeiter bei der Günzburger Polizei, ist die Strecke zwischen Ichenhausen und Hochwang schon einige Male seit der Fertigstellung abgefahren, dabei sei ihm nicht aufgefallen, dass es unebene Stellen gibt. „Wer sich an die derzeitige Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 Stundenkilometern hält, der wird auch nichts merken.“