Erster Auslauf für die Bibberle
Nach 21 Tagen in der Brutmaschine und wochenlanger Aufzucht im Stall dürfen die jungen Hühner mittlerweile bereits unter Aufsicht ins Freie
Evis Sommerabenteuer geht in die Zielgerade. Die kleinen Hühner, die sie in einem Brutapparat im Wohnzimmer zum Schlüpfen brachte und deren Aufzucht wir in zwei vorangegangenen Teilen verfolgt haben, sind mit ihren zwei Monaten dem Bibberle-Dasein langsam auf Besuch vorbei. Das Gitter diente also vor allem dem Schutz der Jungtiere.
Am ersten Tag im Sommerdomizil trauten sich die Kleinen kaum unter dem schützenden Dach hervor. Das neugierige und freche Erstgeschlüpfte musste den Anfang machen. Erst dann fassten auch die Artgenossen Mut, sich endlich einmal den Wind durch die Federn wehen zu lassen. Die Hitliste der folgenden Küken-Lieblingstätigkeiten: scharren, picken, den Bauch im Gras reiben, in der Wiese stochern, mit dem Schnabel Ameisen anvisieren und nicht treffen.
Bereits am zweiten Nachmittag: Gefahr von oben! In Windeseile rannte die gesamte Herde in den hölzernen Unterstand, den Evi zusätzlich im vergitterten Gehege aufgestellt hatte. Ein gefährlicher Spatz hatte den Auslauf überflogen. Für Evi der Beweis, dass der Fluchtinstinkt ihrer Schar schon zu diesem Zeitpunkt voll entwickelt war. Gut zu wissen, denn die Hühner sollen auch in Zukunft, wenn sie allein im Garten unterwegs sind, bei einer Bedrohung möglichst schnell ins Gebüsch oder in den Stall rennen.
Mittlerweile unternimmt Evi kontrollierte Spaziergänge. Auf die Metallschüssel, an die sie mit den Fingern klopft, wenn sie Salat, gekochte Erdäpfel oder Spaghetti als Leckerbissen bringt, reagieren die neuen Gartenbewohner verlässlich und folgen ihrer menschlichen Mama überall hin – unter den Apfelbaum, hinter das Haus und zum Tomatenbeet. Danach geht es zurück ins Gehege oder in den Stall.
Evis nächste Idee zur Bespaßung der gackernden Schar: Sie möchte demnächst Laub zusammenkehren und Futter darunter verstecken. Denn auch Hühner lieben es, mit neuen Aufgaben herausgefordert zu werden.
Das Appenzeller Barthuhn gehört übrigens zu den vom Aussterben bedrohten Rassen. Es wird in Fachkreisen als ein robustes, für raues Klima geeignetes Huhn beschrieben, temperamentvoll und stolzer Haltung. Evi möchte diesen Stolz besser kennenlernen. Darum verbringt sie neben der Arbeit möglichst viel Zeit beim Hühnerstall. Irgendwie steckt doch in jedem Tierbesitzer ein Verhaltensforscher.