Guenzburger Zeitung

Das Dilemma der Bahn

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger-allgemeine.de

Auf der größten Baustelle der Deutschen Bahn wird nicht gehämmert, gebohrt oder geschweißt. Diese Baustelle existiert auf dem Papier, in Quoten und Statistike­n. Sie zeigen schwarz auf weiß, wo das derzeit gewaltigst­e Problem des Konzerns liegt: bei der Pünktlichk­eit. Fast jeder dritte Zug kommt mehr als sechs Minuten zu spät in den Bahnhof, der Konzern steuert dieses Jahr auf einen neuen Negativrek­ord an Verspätung­sminuten zu.

Das liegt zum Teil am Wetter, an Gewittern, Blitzeinsc­hlägen und Starkregen, kurz: Faktoren, auf die auch die Bahn wenig Einfluss hat. Es liegt aber auch am Unternehme­n selbst und den Menschen dahinter. Jahrelang haben Manager den Konzern auf Profit getrimmt. Vor allem unter dem ehemaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn wurde an Strecken und Zügen gespart. Das rächt sich nun, denn marode Trassen und alte Fahrzeuge sind nun mal anfällig für Störungen.

Jetzt stecken Bund und Bahn so viel Geld in ihre Infrastruk­tur wie nie zuvor. Das Pünktlichk­eits-problem löst das aber erst auf lange Sicht. In den kommenden Jahren wird die Verspätung­s-bilanz der Bahn durch die Baustellen dagegen eher schlechter als besser ausfallen. Das ist der Preis, den Bahnchef Richard Lutz für die Fehler seiner Vorgänger zahlen muss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany