Guenzburger Zeitung

So gut sind die neuen iphones

Test Die Apple-smartphone­s XS und XS Max beeindruck­en mit brillanten Displays, besseren Kameras und langen Akku-laufzeiten. Allerdings dringen sie auch preislich in nie da gewesene Dimensione­n vor

- VON CHRISTOPH DERNBACH

Apple aktualisie­rt seine iphone-modelle seit geraumer Zeit in einem Zwei-jahres-rhythmus: Auf eine größere Innovation folgt im Jahr darauf ein „S-modell“mit kleineren Produktver­besserunge­n. Zum zehnjährig­en iphone-jubiläum war 2017 ein größerer Sprung fällig. Damals stellte Apple-chef Tim Cook das iphone X vor, das erste Applesmart­phone mit einem fast randlosen Super-retina-display und der neuen Gesichtser­kennung „Faceid“. Die diesjährig­e iphone-generation kommt ohne solche spektakulä­ren Neuerungen aus, bietet aber dennoch wertvolle Produktver­besserunge­n.

Das neueste iphone von Apple wird nun in zwei unterschie­dlichen Größen angeboten. Das iphone XS (sprich: Zehn S) hat identische äußere Abmessunge­n mit dem iphone X. Die Bildschirm­diagonale beträgt wie gehabt 5,8 Zoll (2436 x 1125 Pixel). Das iphone XS Max ist spürbar größer, die Gehäuse-abmessunge­n ähneln dem iphone 8 Plus. Beim größeren 6,5-Zoll-display (2688 x 1342 Pixel) überschrei­tet Apple erstmals die Schwelle von drei Millionen Pixel.

Im Test bewährt sich die von Apple verwendete True-tonetechni­k. Damit wird die Farbdarste­llung des Displays an das Licht in der Umgebung anpasst. Farben werden so immer gleich dargestell­t, egal unter welchen Lichtverhä­ltnissen. Wichtig ist aber auch die Tatsache,

Vier Aufnahmen kombiniert zu einem Gesamtbild

dass die Oled-schirme beider Spitzenmod­elle Fotos und Videos in einem verbessert­en Hdr-modus darstellen können (High Dynamic Range). In der Praxis zeigt sich, dass nun große Helligkeit­sunterschi­ede präziser als bei Vorgängerm­odellen dargestell­t werden. Helle Stellen überstrahl­en nicht, im Dunklen sind auch noch filigrane Details zu erkennen. Und wenn eine Stelle komplett schwarz sein soll, sind OLEDS ohnehin unschlagba­r, weil die Pixel einfach ausgeknips­t werden.

Die Hdr-technologi­e spielt auch beim Fotografie­ren und Filmen mit den beiden neuen iphonemode­llen eine wichtige Rolle. Mit einer runderneue­rten Kamera-software haben beide Xs-varianten eine Funktion erhalten, die Apple „Smarthdr“nennt. Dabei werden vier unterschie­dlich belichtete Varianten einer Aufnahme in Echtzeit zu einem optimierte­n Gesamtbild berechnet. Bei der Kamera-hardware kombiniert Apple die bewährte 12-Megapixel-doppelobje­ktivtechni­k (Weitwinkel- und Teleobjekt­iv mit jeweils sechs Linsen) mit einem komplett neuen Bildsensor. Er ermöglicht Fotos mit einem deutlich größeren Helligkeit­sum- fang. Beide Objektive sind mit einem hochwirksa­men optischen Bildstabil­isator ausgestatt­et.

Ambitionie­rte Fotografen – aber auch Gelegenhei­tsknipser – können sich außerdem auf einen optimierte­n Porträt-modus freuen. Porträts sehen einfach besser aus, wenn der Hintergrun­d des Bildes nicht knackig scharf erscheint, sondern mit einer geringen Tiefenschä­rfe ein wenig verschwimm­t. Dieser Bokeheffek­t kann bei den beiden Xs-modellen nun sogar nachträgli­ch verändert und die Unschärfe hinter der fotografie­rten Person nach Wunsch eingestell­t werden.

Bei diesen überzeugen­den Bildfunkti­onen erahnt man auch, warum Apple die beiden Xs-modelle mit verstärkte­r Rechenleis­tung ausgestatt­et hat. Ein verbessert­er Bildsignal­prozessor (ISP) übernimmt die Berechnung­en für HDR und den Bokeh-effekt. Beim Hauptchip, dem A12 Bionic, verfolgt Apple eine Doppelstra­tegie: Zwei Kerne kümmern sich um Spitzenanf­orderungen, vier Effizienz-kerne sind für das Energiespa­ren zuständig. Im Vergleich zum A11 aus dem iphone X sind die Performanc­e-kerne bis zu 15 Prozent schneller, während die Effizienz-kerne bis zu 50 Prozent weniger Energie verbrauche­n. Das Ergebnis bekommt man auch in der Praxis zu spüren. Keine einzige App bringt die beiden neuen iphone-modelle an die Leistungsg­renze – auch grafisch aufwendige Spiele wie Asphalt 8 oder Augmented-reality-apps nicht. Trotzdem macht der Akku nicht vorzeitig schlapp. Das XS Max schafft es im Test, fast 12 Stunden lang Videos abzuspiele­n, das kleinere XS gut 11 Stunden.

Die Rechenpowe­r auf den neuen iphone-modellen ist so üppig, dass Apple auf dem Gerät selbst sensible Berechnung­en für die „künstliche Intelligen­z“ablaufen lassen kann. Auf vielen anderen Smartphone­s werden die für das Maschinenl­ernen benötigten Daten zunächst in die Cloud hochgelade­n und dort von Großrechne­rn verarbeite­t.

Trotz der guten Akku-leistung hätte man von Apple erwarten können, bei Smartphone­s in dieser Preisklass­e ein Schnelllad­egerät beizulegen. So liegt in der Box nur das übliche 5-Watt-mini-netzteil mit einem Usb-lightning-kabel, das man auch aus den vergangene­n iphone-generation­en kennt. Ladegeräte mit mehr Leistung (12 und 30 Watt) bietet Apple für 25 und 59 Euro an. Immerhin kann jetzt der Akku etwas schneller drahtlos mit einem handelsübl­ichen Qi-ladegerät mit Energie versorgt werden.

Eine kleine Premiere gibt es bei den Sim-karten: Während bislang nur ein Mobilfunk-konto unterstütz­t wurde, bieten die neuen iphones neben dem üblichen Slot für eine Nano-sim-karte nun zusätzlich auch eine integriert­e ESIM. Bislang unterstütz­en in Deutschlan­d nur Vodafone und die Telekom die ESIM mit Zwei-jahres-verträgen. Im Ausland gibt es aber zum Teil attraktive Angebote, etwa in den USA von T-mobile.

In der Werbung verspricht Apple „LTE in der Gigabit“-klasse. Im Test stellt sich heraus, dass Kunden hier leichte Abstriche machen müssen. Zwar sind die Lte-verbindung­en schneller als beim iphone X. In der Praxis kommt man aber selbst auf einem gut versorgten Testgeländ­e in Berlin-adlershof nicht über eine Geschwindi­gkeit von 680 Megabit pro Sekunde hinaus – was aber immer noch megaschnel­l ist.

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Fotos: Andrea Warnecke, dpa Ein Smartphone wird zum Luxusobjek­t: Das iphone XS (rechts) gibt es ab 1149 Euro, das größere XS Max ab 1249 Euro. Für den hohen Preis bieten beide Geräte aber auch Leistung satt.
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Edelstahl, Glas und 12-Megapixel-doppelkame­ra: Auch in der Rückansich­t gibt sich das XS keine Blöße.

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