Guenzburger Zeitung

Sündenbock Seehofer

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Sündenböck­e kennt fast jeder. Die Gattung hat eine lange Geschichte. Historisch gesehen geht der Sündenbock auf das Alte Testament zurück. Eine Erzählung dazu steht in Levitikus 16. Sie lautet verkürzt, dass die Missetaten und Übertretun­gen der Israeliten durch das Auflegen der Hände stellvertr­etend auf einen Ziegenbock übertragen werden.

Wir wissen natürlich nicht, wer zuletzt alles seine schmutzige­n Hände an Horst Seehofer gelegt hat, um Sünden zu übertragen. Tatsache aber ist: Dieser Tage bekommt der CSU-CHEF zu spüren, dass das Los, als Sündenbock ausgewählt worden zu sein, kein leichtes ist.

Seehofer selber beschreibt sein Schicksal völlig zutreffend: „Das ist der modernste Sport im Moment. Ich bin an allem schuld, jetzt auch an der Situation der SPD. Ich bin an dem schwedisch­en Wahlergebn­is ursächlich, ich bin in Hessen ursächlich, ich bin für alles ursächlich.“

Richtig ist: Wo es keine Gelassenhe­it im Umgang mit Fehlern gibt, ein hoher Erfolgsdru­ck und ein personalis­ierendes Denken herrscht, werden Menschen gerne zum Sündenbock gemacht. Vor und nach Wahlen tritt diese Konstellat­ion häufig ein. Und am 14. Oktober wird in Bayern gewählt.

Der zuletzt, vorsichtig formuliert, politisch unglücklic­h agierende Csu-grande Seehofer ahnt wohl schon, was in diesem Zusammenha­ng noch auf ihn zukommen könnte. Denn der Sündenbock wird traditione­ll in die Wüste geschickt – und mit ihm natürlich auch die ganzen Sünden. Ein passender Termin könnte in der Woche nach den Landtagswa­hlen gefunden werden. Man kann Seehofer nur zuraten, genügend Wasser mitzunehme­n. Denn Wüsten können trocken sein.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany