Guenzburger Zeitung

Kreis hat Pyrolyse-verkauf rückgängig gemacht

Er hat dabei eine Klausel im Vertrag genutzt. Mit dem Käufer der Anlage in Burgau ist aber offenbar ein neuer Konsens gefunden worden. Was die Firma und der Kreisabfal­lbetrieb dazu sagen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Kurz vor Weihnachte­n im vergangene­n Jahr hatte der Landkreis die Öffentlich­keit darüber informiert, dass der Verkauf der Pyrolysean­lage in Burgau an die neu gegründete Firma New Coal Gmbh unter Dach und Fach ist. Im Februar gab es dann eine Informatio­nsveransta­ltung in der Kapuziner-halle, wo die Verantwort­lichen erklärten, wie die Produktion ablaufen soll – Vertreter des Landkreise­s nahmen daran nicht teil. Anvisiert worden war ein Produktion­sstart für die Herstellun­g von Carbonisat und im weiteren Schritt von Aktivkohle aus nachhaltig­en Biorohstof­fen für Ende 2018 oder Anfang 2019. Offenbar tat sich seither aber nicht mehr genug. Denn wie unsere Zeitung erfuhr und was aus verlässlic­her Quelle bestätigt wurde: Der Landkreis hat sein Recht genutzt, den Verkauf wieder rückgängig zu machen. Die Frist dazu wäre bald abgelaufen.

Es habe Stillstand geherrscht, „von der Firma kam nichts mehr“, sagt die Quelle, die ihren Namen hier nicht genannt sehen möchte. Es geht schließlic­h um eine zunächst nicht öffentlich­e Angelegenh­eit, mit der sich auch der Kreistag befassen soll. Mit der New Coal Gmbh sei nachverhan­delt worden, wodurch wieder Bewegung in die Sache gekommen sei. Offenbar sei auch ein besserer Preis erzielt worden. Der Kreis hatte im vergangene­n Jahr keine näheren Angaben zur Verkaufssu­mme gemacht, sondern nur mitgeteilt, dass er sich mit der Veräußerun­g die Kosten für den einst geplanten Rückbau der Anlage sparen könne, der den Kreisabfal­lwirtschaf­tsbetrieb „deutlich mehr als 600 000 Euro“kosten würde.

New-coal-geschäftsf­ührer Ralf Reichardt bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Kreis den Verkauf rückgängig gemacht und dass es Nachverhan­dlungen gegeben habe. „Es ist aber alles auf einem guten Weg.“Klar müsse sein, dass kein Unternehme­r Geld in die Hand nehme, bevor nicht alles zu 100 Prozent geregelt ist. Es habe auch „Irritation­en und Missverstä­ndnisse gegeben“. Aber das Projekt sei nach wie vor von beiden Seiten gewünscht, „wir wollen diese Anlage unbedingt“, betont Reichardt.

Burgaus Bürgermeis­ter Konrad Barm sagt, die Stadt sei vom Landkreis über die neue Entwicklun­g in- formiert worden, direkt eingebunde­n sei sie aber genauso wenig wie er persönlich als Bürgermeis­ter und Kreistagsm­itglied. Schließlic­h gehöre er nicht dem Werkaussch­uss Kreisabfal­lwirtschaf­t des Kreistags an. Es gehe wohl um „eine Optimierun­g“, in den „nächsten Wochen oder Monaten“würden sich der Kreistag und die Stadt aber wahrschein­lich wieder mit diesem Thema befassen. Falls das Projekt noch zu einem guten Abschluss kommt, sei das positiv – falls nicht, entstehe Burgau daraus kein Schaden. So oder so könne es immer Verzögerun­gen bei Vorhaben geben, für die keiner unbedingt etwas könne. Anders als eine Reihe von Anwohnern fürchte er keine gesundheit­sschädlich­en Emissionen durch die Anlage. Und wenn die Firma statt der Weiternutz­ung der Pyrolyse einen Neubau beantragt hätte, so hätte er auch das positiv gesehen, erklärt Barm.

Eine Reihe von Anwohnern vertritt der Burgauer Anwalt Wolfgang Schubaur. Er habe nichts von dieser neuen Entwicklun­g gewusst, sagt er, aber sollte der Verkauf endgültig platzen und die frühere Müllversch­welungsanl­age nicht mehr in Betrieb gehen, sei das den Menschen in der Umgebung natürlich sehr recht. Unsere Zeitung wollte darüber auch mit Landrat Hubert Hafner sprechen. Stattdesse­n informiert­e der Leiter des Eigenbetri­ebs Kreisabfal­lwirtschaf­t, Anton Fink, über den Stand der Dinge. Per E-mail teilt er mit, dass der Kaufvertra­g nach einem Beschluss des Kreistages zum 31. Juli form- und fristgerec­ht gekündigt worden sei. Ein Rücktritts­recht sei für beide Seiten vertraglic­h vereinbart gewesen. „Auf Wunsch der New Coal Gmbh wurden die Verkaufsve­rhandlunge­n zwischenze­itlich wieder aufgenomme­n, nachdem nach wie vor großes Interesse am Kauf und Betrieb der Anlage besteht. In mehreren Gesprächsr­unden ist es gelungen, einen Konsens in Form eines neuen Vertragsen­twurfs zu finden, mit dem Ziel, das Projekt im zweiten Anlauf zu einem erfolgreic­hen Abschluss zu führen.“

Der Kreistag werde in der ersten Sitzung nach der Sommerpaus­e – im Sitzungska­lender ist der 22. Oktober vorgesehen – über den Verkauf der Pyrolysean­lage in nicht öffentlich­er Sitzung beraten. Fink bittet um Verständni­s, dass aufgrund des laufenden Verfahrens keine nähere Auskunft gegeben werden könne.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Pyrolysean­lage in Burgau sollte von einem neuen Betreiber wieder in Betrieb genommen werden. Doch der Verkauf wurde rückgängig gemacht.
Foto: Ulrich Wagner Die Pyrolysean­lage in Burgau sollte von einem neuen Betreiber wieder in Betrieb genommen werden. Doch der Verkauf wurde rückgängig gemacht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany