Das Unscheinbare erweckt seine Neugierde
Der Landsberger Julius Negele zeigt seine Werke in der Burgauer Galerie
Burgau Bilder von Julius Negele sind zurzeit in der Burgauer Galerie zu sehen. Jetzt eröffnete die Ausstellung, die den gesamten Oktober über zu sehen ist. Der Landsberger Julius Negele ist kein Unbekannter, doch ist er diesmal mit gegenständlichen „Szenerien“nach Burgau gekommen. Seine abstrakten Werke hat er nicht mitgebracht.
Julius Negele war von Beruf Grafiker und Fotograf, hat als Gestalter besonders künstlerischer Buchumschläge auch Preise gewonnen. Das war sein Brotberuf, den er bis zur Verrentung auch ausgeübt hat. Doch seine wahre Leidenschaft galt und gilt der Malerei. Die umfangreiche Ausstellung in der Burgauer Galerie zeigt dennoch deutlich seinen fotografischen Blick auf seine Umgebung. „Das Unscheinbare, das, was neben dem eigentlichen Geschehen entdeckt werden kann, erweckt meine Neugierde.“Negele ist aber nicht mit der Kamera unterwegs, er führt auch kein Skizzenbuch mit. Seine Optik sind die Augen, mit denen er das Ungewöhnliche scannt und zu Hause auf Leinwand wiedergeben kann. Das muss nicht sofort sein. Er könne, erklärt Negele, einmal Gesehenes im Gedächtnis abspeichern und immer wieder aufrufen. Dann aber ist es nicht ein Ersatzfoto, sondern eine Art Collage: Julius Negele setzt seine Wahrnehmungen in neue Zusammenhänge, er löst seine gesichteten Objekte aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang und gibt ihnen damit auch eine neue, wohl auch andere Qualität. So bildet er nur scheinbar ab. Seine Werke sind Schöpfungen, in die Ideen, Anregungen, Entdecktes einfließen.
Astrid Thum stellte in ihrer Eröffnungslaudatio fest, dass Negele weniger das Offensichtliche als vielmehr das vermeintlich Nebensächliche die Szenerie beherrschen lässt.
Die überwiegend mittelformatigen Acrylmalereinen zeigen, dass Negele in den Maltechniken und Stilmitteln versiert ist, mal spürt er in Farbgebung und Maltechnik der Renaissance nach, mal erprobt er die impressionistische Malweise. Und wenn er sich mit einer kunstgeschichtlichen Epoche auseinandersetzt, dann will er das umfassend tun, erklärt Julius Negele. Und so habe er sich auch intensiv mit der Renaissance beschäftigt: mit den typischen Maltechniken ebenso wie mit der Farbgebung und der Mode der Zeit.
Trotz dieser Vielfalt kann man durchaus typische Negele-merkmale erkennen, die seinen gegenständlichen Bildern eigen sind. Die Frauen, die er in Burgau zeigt, schauen nie frontal auf den Betrachter. Ihr Blick ist tief aber nicht zwingend, ein Blick, der die Vorstellungskraft des Betrachters anregt. „Der Blick der dargestellten Figuren,“so das Fazit von Astrid Thum, „verweist auf die tieferen Schichten des Bewusstseins.“
Ergänzt werden die zahlreichen Abbildung von Frauen in den unterschiedlichsten Lebenslagen und Bewegungen durch faszinierende Tierbilder, in denen Julius Negele die Seele seiner Modelle ergreifend widerspiegelt.
ODie Ausstellung „Szenerien“von Julius Negele ist noch bis 4. November während der üblichen Geschäftszeiten in der Burgauer Galerie, Norbert-schuster-straße 6, zu sehen.